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Opferstockdiebstahl in Wiener Kirchen – 3.5 Jahre Haft

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Landesgericht Wien.

Landesgericht Wien.

(Wien, im März 2013) Kirche und Staat sind in Österreich seit dem josefinischen „Toleranzpatent“ von 1781 getrennt. Das ermöglichte Gesinnungsfreiheit und vom Katholizismus abweichende Weltanschauungen. 1867 floss die Grundhaltung in das Staatsgrundgesetz ein. Manchmal gehen Religion und Staat 2014 eine enge Kooperationsgemeinschaft ein.

Kaum mehr als eine viertel Stunde dauert am 20. März 2014 der Prozess am Landesgericht Wien gegen Zdenko Balaz. Er hat Opferstöcke in katholischen Kirchen trickreich bestohlen. Staatsanwältin Susanne Kerbl-Cortella, die schon den ungläubigen Richard Steiner zur Strecke bringen wollte, klagte ihn scharf an (112 Hv 1/14h).

Balaz hat kein Geld und Verfahrenshilfe beantragt. Anwalt Oliver Koch wurde zugeteilt. Im Gerichtssaal sitzt, es ist ein Zeitungsfall, Marcus Januschke. Der Lange-Matten-Träger kann aber nichts bewegen.

Schuldig

Der Angeklagte bekennt sich voll schuldig. Es ist ein Pflichtverteidigungsfall. Anwälte wollen damit wenig Arbeit. „Bekennen Sie sich schuldig!“ lautet die immergleiche Aufforderung 15 Minuten vor Prozess durch den Armenanwalt. Diese Taktik bringe angeblich günstigen Wind und Strafmilderung. Nun ja, nicht immer.

Der Fall ist klein und schnell erzählt. Der Slowake wurde ab 10. Oktober 2013 mit Opferstockdiebstählen auffällig. Am 9. September 2013 aus der Justiz entlassen, verlief Arbeitssuche in Slowakei und Tschechien hoffnungslos. Nicht ganz hoffnungslos war der Start nach der Entlassung: Er bekam 3.760 Euro Entlassungsgeld nach einer mehrjährigen Haft (ebenso Diebstähle), da er in der Justiz im Einsatz war. Arbeit in Haft und Arbeit in Freiheit sind jedoch zwei paar Schuhe. Im Prozess gibt er zu Protokoll: „Ich musste für Hotel und Essen zahlen. Das Geld ist mir langsam ausgegangen.“

Mit Eigenangaben ist der Slowake sparsam. Richter Thomas Spreitzer hakt ein: „Dann sind Sie nach Österreich zurück gekommen?“ Angeklagter: „Ja, um die Diebstähle zu begehen, weil ich kein Geld mehr hatte.“ Richter: „Sie brauchten das Geld zum Leben, sagten Sie. Wissen Sie noch Ihren Tagesablauf?“ Angeklagter: „Nein.“

Haftlohn rasch verbraucht

Nach nur einem Monat waren 3.700 Euro Entlassungsgeld durchgebracht. Womit, weiß der Mann nicht mehr oder will es nicht sagen. Ab 10. Oktober 2013 begann er mit Opferstockmardereien. Von Montag bis Freitag ging er seine Runden. Die Ausbeute betrug nach Eigenangaben im Gericht 20-30 Euro pro Tag (50 Euro im Polizeiprotokoll). Angeklagter: „Es war nicht viel.“ Richter: „Das Geld, das Sie herausgezogen haben, haben Sie fürs Hotel und fürs Essen ausgegeben?“ Angeklagter: „Ja.“ Zirka 50 Tage lief das so. Er hatte seine fixe Route. Richter: „Wie viele Kirchen haben Sie am Tag besucht?“ – „Ich bin in sechs Kirchen reingegangen, aber nicht jeden Tag.“

Es wird kurz an Hand des Stadtplanes rekonstruiert, welche Kirchen es waren. Gesichert sind nur die Paulanerkirche in der Paulanergasse 4 im 4. Bezirk und die prächtige Jesuitenkirche Am Hof nahe Schottentor. Ursprünglich wurde dem Angeklagten Seriendiebstahl in insgesamt sechs Wiener Kirchen vorgeworfen. Die Staatsanwältin modifiziert die Anklage in den Wortlaut „in zwei Kirchen sowie in vier namentlich nicht ausforschbaren Kirchen“.

Es geht ruckzuck in diesem Prozess. Richter fragt noch einmal: „Haben Sie versucht Arbeit zu finden?“ Angeklagter: „Ja, in der Slowakei und Tschechien. Da hatte ich aber keine Chance. Ich habe kein Sozialgeld und keine Arbeit gehabt. Ich habe keine Chance gehabt.“ Richter: „In Österreich dürfen Sie nicht arbeiten?“ Angeklagter: „Nein.“ Richter: „Sie sind nur nach Österreich gekommen, um zu stehlen?“ – “Ja, es tut mir leid.“ Richter: „Am Tag, an dem Sie erwischt worden sind, waren Sie da erfolgreich oder haben Sie nichts bekommen?“ – „Da habe ich nichts bekommen.“

Werkzeugset in Paulanerkirche

So war es: Am 23. Dezember 2013 wurde er mit leeren Taschen, aber einem Werkzeugset in der Paulanerkirche um 9 Uhr 40 festgenommen. Mit dabei: Drei Pinzetten. Zwei Mini-Taschenlampen. Einen Rollmeter der Marke „Maxima“ mit doppelseitigem Klebeband präpariert. Zwei 32 Zentimeter lange Drahtstücke. Ein 50 Zentimeter langes Drahtstück. Bei einer Zimmerdurchsuchung wurden 670 Euro beschlagnahmt. All das bleibt konfisziert.

Das Strafverfahren ist schnell durch. Nach der Beschuldigteneinvernahme des Slowaken verzichten alle Seiten auf die beiden Zeugen, da Geständigkeit vorliegt. Das Beweisverfahren ist nach 15 Minuten beendet, da geklärt scheint, dass der Täter an religiösen Orten die Diözese Wien als Verfügungsberechtigte über die Opferstöcke um einen „insgesamt 3.000 Euro nicht übersteigenden Betrag“ mit Klebeband erleichtert hat. Er wandte keine Sachbeschädigung an, zerstörte keine Schlösser. Es war Trickdiebstahl am anonymen Spendegroschen gutgläubiger Kirchgänger.

Staatsanwältin Kerbl-Cortella beharrt, dass es gewerbsmäßiger Diebstahl ist, um sich „eine fortlaufende Einnahmenquelle zu verschaffen“ und hält die Anklage nach §§ 127, 128 Abs 1 Z 2, 130 3. Fall, 15 StGB aufrecht. Marcus Januschke hält wenig Ideen dagegen und ersucht um ein „mildes Urteil“. Die Diözese Wien tritt nicht als Privatbeteiligte im Prozess auf und fordert keinen Schadenersatz.

Schöffenberatung in Zigarettenlänge

Um 11 Uhr 15 begeben sich die Schöffen auf eine Zigarettenlänge ins Nebenzimmer und kommen um 11 Uhr 20 wieder heraus. Der vorsitzende Richter Thomas Spreitzer verurteilt den Slowaken zu dreieinhalb Jahren unbedingter Haft, weil er zwischen 10. Oktober und 23. Dezember 2013 in sechs Wiener Kirchen Münzen mit dem Klebeband aus Opferstöcken herauszog und sich mit einer Beute von „insgesamt unter 3.000 Euro“ unrechtmäßig „bereicherte“.

Die Wiener Einheit von Kirche und Staat ist für einen Moment wieder hergestellt. Das Urteil im Uli Hoeneß-Ausmaß ist rechtskräftig.

Marcus J. Oswald (Ressort: Landesgericht Wien, Gerichtssaal)


Einsortiert unter:Gerichtssaal, Landesgericht Wien Tagged: Diözese Wien, Diebstahl, Gerichtssaal, Groschengeschäft, Kriminaltourismus, Landesgericht Wien, LG Wien, Opferstock, Opferstockmarder, Slokakei, Staatsanwältin Susanne Kerbl-Cortella, Strafrecht, Trickdiebstahl

Brand in Wiener City – Werner C. ignorierte Beratungen der FAWOS

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Blumen schmücken die Mauer nach einem Brand im dritten Stock der Marc Aurel Straße 2, das ein Todesopfer forderte. (Foto: Oswald)

Blumen schmücken die Mauer nach einem Brand im dritten Stock der Marc Aurel Straße 2, das ein Todesopfer forderte. (Foto: Oswald)

(Wien, im April 2014) In der Nacht zum Mittwoch, den 16. April entfachte um 4 Uhr 30 an der Ecke Hoher Markt zu Marc Aurel Straße ein heftiger Wohnungsbrand. Im dritten Stock züngelten die Flammen aus dem hohen 60er-Jahre Bau mit der ornamentlosen Fassade durch die Fenster. Die Heftigkeit des Feuers ist ungewöhnlich für die Art des Hauses: Es ist ein typisches Haus der Nachkriegszeit. Ähnliche Häuser stehen auch am Passauer Platz 5, wo der Autor dieser Zeilen vor Jahren einmal gewohnt hatte: Die Wohnungen sind hellhörig, die Boden aus kaltem Estrich, die Mauern sind dünn, die Stiegenhäuser verströmen wenig einladenden Sixties-Style. Die Wohnungen haben mittlere Raumhöhe, keine vier Meter wie im Altbau, aber auch keine Neubauminiaturen.

Man baute vor allem in die Höhe: Auch dieser Bau, mit Blick auf den Hohen Markt, in die Wipplingerstraße, in die Marc Aurel Straße, ausgestattet mit einem großen Autoparkplatz im Hof, ragt sieben Stockwerke hoch.

Als um 4 Uhr 30 das Feuer ausbrach, geschah dies in einer Wohnung mit der Doppelnummer 13 und 14 im dritten Stock, die auf einen 44-jährigen Mann zugelassen ist. Werner C. heißt wie der ehemalige Burgtheaterschauspieler, würde man diesen mit “C” schreiben.

Gescheiterter Kleinunternehmer

Zeitungen nannten ihn dieser Tage “Mietnomade”, was daher rührt, dass er auf großem Fuß zu leben scheint oder aber in Selbstüberschätzung. Es gibt viele solche Wiener, die in Wirtschaftszweigen wie Finanzen, Immobilien, Baugewerbe oder Beratungsgeschäfte das große Glück suchen, das nicht und nicht einsetzen will. Die Methode wiederholt sich: Sie mieten Innenstadtbüros als EPU (EinPersonenUnternehmen) und meinen, dass alleine durch eine prominente Adresse die Geschäfte zu laufen beginnen. Dann folgt die Innenstadtwohnung und die Geschäfte laufen noch immer nicht. Mieten bleiben offen, Räumungen folgen.

Werner C. hat einen Labradorhund und lebte in der Wohnung alleinstehend. Er hielt Kontakt zu seiner Mutter und trank gern über den Durst. Die Geschäfte liefen gar nicht. Die Bezeichnung “Mietnomade” ist jedoch wenig zutreffend. Da sich heute jeder schon “Unternehmensberater” nennt, der am AMS einen Coaching-Kurs gemacht hat, ist die Bezeichnung “gescheiterter Kleinunternehmer” zutreffender.

Brandbombe oder Gasexplosion

Zur Tat und zum Tatzeitpunkt gibt es aktuell, drei Tage nach dem Brand, mehrere Versionen: Die erste und maßgebliche Version, die Boulevardzeitungen interessiert, ist: Es war eine “Brandbombe”. Das heißt: Der Brand wäre mit einem Brandbeschleuniger, Benzin oder Öl, gelegt worden. Dafür spricht, dass die Wohnung lichterloh brannte, was schwer denkbar wäre, wenn kein Brandbeschleuniger zum Einsatz kommt. Folgt man dieser Theorie, muss der Brand von jemandem gelegt worden sein, der nicht in der Wohnung war oder diese blitzartig um 4 Uhr 30 verlassen hat.

Die zweite Theorie wäre die Version einer Gasexplosion, die Werner C. nun angibt: Er ist zu einer Brandstiftung nicht geständig und sagt, er hätte am Mittwoch seine Mutter besucht (das muss mitten in der Nacht gewesen sein, bei Sturm und Regen) und er habe um 4 Uhr 30 den Schlüssel in sein Wohnungsschloß gesteckt, worauf es zu einer Explosion gekommen sei. Danach sei er weggelaufen und er wurde um 9 Uhr vormittag aufgegriffen.

Tatsache ist, dass sich, so Blaulichteinrichtungen, Benzinkanister in seiner Wohnung befunden haben und einer auch in einem Kellerabteil stand. Wie das Feuer letztlich zustande gekommen ist, das ein Todesopfer forderte, ist noch unklar.

Werner C. wusste seit Februar von Mietkündigung

Klar ist schon jetzt eines: Am 16. April 2014 hätte eine Delogierung stattfinden sollen. Es wäre so und anders der letzte Tag in dieser Wohnung Marc Aurel Straße 2 gewesen.

Am 6. Februar 2014 schickte die Einrichtung FAWOS, die im Auftrag der Stadt Wien arbeitet, das erste Mal ein Schreiben an Werner C. mit dem Inhalt, dass am Bezirksgericht Marxergasse ein Mietrechtsverfahren gegen ihn eingebracht wurde. Man wolle ihm helfen und eine Beratung beginnen. Er rührte kein Ohrwaschel. (Foto: Schreiben Volkshilfe/FAWOS)

Am 6. Februar 2014 schickte die Einrichtung FAWOS, die im Auftrag der Stadt Wien arbeitet, das erste Mal ein Schreiben an Werner C. mit dem Inhalt, dass am Bezirksgericht Marxergasse ein Mietrechtsverfahren gegen ihn eingebracht wurde. Man wolle ihm helfen und eine Beratung beginnen. Er rührte kein Ohrwaschel. (Foto: Schreiben Volkshilfe/FAWOS)

Werner C. wusste davon seit Februar 2014. Die Wiener Volkshilfe schrieb ihn zum ersten Mal am 6. Februar 2014 an. Die “Fachstelle für Wohnungssicherung” (FAWOS), die im Auftrag der Stadt Wien arbeitet, wollte mit ihm die Sache besprechen und Lösungen finden. Man schrieb ihm, dass am Bezirksgericht Innere Stadt ein Mietrechtsverfahren gegen ihn eingeleitet wurde und schickte ihm ein Informationsblatt der Beratungsstelle, an die er sich wenden sollte. Allein: Er reagierte nicht.

Am 18. März 2014 schickte man ihm einen weiteren Brief. Er trug dieses Mal den offiziellen Briefkopf der Stadt Wien, für den die “FAWOS” tätig ist. In diesem Schreiben wird es nun konkreter. In der Betreffzeile ist nun angegeben, dass am 16. April 2014 definitiv die Schlüsselübergabe und Räumung stattfinden wird. Auch in diesem Brief, vier Wochen vor der Räumung hält die “FAWOS” alles offen. Es ist noch nichts fix, der Mann solle die Beratung annehmen und sich mit der Fachstelle in Verbindung setzen.

Zweites Schreiben der Fachstelle für Wohnungssicherung FAWOS, die für die Stadt Wien tätig ist. Auch auf dieses Schreiben reagiert Werner C. nicht. (Foto: Schreiben vom 18. März 2014)

Zweites Schreiben der Fachstelle für Wohnungssicherung FAWOS, die für die Stadt Wien tätig ist. Auch auf dieses Schreiben reagiert Werner C. nicht. (Foto: Schreiben vom 18. März 2014)

In einer Rückfrage bei der Volkshilfe am 18. April 2014 wurde bestätigt, dass Werner C. kein “Klient” im engeren Sinn der “FAWOS” war. Er habe auf die Post nicht reagiert und keine Rücksprache gehalten.

22.000 eingeleitete Räumungsverfahren im Jahr 2012 in Wien

Die Fachstelle betont die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit. Man arbeitet “im Auftrag” der Stadt Wien und eng mit der MA 40 und deren Sozialarbeitern zusammen. Aus dem Tätigkeitsbericht 2012 geht hervor, dass es in Wien 22.000 Mietrechtsangelegenheiten bei Bezirksgerichten gegeben hat. Die “Fachstelle für Wohnungssicherung” (FAWOS) hat von 7.200 Fällen Informationen bekommen, an die Betroffenen Informationsbriefe verschickt und zu persönlichen Beratungen geladen. Diese Beratungen sind – auf Nachfrage – keine Onlineberatungen oder Telefonberatungen, sondern stets persönliche Gespräche im Büro der FAWOS, in dem Mietverträge und Zahlungsbelege studiert werden.

2012 konnte in 3.000 Fällen die FAWOS die Delogierung gütlich abwenden. Voraussetzung für solche Erfolge ist, dass die Betroffenen das Beratungsgespräch suchen, erklärt man bei FAWOS. Bei Werner C. sei das nicht der Fall gewesen. Er habe auf die Zuschriften nicht reagiert. Am 16. April 2014 wäre seine Räumung gewesen. An diesem Tag, um 4 Uhr 30, brach das Feuer aus.

Die Ursache des Brandes ist noch unklar: Die Bandbreite reicht von Vorsätzlichkeit bis Unfall. Werner C. wurde schwer alkoholisiert am Vormittag des Brandtages festgenommen und liegt derzeit zur Ausnüchterung im Inquisitenspital. Über ihn wurde die U-Haft verhängt, die bis 2. Mai voraussichtlich dauert.

Sein verhängnisvoller Wohnungsbrand forderte ein Opfer. Seine Nachbarin, die 23-Studentin Alexandra R., starb in der Trümmern der einstürzenden Mauer zu ihrer Wohnung. Sie wurde im Schlaf überrascht.

Behütete Nachbarin gestorben

R. war wohlhabende Ärztetochter, 23 Jahre alt, studierte in England Soziologie, lebte in Wien von 14.000 Euro Jahreseinnahmen aus den Einkünften der Vermietung einer Wohnung in der Grassigasse 7, Top 12, im 14. Bezirk. Sie jobbte seit Kurzem in einer Beratungsfirma. Von den Eltern, beide Ärzte, wurde sie großzügigst finanziell unterstützt, hatte 40.000 Euro Guthaben am Girokonto, sodaß eine erfolgreiche Lebensentwicklung wenig trüben konnte. Dann kam das Feuer, dessen Klärung nun Aufgabe des Landesgerichtes Wien ist.

Sollte Werner C. Brandstiftung nachgewiesen werden, ist es rechtlich so, dass die Anklage bis zu einer Mordanklage reichen kann. Wenn jemand durch eigenes Verursachen “billigend in Kauf nimmt”, dass jemand getötet wird, wäre das möglich. Es kommt darauf an, ob jemand explosive Brennstoffe unsachgemäß lagert oder in der Absicht lagert, sie zur Explosion zu bringen. Der Nachweis ist noch nicht erbracht. Brandgutachten gehören zur Königsdisziplin der Kriminalistik und diese dauern entsprechend lange.

Würde und wäre der Nachweis erbracht, steigt das Strafmaß bei Brandstiftung mit Todesfall rapid. Das Strafobermaß bei einem Toten liegt bei 15 Jahre, bei mehreren Toten bis zu Lebenslang. Hinzu kommt der riesige Wasserschaden und finanzielle Ausgleich für die anderen Wohnungen, der zu erbringen ist, da sich alle Mitmieter an ihm schadlos halten werden.

Bis dato ist Werner C. der einzige Verdächtige.

Marcus J. Oswald (Ressort: Crime)


Einsortiert unter:Crime Tagged: Brand, Feuer, Feuerwehr, Innenstadt, Marc Aurel Straße 2, Wien

Lokalaugenschein in Gemeindebau Theergasse 3-5 im 12. Hieb – Mordsache Mitrov

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(Wien, im April 2014) Am Montag, 28. April 2014 ersuchen Polizei und Justiz die Bewohner des Gemeindebaus Theergasse 3-5 im 12. Wiener Bezirk am Vormittag für zwei Stunden um Geduld, da ein Lokalaugenschein und eine Tatrekonstruktion auf der Siebener-Stiege stattfindet. Konkret findet die Tatrekonstruktion im ersten Stock hinter Tür 5 statt.

Anwesend sein werden Beamte des Landeskriminalamtes Wien aus der Berggasse, Beamte der Justizwache der Justizanstalt Wien-Josefstadt, Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Wien und des Landesgerichtes Wien, sowie anwaltliches Personal. Ebenso anwesend sein wird der Beschuldigte Stevica Mitrov, der sich in Untersuchungshaft befindet, weil ihm unter der AZ B5/429972/2013 vorgeworfen wird, in der Wohnung Theergasse 3-5/7/5 im Dezember 2013 einen Mord begangen zu haben. Für ihn gilt bis zur Rechtskraft des Verfahrens die Unschuldsvermutung.

Tatrekonstruktion mit Videotechnik

Der Lokalaugenschein samt Tatrekonstruktion wird durch Beamte des Landeskriminalamtes audiovisuell in Bild und Ton aufgezeichnet, um das Material später bei der Gerichtsverhandlung einzusetzen. Die Tatrekonstruktion wird etwa bis 12 Uhr mittags dauern.

Die Bevölkerung wird ersucht, sich in die Sache nicht einzumischen. Verkehrstechnisch kann es in den beiden Vormittagsstunden zu Behinderungen durch etwaige Absperrungen kommen.

Marcus J. Oswald (Ressort: Bezirksgeschehen, 12. Bezirk, Crime)


Einsortiert unter:12. Bezirk, Bezirksgeschehen, Crime Tagged: Ausländerkriminalität, Justiz, Kriminalpolizei, Landesgericht Wien, Lokalaugenschein, Meidling, Mord in Meidling, Polizei, Staatsanwaltschaft Wien, Strafrecht, Tatrekonstruktion, Theergasse 3-5, Theergasse 3-5 1120 Wien, Wien, Wiener Polizei, Wiener Wohnen

Als die FA FBI wurde – Teil eins

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Landesgericht Wien.

Landesgericht Wien.

(Wien, im April 2014) Beim Strafprozess zur angeklagten Nötigung des Heinz-Christian Strache durch Ewald Stadler und Robert S. geht es um eine ganz alte Geschichte mit einst großer Medienwirkung. Man erinnert sich: Im Jänner 2007 tauchten in der Zeitung “Österreich” und gleichlautend in der Wochenzeitschrift “News” Farbfotos auf, die den damaligen und heutigen Parteichef der FPÖ im jungen Alter in Tarnuniform zeigen. Die Bilder stammten aus Dezember 1989 und zeigten ihn keineswegs beim Bundesheer. Der Ziehsohn Jörg Haiders nahm knapp vor Sylvester an der deutsch-deutschen Grenze bei Zweikirchen an einem Rechtsaußen-Treffen der Wiking-Jugend Teil. Die Wiking-Jugend bestand ab 1951 als Neonazi-Gruppe und wurde 1994 in Deutschland verboten. Das Treffen ist als Wehrsportübung eingestuft worden und löste Kritik am Parteiobmann der FPÖ aus.

Die Frage bleibt bis heute, 2014, wer die Fotos aus 1989 achtzehn Jahre später ausgegraben, wer sie den Medien zugespielt und wer daran ein Interesse gehabt hat. Klar war Anfang 2007 jedem politisch Interessierten, dass ein Machtkampf in der als “Putschpartei” berüchtigten FPÖ läuft und dass, so wurde nicht zu Unrecht vermutet, mit dirty campaining der damalige wie heutige Obmann HC Strache entthront werden sollte. Die Folge war damals noch gar nichts. Es wurde als Bestandteil des politischen Geschäfts gesehen, dass mit harten Bandagen gekämpft wird und der bewährte Satz, wonach man keinen Feind braucht, wenn man einen Parteifreund hat, als realpolitische Tatsache.

Unmittelbare Folge waren Medienauftritte und Medienklagen. Strache, dessen Lieblingsbuch Ernst Jüngers “Der Waldgang” sein soll, ging sofort nach Erscheinen der Bilder in Jänner 2007 in die ORF-Zeit im Bild und erklärte dem Interviewer Armin Wolf, dass auf den (zurechtgeschnittenen) Bildern nur unbescholtene Personen zu sehen seien, die “Paintball” spielten. Die Frage, warum niemand Farbkleckse am Tarngewand hatte, blieb unbeantwortet. Einige Personen wurden lange Zeit geheim gehalten. In Medienklagen gegen “Österreich” und “News” im August 2007 wurden jedoch die unzensierten Bilder besprochen und es stellte sich heraus, dass weithin bekannte Rechtsaußen-Aktivisten, die teilweise als Justizflüchtlinge in Deutschland den lebensweltlichen Neubeginn vollzogen am Gruppenbild mit Strache standen: Kameraden wie Jürgen Hatzenbichler, Andreas Thierry, Marcus Ullmann oder Andreas Reichhardt.

Von der Veröffentlichung der Bilder vergingen acht Monate bis zu Medienklagen, die durch Zeugenaussagen den ideologischen Hintergrund zum Sylvester-Treffen der Wiking-Jugend 1989 beschrieben und die Namen der weiteren Teilnehmer einordneten. Es verging ein weiteres Jahr, ehe im August 2008 bekannt wurde, dass die usrprünglich von Strache im Jänner 2007 im Erstgespräch in der ORF “Zeit im Bild” und in den politischen “Sommergesprächen” des ORF am 22. August 2007 in offensiver Verteidigung vorgelegten Bilder manipuliert und beschnitten waren. Danach verging noch einmal ein Jahr. Im März 2009 erschien ein Buch mit knapp 50 Gesprächen im FPÖ-nahen Umfeld durch Nina Horazek und Claudia Reiterer mit dem Titel “Strache – Sein Aufstieg – Seine Hintermänner – Seine Feinde”, in dem die Foto-Affäre noch einmal neu beleuchtet wurde und in dem Details über eine mögliche Nötigung oder Erpressung mit den Bildern erörtert wurden. Erst aus diesem Buch und seiner Wirkung als anerkannt bestrecherchiertes politisches Sachbuch der letzten Jahre ersteht die Anklage gegen Ewald Stadler als damaligen Präsidenten der Freiheitlichen Akademie (FA) und Robert S., dessen damaligen Geschäftsführer und Kickl-Nachfolger in dieser Funktion.

Zur Erinnerung: Herbert Kickl war von 2002 bis 2006 Geschäftsführer der FA, ging aber Ende Oktober 2006 als Abgeordneter und persönlicher Berater Straches ins Parlament. Ewald Stadler blieb Präsident der FA, Robert S. wurde neuer Geschäftsführer. In einem der ersten Beschlüsse legt Strache am 19. Dezember 2006 fest, dass die FA geschlossen und in Freiheitliches Bildungsinstitut (FBI) umgewandelt wird. Stadler wurde dadurch als Akademie-Präsident entmachtet. Zur selben Zeit, im Dezember 2006, tauchten die Strache-Fotos auf, die nach Heiligen Drei König 2007 großflächig in Medien landeten.

Auf der Anklagebank sitzen nun zwei Männer, die politische Profis sind. Ewald Stadler war mehr als zwei Jahrzehnte für die FPÖ in zahlreichen Ämtern und Spitzenfunktionen (Nationalrat, Bundesgeschäftsführer, Landesrat, Volksanwalt) tätig. 2008 schwenkte er zum BZÖ und bekleidete auch dort viele Ämter (Nationalrat, Parteiobmann, EU-Parlamentarier). Der Zweitangeklagte Robert S. hatte Funktionen im Ring Freiheitlicher Jugend und war Geschäftsführer der FA kurz vor der Auflösung der Akademie. Beiden wird angelastet, die Fotos parteiintern gegen Strache zielgerichtet eingesetzt zu haben. Das Ziel ist noch nicht definiert, denn der Prozess hat erst begonnen. Es ist ein klassischer Rechtsmittelprozess, da im politischen Lager rechts von der Mitte das gerichtliche Prozessieren zum Tagesgeschäft gehört. Sollte eine Verurteilung erfolgen, folgt wie das Amen im Gebet der Gang in die höhere Instanz.

Im Vorfeld beklagten sich mehrere Seiten: Stadler warf dem Gericht mangelndes Feingefühl bei der Wahl des Zeitpunkts und Defizit an parlamentarischem Verständnis vor. Am 25. Mai 2014 sind Wahlen zum EU-Parlament und Stadler tritt mit seiner neuen Christus-Liste “Reko” als Spitzenkandiat an. Reko meint nicht den Gerichtsbrief (rekomandiert), sondern die Allianz der “Reformkonservativen”, die der 52-Jährige mit Leuten rund um Rudolf Gehring für das Brüssel-Parlament schmieden will. Er steckt voll im Wahlkampf. Der durch den Prozess unterbrochen wird.

Sein Anwalt Gernot Steier ist ebenso überzeugt, dass in diesem Prozess von der ersten Minute einiges Schief läuft. Er kritisiert, dass die Zeugen an verschiedenen Tagen aussagen, wodurch Absprache möglich wird. Marcus Essl, gewichtiger XXXL-Anwalt des Zweitangeklagten (von Format Michael Graff), macht Befangenheit der Richterin geltend, weil er den Akt erst zwei Wochen vor Prozess erhalten hat, zu wenig Zeit zum Vorbereiten.

Es ist von Beginn an ein klassischer Nicht-Geständnis-Prozess, symptomatisch im Mitte-Rechts-Lager und weithin bekannt aus den Honsik-Küssel-Prozessen. Die Signale sind mit verschlossenen Augen riechbar. Man muss nicht einmal hinsehen, um den Konflikt zu spüren.

Symptom eins: Es sitzen unbekannte Anwälte als Verteidiger hinter den Angeklagten. Diese haben den Vorteil, dass sie nur höchstens einmal im Jahr zum Straflandesgericht kommen. Sie müssen keine Kompromisse mit Richtern schließen, keine Deals für vergangene und zukünftige Prozesse bedenken. Sie können sich ausleben und radikal sein.

Symptom zwei: Es wird gleich zu Beginn der Richter abgelehnt. Das war beim Honsik I-Prozess so (2008), beim Honsik II-Prozess so (2009), beim Küssel-Prozess so (2012) und es ist beim Stadler-Prozess so (2014). Es ist nicht so bei 99,9 % aller anderen Prozesse und schon gar nicht bei solchen Prozesse, bei denen die sogenannten 20 Vier-Sterne-Anwälte tätig sind, die sich das Revier Strafgericht und ihre 1.300 Häftlinge gut aufteilen. Die 20 “Top-Anwälte” lehnen nie einen Richter oder Richtersenat ab. Pfichtverteidiger machen sich diese Mühe auch nie. Es sind immer Angeklagte und Verteidiger in politischen Prozessen aus dem Mitte-Rechts-Lager.

Symptom drei: Es wird viel über Nebenthemen geredet. Über Verschwörung. Über Planspiele, Unterschriften, Intrigen. Über Wollen und Sollen, Konzepte und Dokumente. Wer dafür, wer dagegen. Durch langjährige Praxis in Politik, in der Formen von Allianzen zur Zielaufgabe gehört, Gruppenbilden und Erzeugen von physischer Stärke der Stimmenmehrheit, wird dieses Denken auf den Justizapparat direkt übertragen. Das führt zum Stilbruch, weil im Gerichtssaal verschlungene Wege der Kompromissbildung, Freundschaft und Rache nicht immer nachvollziehbar sind. So ist auch diesmal die Weisung durch die Höchstinstanz OStA Wien als gutes Argument zur Stelle, warum der Strafantrag überhaupt eingebracht wurde. Es gäbe Ärgeres, Robert S.: “Rumpold hat Strache bei einer Party mit einer Pistole bedroht und es gab nie eine Anzeige.” Es ginge um Machtspiele, so die Verteidigungslinie des Stadler und seines Anwalts, weil Stadler im Untersuchungsauschuss zu den Eurofightern die Wiener Staatsanwälte respektlos behandelt hat.

Der Prozess ist denkbar kompliziert. Bedenkt man, dass auschließlich professionelle Sprecher und Berufspolitiker als Zeugen aussagen, teils entfremdet aus früherer Parteigemeinschaft, von der Stadler 2007 geschieden, kann man ahnen, dass die Aussage der Zeugen wenig bis nichts Wert sein wird. Es wird noch komplizierter: Stadler war von 15. bis 17. März 2014 bei der “Wahlbeobachter-Kommission” auf der Krim dabei, bei der auch Johannes Hübner (FPÖ) und Johann Gudenus (FPÖ) im Boot waren. Man war dort als Team und freundschaftlich unterwegs.

Johann Gudenus, Wiener FP-Frontmann, sollte am ersten Prozesstag als Zeuge auftreten, ließ sich aber mit Schreiben vom 24. April 2014 wegen der Gemeinderatesitzung am 29. April 2014 entschuldigen. Im Dezember 2006 war er Schlüsselfigur, da enger Vertrauter von Strache und im Dezember 2006 als Erster von der Wehrsport-Fotos informiert.

Strache wäre ebenso heute als Zeuge geladen gewesen, ließ sich aber wegen der Nationalratssitzung am 29. April 2014 entschuldigen. Gudenus und Strache sind wie Pech und Schwefel, treten auf Wahlplakaten stets gemeinsam auf. Gudenus gilt als potentieller Kronprinz von Strache.

Die Sache verkompliziert sich, da am ersten Prozesstag bekannt wurde, dass Strache nach Aufkommen der Foto-Affäre psychologische Hilfe in Anspruch nahm. Denkmöglich, dass er eine Rechnung mit Stadler offen hat. Denkbar, dass Gudenus eine Rechnung offen hat, wenn es um Details geht, Krim-Reise hin oder her.

Für den zweiten Prozesstag sind eine lange Liste an Berufspolitikern als Zeugen geladen wie der langjährige Wiener FP-Frontmann Hilmar Kabas, Justizsprecher Peter Fichtenbauer, dem vom Zweitangeklagten Robert S. “Steger-Nähe” und ideologischer Wankelmut vorgeworfen wird, was man Nikolaus Amhof vom Alsergrund nicht nachsagen kann, der als Zeuge kommen soll, und schon gar nicht dem Cimbria-Burschenschafter Clemens Otten, der als Strache-Vertrauer gilt und in Büchern zum Thema stets mit Felix Budin (ebenso Cimbria) in einem Atemzug genannt wird, der 2012 in der Causa “Alpen-Donau.info” zu sieben Jahren verurteilt wurde.

Fasst man den ersten Prozesstag zusammen, wird erkennbar: Ewald Stadler tritt voller Angriffslust der Anklage entgegen, mit biblischer Wortwucht und in der Überzeugung, es wäre ihm um das “Wohl der Partei” gegangen. Ein Obmann Strache in martialischer Kampfmontur, auf Fotos abgelichtet, die ihm am 25. Dezember 2006 zugespielt wurden, sei für ihn untragbar, so seine Verantwortung. Am 27. Dezember 2006 schrieb er an den damaligen Wiener Parteiobmann Kabas ein Email, der erst am 9. Jänner 2007 darauf antwortete.

Stadler weist den Vorwurf zurück, dass er jemandem erpressen oder nötigen wollte. Freilich ist der zeitliche Zusammenhang in diesem Prozess wichtig. Die Freiheitliche Akademie (FA) bekam eine Jahressubvention von 600.000 Euro und die Mutterpartei FPÖ war nach dem Wahlkampf 2006, der im Oktober 2006 geendet hatte, klamm. Strache verlangte eine Querfinanzierung durch die nächste Mittelausschüttung, die, so ein “Informierter Vertreter des Bundeskanzleramtes” im Zeugenstand, für die politischen Akademien nach kurzem Ermittlungsverfahren gemäß Publizistikförderungsgesetz turnusmäßig mit 15. Februar jeden Jahres erfolgt.

Strache wollte 500.000 Euro aus dem Budget der FA auf die Mutterpartei umlegen, so Stadler. Akademie-Direktor Stadler lehnte das strikt ab, er wollte nicht Melkkuh der Partei sein. Mit FPÖ-Parteipräsidiumsbeschluss vom 19. Dezember 2006 wurde er letztlich entmachtet und die Akademie geschlossen. Das FBI (Freiheitliches Bildungsinstitut) wurde als Verein neu gegründet und war der neue offizielle Förderwerber beim Bundeskanzleramt.

Aus dem zeitlichen Zusammenhang wirft die Anklage FA-Direktor Stadler und FA-GF S. Nötigung zur Rücknahme des Beschlusses vor und sieht einen Konnex mit der fast zeitgleichen Veröffentlichung der Bilder. Die Fotos wären Druckmittel gewesen.

Der Zweitangeklagte, Robert S., damals Geschäftsführer der Akademie, bringt eine weitere Ebene ins Spiel, die Schuldlosigkeit untermauern soll: Kurz bevor die sieben Fotos an Stadler zugespielt wurden, gab es am 22. Dezember 2006 ein Treffen zwischen drei Personen, so S. in seiner Beschuldigteneinvernahme am ersten Prozesstag. Das Treffen fand im Park vor dem Justizpalast statt. Teilgenommen haben Stadler, S. und Clemens Otten, der Burschenschafter der “Cimbria”. Es wurde ein Foto als Art Appetitmacher vorgezeigt. Otten forderte laut S. “vier Personen der VAPO in der Akademie”. Er wollte Posten für Vertraute, die Jobs suchten. Das Foto diente als “Köder”, so S. Stadler und S. lehnten das Ansinnen ab und man ging wieder auseinander. Man habe, so Zweitangeklagter S., weder die Fotos noch das Angebot, vier VAPOs einzustellen, angenommen. Drei Tage später dürfte es dann aber doch zur Übergabe der Bilder gekommen sein, da Stadler in seiner Beschuldigteneinvernahme den Besitz von “sieben Fotos” mit 25. Dezember 2006 bestätigt.

Die Staatsanwältin hat Zweifel, ob der Zweitangeklagte S. als Geschäftsführer nicht doch existentielle Interessen am Fortbestand der FA gehabt haben könnte. S. begann in der Akademie als kleiner Referent, stieg unter Kickl (2002-2006) zum stellvertretenden Geschäftsführer auf. Staatsanwältin: “Kickl schied 2006 aus. Sie wurden Geschäftsführer. Wieso schied Kickl aus?” S.: “Er machte Wahlkampf für Strache. Kickl war der 24-Stunden-Berater des Strache. Die FA war in Auflösung. Das FBI ersetzte sie.” Die Staatsanwältin will diese kampflose Aufgabe so nicht glauben: “War das für Sie nicht existenzbedrohend?” S.: “Nein, weil 300.000 Euro Rücklagen da waren. Die FA wurde FBI, das war mir nicht so wichtig.” Wichtig wäre ihm die “friedliche Koexistenz” gewesen, zwischen der “Gruppe Stadler” und der “Gruppe Strache”. Jedenfalls: “Ab 23. Dezember 2006 waren die Gewitterwolken dicht.” (Einen Tag nach Bekanntwerden, dass es belastende Fotos gibt.)

Noch ist nicht geklärt, wer die Fotos letztlich an die Medien gespielt hat. Ob sich das jedoch überhaupt aufklärt, steht in den Sternen und werden weitere Zeugenaussagen zeigen. Fortsetzung des Prozess am 30. April 2014.

Marcus J.. Oswald (Ressort: Crime)


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Als die FA FBI wurde – Teil zwei

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Endlich wieder einmal ein Strafprozess mit politischen Profis und Zeugen, die Non-Papers produzieren, die eigentlich gar nicht existieren, dann aber doch in Gerichtsakten auftauchen, und die bedauern, dass es bei Gericht kein Außer-Protokoll gibt. Kurzum: Ein Prozess mit Profis, die wissen, dass man in der Politik viel streitet, danach aber rasch wieder versöhnt sein kann. Im Bild (vlnr.): XXXL-Anwalt Mag. Marcus Essl mit seinem  Mandanten, dem Ex-Geschäftsführer der FPÖ-Parteiakademie Mag. Robert Stelzl, MEP Mag. Ewald Stadler mit seinem Advokaten (läuft vorn durchs Bild), dem im Neulengbach bestens vernetzten Mag. Gernot Steier. (Foto: Oswald am 30. April 2014)

Endlich wieder einmal ein Strafprozess mit politischen Profis und Zeugen, die Non-Papers produzieren, die eigentlich gar nicht existieren, dann aber doch in Gerichtsakten auftauchen, und die bedauern, dass es bei Gericht kein Außer-Protokoll gibt. Kurz: Ein Prozess mit Profis, die wissen, dass man in der Politik viel streitet, danach aber rasch wieder versöhnt sein kann. Im Bild (vlnr.): XXL-Anwalt Mag. Marcus Essl mit seinem Mandanten, dem Ex-Geschäftsführer der FPÖ-Parteiakademie Mag. Robert Stelzl, MEP Mag. Ewald Stadler mit seinem Advokaten (läuft vorn durchs Bild), dem im Neulengbach bestens vernetzten Mag. Gernot Steier. (Foto: Oswald am 30. April 2014)

Hilmar Kabas um 12 Uhr 42 nach seiner mehr als dreistündigen Zeugenbefragung. Im Gespräch mit Peter Fichtenbauer, der vor seiner Zeugenaussage steht. Es geht um die Frage: Wer wollte mit im Dezember 2006 aufgetauchten Uniform-Fotos, die HC Strache zeigen, einen Vorteil erzielen?  Kabas schrieb in seiner Funktion als Bürgeranwalt im Auftrag des FP-Parteipräsidiums im März 2007 einen 30-Seiten-Bericht zum Thema, der in der Gerichtsverhandlung zerpflückt wurde. Auch nach dem zweiten Verhandlungstag war die Antwort nach Urhebern und nutznießern der Foto-Affäre nicht zu klären. (Foto: Oswald)

Hilmar Kabas um 12 Uhr 42 nach seiner mehr als dreistündigen Zeugenbefragung. Im Gespräch mit Peter Fichtenbauer, der vor seiner Zeugenaussage steht. Es geht um die Frage: Wer wollte mit im Dezember 2006 aufgetauchten Uniform-Fotos, die HC Strache zeigen, einen Vorteil erzielen? Kabas schrieb in seiner Funktion als Bürgeranwalt im Auftrag des FP-Parteipräsidiums im März 2007 einen 30-Seiten-Bericht zum Thema, der in der Gerichtsverhandlung zerpflückt wurde. Auch nach dem zweiten Verhandlungstag war die Antwort nach Urhebern und Nutznießern der Foto-Affäre nicht zu klären. (Foto: Oswald)

Bericht zum 2. Prozesstag “Foto-Affäre HC Strache 2007″ folgt in den nächsten Tagen.

Vorweg: Hilmar Kabas wurde als Zeuge “gegrillt” und von Ewald Stadler persönlich von 9 Uhr bis 12 Uhr 30 hart befragt. Es folgten Zeugenaussagen von Peter Fichtenbauer, John Gudenus sen., Clemens Otten, Nikolaus Amhof (der ältere von den beiden Alsergrund-Amhof-Brüdern) sowie eines Oberösterreichers. Um halb Vier Nachmittag war Schluss.

Der Prozess wurde unter Rücksichtnahme auf die Terminpläne der Herrn Politiker Jenewein, Gudenus junior und Strache auf drei weitere Kalendertage vertagt. Deren Erscheinen wird zur Pflicht gemacht. Es gibt keine Terminkollisionen mit Nationalrat oder Wiener Gemeinderatssitzungen. Der Prozess geht mit Ladung der drei Politiker weiter am 16. Juni (9 – 15 Uhr 30), 17. Juni (9 – 15 Uhr 30) und 18. Juni 2014 (9 – 15 Uhr 30).

Jeweils im geräumigen Saal 303.

Marcus J. Oswald (Ressort: Gericht)


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Ernst Walter Stummer wurde entlassen

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Seit zehn Tagen im freien Wien: Ernst Walter Stummer, 75, beim Neo-Antrittsbesuch bei Wien Extra am 10. Mai 2014. (Foto: Marcus J. Oswald)

Seit zehn Tagen im freien Wien: Ernst Walter Stummer, 75, beim Neo-Antrittsbesuch bei Wien Extra am 10. Mai 2014. (Foto: Marcus J. Oswald)

(Wien, im Mai 2014) Der erste Besuch am 6. Mai 2014 kam überraschend: Es läutete gegen Mittag an der Tür. Im Stiegenhaus schraubte sich ein alter Mann am Geländer hoch.

Es war Dienstag und er war fünf Tage entlassen. 18 Monate hing er in der Justiz fest. Eine unrunde Geschichte aus dem Herbst 2012 rund um einen Diebstahl eines Laptops und einer Handkassa aus einem öffentlichen Gebäude. Angeblich für eine junge Serbin, die ihm Augen machte. Es musste wohl so gewesen sein. Denn Stummer kauft sich alle Jahre einen neuen Laptop im Handelshaus, zahlt brav die Anzahlung und Raten. Mit seinem Geld ist er die letzten acht Jahre immer ausgekommen, solange blieb er sauber. 2002 bis 2004 saß er das letzte Mal für einen versuchten Einbruchsdiebstahl (in einen “Schlecker”) in Haft. Danach war lange Pause.

Manipulationen

Dann Weibergeschichten mit viel zu jungen, manipulativen Frauen, die ihn um den Finger wickeln. Er ist anfällig dafür. Er will ihnen etwas bieten. Die U-Haft begann am 1. November 2012. Die Polizei kam, während er am Boden Zeitschriften auflegte und sortierte. Der Prozess am 16. Dezember 2012 brachte ein harsches Urteil: 18 Monate. Er kam relativ rasch nach Wien-Simmering, lebte wie ein Beamter. Ihm wurde eine Alibiarbeit zugeteilt. Ein bisschen Besenschwingen im Hof. Den Beruf “Hofreiniger” teilt man in Justizanstalten ganz alten Insassen zu. Es ist leichte Bewegung, niemand überanstrengt sich. Er sagt selber: “Um 7 Uhr 30 ist Arbeitsbeginn, aber wie in allen Ämtern wird zunächst einmal eine Stunde Kaffee getrunken.” 29 Haftausgänge hat er bekommen. Die Tagesausgänge (Zehnstünder, nie über Nacht) nutzte er, um seine Wohnung umzuräumen. Das Körpergewicht hat er gehalten (knapp über 90 Kilo). Sonst, wie bei allen Vorhaften: Viel Zeit verloren, viel improvisiert.

Sein Büro in der Heiligenstädterstraße 34, das er von 2004 bis 2011 hatte (200 Euro Zins mit Allem), verlor er. Ein neues Lager gewann er. 8-Quadratmeter im Gemeindebau direkt unter seiner Wohnung. Das Gassenlokal hat einen Rollbalken (gegen Einbrecher), der Strom kommt von oben (direkt darüber liegt seine Wohnung). In Alleinregie renovierte er, zog eine Zwischendecke ein, hat nun 16 Quadratmeter. Miete: 45 Euro!

Im 8-Quadratmeter-Shop, der durch eine Zwischendecke ein 16-Quadratmeter-Shop wurde, hat sich Stummer ein neues Reich geschaffen. (Foto: Marcus J. Oswald)

Im 8-Quadratmeter-Shop, der durch eine Zwischendecke ein 16-Quadratmeter-Shop wurde, hat sich Stummer ein neues Reich geschaffen. (Foto: Marcus J. Oswald)

JA Simmering: Computerlose Zone

Irgendwo ist er nicht unzufrieden. Beim Antrittsbesuch am 6. Mai kommt es so heraus. Natürlich war die Haft wieder einmal zäh. Aber er blickt nicht im Zorn zurück. Die Ideen sind stabil die Gleichen, die er bei seiner vorletzten Haftentlassung am 28. Jänner 2004 hatte. Damals wie Heute dominiert Gesellschaftspolitik seinen Kopf. Man müsste etwas verändern. Es begänne in der Haftanstalt. Simmering erlaubt – im Gegensatz zu 2004 – keine Computer mehr. Er habe alles mit der Hand schreiben müssen. Er äußert, was tatsächlich niemand in der Zivilgesellschaft thematisiert. Stummer hat Recht und dennoch wird der Widerspruch, dass vor zehn Jahren Tischrechner auf Hafträumen erlaubt waren und 2014 nicht mehr, unlösbar bleiben, da der Strafvollzug in Österreich vornehmlich eine PR-Veranstaltung ist. Den Direktoren stellt man millionenschwere Neubauten hin (Leoben 45 Mio Euro, Korneuburg 100 Mio Euro), die Direktoren stellen sich in der Öffentlichkeit als modern hin. Schaut man hinter die Mauern, stellt man fest, dass die modernsten Justizhäuser die stärkste Hierarchie haben. Sowohl in Leoben wie in Korneuburg gibt es keine Privatcomputer auf Hafträumen, obwohl sich diese Einrichtungen als modern präsentieren.

Stummer gehört zu Wien wie Kaiser-Ebersdorf. Die JA Wien-Simmering verwaltet jedoch zunehmend Ausländerkriminalität. Das bekam auch er diesmal zu spüren: Er lag auf einer Sechsmann-Zelle. In der Abteilung mit 18 Personen lebten nur fünf Österreicher. Daher wandte er sich gleich schriftlich ins Ausland. Schrieb in ein russisches Gefängnis an die Band “Pussy Riots” und wollte sich solidarisch erklären. Der Kontakt blieb unerwidert.

Sentimentalitäten

Am 6. Mai 2014 ist er unentschlossen wie es weiter geht. Er fügt entschuldigend dazu: “Ich bin erst fünf Tage heraussen.” Natürlich plagen ihn 2014 die alten Ideen wie 1969 oder 2004. 1969 ließ er, damals 30 Jahre alt, Visitenkarten drucken, auf denen er sich als Obmann der “ÖGG” ausgab. ÖGG steht für “Österreichische Gefangenengewerkschaft”. Er kam mit der Ansage immerhin ins ORF-Fernsehen in die Sendung “Horizonte” (das damals zu ihm nach Stein kam). 2004, frisch entlassen, der Autor dieser Zeilen holte ihn mit einem Fotografen und einem ATV-Kamerateam vor den Simmeringer Toren ab, war einer der ersten Pläne, die ihn trieben: Neugründung der ÖGG. Nun, 6. Mai 2014, Überraschung oder nicht: Man müsse eine “Österreichische Gefangenengewerkschaft” gründen. Er bleibt bei seiner Linie. Jedoch: Wegen der hohen Auslandsdurchdringung mit Leuten, die danach mehrheitlich abgeschoben werden, sind das leere Kilometer. In den 1970-er Jahren, als in Justizanstalten 70 % Österreicher waren, wäre eine human ausgerichtete Vereinsinitiative sinnvoll gewesen. Heute, da 70 % Migrationshintergrund haben, wurde es unmöglich.

Am 10. Mai 2014 erfolgte ein weiterer Besuch des Stummer. Er bringt einen Mohnstrudel, selbstgebacken, und Zeitungen, die bei ihm eingelagert waren. Es erfolgt auch diesmal wechselseitiger Besuch. Der Autor dieser Zeilen fährt mit hinüber zum Westgürtel. Heute Abend ist “Song Contest” und sein Fernseher ist nicht eingestellt. Er empfängt nur ORF 2, der Bewerb ist aber auf ORF 1. Das Gerät lässt sich nicht programmieren, ist wie eingerostet. Es ist ihm egal. Von Wurst hält er ohnehin nicht viel.

Ahnengalerie der früheren Frauen

In seinem Wohnzimmer hängen als Erinnerungen aus den letzten fünfzehn Jahren drei Frauenbilder an der Wand: Eine Russin, mit der er tatsächlich drei Jahre verheiratet war (leider kam seine Haft dazwischen). Sie war netto nur sechs Monate da, heiratete danach einen Russen in Wien. Dann die Asia Maribel, die er im August 2005 heiratete, mit der aber nichts erlaubt war (es waren zwei sexlose Jahre, sie verheimlichte ihm zwei Kinder in den Philippinen und einen dazugehörigen Mann). Mitte 2007 war Scheidung. Beide Fälle zeigen seine Naivetät und waren von Seiten der Frauen klare Staatsbürgerschaftsehen. Dennoch hängen beide Frauen gerahmt noch immer auf der Wand. Eine dritte gesellte sich dazu. Die Süchtige saß 2012 in U-Haft in Wien-Josefstadt. Er schickte ihr monatelang Geld auf ihr Haftkonto, machte Behördenwege. Dann kam seine Verhaftung, er saß plötzlich im selben Häfen wie sie. Nun, 2014, hat sie ein Kind mit einem anderen. Drei Frauen, drei Illusionen an der Wand. Sieht man genau hin, findet man ein viertes Bild, neben der Tür. Zu ihr gibt es dicke Bene-Ordner aus den 1980-er Jahren voller privater, respektvoller Briefwechsel, feinsäuberlich aufgehoben und mit Durchschlagpapier abgetippt. Es war damals die sinnvollste Option. Das Haus in Schrems (NÖ), der Garten. Mann und Frau waren altersgleich. Es war Realität. Damals Mitte der 1980-er Jahre.

Im Wohnzimmer ist noch viel zu tun. Nun wird es wieder bewohnt. (Foto: Marcus J. Oswald)

Im Wohnzimmer ist noch viel zu tun. Nun wird es wieder bewohnt. (Foto: Marcus J. Oswald)

Im Scheitern ist EWS geübt. Er ist auch darin geübt wieder aufzustehen. Liegenbleiben kommt für ihn nicht in Frage. Es ist eine Frage des Humors. Das Weiterwursteln gehört bei ihm dazu. Das AMS will ihn liegen lassen. Es hat mittlerweile den 75-Jährigen als “arbeitsunfähig” erklärt. Das ärgert ihn. “Wie können die sagen, dass ich arbeitsunfähig bin, wenn ich in der Justiz gearbeitet habe?” Die Zahlungen kommen trotzdem. Er wird vom AMS bloß in keine Kurse mehr geschickt. Er wird in der Mindestsicherung bleiben, da er keinen Pensionsanspruch hat. Die Sozialmärkte können wieder auf ihn zählen, sie sind ihm sympathisch. Er ist Sparmeister. Sein Konzept hält solange, bis Frauen ins Spiel kommen und ihn zu etwas anstiften. Dann kommt Unruhe ins System.

DATUM und STERN

Natürlich hat er nicht vergessen, während der letzten 18 Monate Pressearbeit zu machen. Die Zeitschrift “DATUM” widmete ihm sechs Seiten im Schwerpunktheft “Arbeit”. Drei große Fotos. Drei Seiten Text, der für Freunde und Bekannte wenig Neues enthält. Das Heft kam im Frühjahr 2014 heraus. Er bekam nichts, was ihn wieder ärgert. Den Umstand, dass selten Informationshonorar gezahlt wird, nimmt er mittlerweile gelassen hin. Vor ein paar Tagen hat sich der “STERN” bei ihm gemeldet. Man plant eine längere Recherche zu Einbruch und will mit ihm ein Informationsgespräch. Es ist keine Geschichte über ihn, er ist Auskunftsperson. Honorar, das sagte ihm der “STERN” vorab, gibt es keines. Stummer nimmt auch das – wie soll er anders – gelassen. Den Termin, der im Mai stattfinden soll, macht er trotzdem.

Momentan plagen ihn neue Probleme: Bei seiner Toilette fließt kein Wasser ein. Er muss mit dem Kübel das Wasser in den Behälter über dem WC füllen, damit er wegspülen kann. Er denkt darüber nach wie das zu lösen ist. Der Laptop macht auch Männchen. Ein Freund setzte ihm das Gerät neu auf und löschte alle Programme. Mittlerweile stehen zwei Laptops nebeneinander am Holztisch, bei einem läuft das Internet.

Wieder aktiv im Web

Der alte Mann ist schon wieder auf Partnerplattformen hochaktiv. Derzeit empfiehlt er bildkontakte.at. Nach kurzem Probelauf nahm er sofort das Premium-Modell (25 Euro) und erhält viele Zuschriften aus Russland. “Irina” schreibt ihm oft in seinen Briefkorb. Dann eine “Irina1″. Eine fescher als die andere. Es geht hin und her. Manche vertrösten ihn oder sagen ab. Er bleibt erwartungsfroh-gespannt.

Zehn Tage sind nun um. Stummer ist wieder in Freiheit. Kontakte in den Häfen hat er kaum mehr. Mit einem Mann ist er noch in Verbindung. Fast 18 Monate war er in Simmering. Was macht Küssel? Diese Nachfrage bleibt unbeantwortet. Er habe ihn nur beim Bücheraustragen gesehen. Enge Kontakte entstanden nicht. Das Kapitel Haft ist abgeschlossen. Ein neues öffnet sich dieser Tage. Man kann sicher sein.

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Was bisher geschah, more Stummer (auf – fast – allen früheren Webseiten):
Zum Überblick (18 Beiträge mit Deep-Link)

Marcus J. Oswald (Ressort: Ernst Walter Stummer)


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Justiz und Zensur

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Dieses Bild ist Anstoß von Nicht-Diskussionen im Justizzentrum Wien. Obwohl es bereits in Krumau, in den Landesgerichten Linz, dem in Budweis, in einem Einkaufszentrum und in einer Stadtgalerie ausgestellt wurde, darf es im Justizzentrum Wien nicht gezeigt werden, war zuerst verhüllt zu sehen und steht nun bis zum Ende der Ausstellung im November 2014 im Besenkammerl. (Fotoquelle: Karin A. Fuchs).

Dieses Bild ist Anstoß von Nicht-Diskussionen im Justizzentrum Wien. Obwohl es bereits in Krumau, in den Landesgerichten Linz, dem in Budweis, in einem Einkaufszentrum und in einer Stadtgalerie ausgestellt wurde, darf es im Justizzentrum Wien nicht gezeigt werden, war zuerst verhüllt zu sehen und steht nun bis zum Ende der Ausstellung im November 2014 im Besenkammerl. (Fotoquelle: Karin A. Fuchs).

(Wien, im Mai 2014) Zu diesem Bild gibt es etwas zu sagen und darauf freut man sich ganz Besonders. Hintergrundbeitrag zu einem Wiener Zensurstück Anno 2014 ist in Arbeit!

Bilder vorab, der Text dauert noch:

Zum fünften Mal findet die Permanentausstellung KUNST ZU RECHT  im Justiztower Wien-Mitte auf sieben Etagen statt. Die Ausstellung verläuft somit im Bereich des Bezirksgerichtes Wien-Mitte. Doch in der 4. Etage verwechselte die Gerichtsvorsteherin offenbar den Begriff Richter mit Kunstrichter und befahl, drei harmlose Malereien nicht zuzulassen. (Foto: Folder zur Ausstellungseröffnung)

Zum fünften Mal findet die Permanentausstellung KUNST ZU RECHT im Justiztower Wien-Mitte auf sieben Etagen statt. Die Ausstellung verläuft somit im Bereich des Bezirksgerichtes Wien-Mitte. Doch in der 4. Etage verwechselte die Gerichtsvorsteherin offenbar den Begriff Richter mit Kunstrichter und befahl, drei harmlose Malereien nicht zuzulassen. (Foto: Folder zur Ausstellungseröffnung)

Marcus J. Oswald


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“Kunstfrischmarkt” 2014 eröffnet in Neubau

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Das Sternzeichen zwang den Herausgeber gestern zur Ruhepause. (Horoskop von Gerda Rogers in der Zeitung Österreich am 14. Mai 2014)

Das Sternzeichen zwang den Herausgeber gestern zur Ruhepause. (Horoskop von Gerda Rogers in der Zeitung Österreich am 14. Mai 2014)

(Wien, im Mai 2014) Der 7. Wiener Bezirk ist nicht bekannt als Viertel, in dem man Innovationen scheut. Anders als in kulturellen Steppen wie Donaustadt, Floridsdorf, Fünfhaus oder Meidling, schießen die Ideen geradezu aus dem Boden. Die zweijährige Diskussion rund um die Entschleunigung der Mariahilferstraße bewies das nachdrücklich.

Die Aktion Kunstfrischmarkt 2014 startet heute. (Foto: Webseite)

Die Aktion Kunstfrischmarkt 2014 startet heute. (Foto: Webseite)

Im Bereich der Kunst ist der Bezirk mit einer der höchsten Single-Haushaltsquoten Wiens heißes Pflaster. Daher startet heute wieder der Kunstfrischmarkt im 7. Bezirk. Das titelgebende Wortspiel bringt die (meist hochpreisige) Kunst, den Nahversorger und den Supermarkt in eine Einheit. Kunst will man bieten, frisch will man sein und erschwinglich.

45 Unternehmen, kleine Geschäfte und Läden (Link zur Liste) haben sich zusammengetan und zeigen eine Woche lang junge Talente von Heute. “Entdecken Sie die Picassos von Morgen”, lautet die Losung der Veranstaltung, die der Grüne Bezirksvorsteher von Neubau, Thomas Blimlinger, heute um 13 Uhr im Amtshaus mit einer Rede eröffnet.

Hauptsächlich im bekannt kunstfreundlichen Revier der Westbahnstraße und Lindengasse samt Quergassen wird die Aktion Kunstfrischmarkt von 15. Mai bis 23. Mai 2014 von Geschäftsleuten unterstützt. (Plan von Webseite)

Hauptsächlich im bekannt kunstfreundlichen Revier der Westbahnstraße und Lindengasse samt Quergassen wird die Aktion Kunstfrischmarkt von 15. Mai bis 23. Mai 2014 von Geschäftsleuten unterstützt. (Plan von Webseite)

Danach beginnt die Verkaufswoche mit kleinen Werken im Preis von fünfzig bis maximal 350 Euro. Fünfzig männliche und weibliche Künstler (Link zur Liste) machen mit. Wochentags werden bis Freitag, 23. Mai 2014 kostenlose Gruppenführungen angeboten.

Marcus J. Oswald (Ressort: Bezirksgeschehen, 7. Bezirk, Termindienst)


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Jesuiten im Kunstfoyer

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Knapp und sparsam formuliert. Die neue Einladung ins Jesuitenfoyer, das Kunstvermittlung unternimmt. (Foto: Einladungskarte für 22. Mai 2014)

Knapp und sparsam formuliert. Die neue Einladung ins Jesuitenfoyer, das Kunstvermittlung unternimmt. (Foto: Einladungskarte für 22. Mai 2014)

(Wien, im Mai 2014) Zu den Jesuiten kann man eine Beziehung haben oder nicht. Im eigenen Fall ist es so, dass der Herausgeber schon 1994 von Ignazius von Loyola gehört hat, da das Werk von Roland Barthes über den Jesuiten-Gründer Mitte der 90er-Jahre im Arbeitszimmer herumlag. Die damalige Freundin Daphne “Elektra” (1994-1997) hatte seit längerem eine Diplomarbeit über die drei Jesuitenkovents in Österreich in Arbeit. Sie war damals kinderlos und bekam erst ab dem Jahr 2000 vier (!) Kinder. Die Diplomarbeit am Institut für Kunstgeschichte wurde dann tatsächlich 2008 fertig gestellt. (Link auf UniVie; Link auf PDF über den UniVie-Server bei Interesse – 169 Seiten, 37 Mb)

Minderheit

Die Jesuiten in Österreich sind eine kleine, hochgebildete Minderheit. Die offiziellen Zahlen der aktiven Jesuiten schwanken zwischen 82 (Grauquelle “Wikipedia”, Status 2011) und 90 (eigene Webseite Jesuiten, Status 2014). Die Gruppe ist überschaubar und hat in Wien die Zentrale in der Jesuitenkirche am Ignaz Seipel Platz. Das zweite Standbein steht im Kardinal König Haus im Speisinger Spital Lainz. Jesuit Gustav Schörghofer leitet die wohl architektonisch interessanteste Kirche Wiens, jene in Lainz.

Erhabenheit

Die Messen in der zentral gelegenen Jesuitenkirche in der Innenstadt haben durchaus etwas Erhabenes. Sie verknüpfen Glaubensgeschichten mit Musik. Am 22. Mai 2014 gibt die Chorvereinigung St. Augustin “Die Schöpfung” von Joseph Haydn (19 Uhr 30). Am Sonntag 25. Mai 2014 gibt das Consortium Musicum Alte Universität die “Krönungsmesse” von Wolfgang Amadeus Mozart. Bei freiem Eintritt und gutem Willen.

Die Musikabende in der “Zacherlfabrik” im 19. Wiener Bezirk beendeten die Jesuiten nach acht Jahren mit Ende 2013.

Tradition Otto Mauers

In neuerer Tradition versuchen die Jesuiten in Wien eine Brücke zwischen Spiritualität und Bildender Kunst zu bauen. 1999 eröffnete man eine Galerientätigkeit.

Zwei Mal pro Jahr wird im “Jesuitenfoyer” eine Ausstellung ausgerichtet. Seit 2003 werden ausnahmlos Auftragsarbeiten gezeigt. Es ist nicht weit hergeholt, dass man die Tradition des Otto Mauer aus den 1970-er Jahren weiterziehen möchte, der die moderne Galerie “St. Stephan” 1963 bis 1973 gründete und leitete (ab 1973 bis 1978 unter Leitung von Oswald Oberhuber). Kunstvermittlung über konfessionelle Grenzen hinaus zu betreiben ist auch Absicht der Jesuiten, die mit ihrem Kunstexperten Gustav Schörghofer daher auch im Vorstand des Otto Mauer Fonds sitzen.

Das “Jesuitenfoyer” befindet sich hinter der Akademie der Wissenschaften in der Bäckergasse 18, wo sich auch das Archiv der Wiener Jesuiten befindet.

Am 22. Mai 2014 ist es wieder soweit. Die Einladung formuliert es knapp und bündig. Selten so eine knappe Einladung gelesen. Es heißt: “Elisabeth Plank. Den Raum formuliert.” Plank war einst Schülerin von Oswald Oberhuber an der Angewandten Akademie. Die Ausstellung ist Montag und Dienstag von 16 bis 19 Uhr zu besichtigen, Sonn- und Feiertags von 12 bis 13 Uhr. Oder bei der Vernissage, was am Einfachsten ist. Ab 19 Uhr 30.

Marcus J. Oswald (Ressort: Termindienst, Glaube)


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Bildkunst wurde tonangebende Erzählform

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(Wien, im Mai 2014) Von allen klassischen Künsten (literarische, bildnerische, szenische) ist in Wien derzeit die Bildende Kunst am Meisten im Gespräch.

Der Literatursektor ist nicht tot, aber die großen Verlegerpersönlichkeiten. Fritz Molden starb, Leo Mazakarini wurde alt, Christian Brandstätter übergab dieser Tage den Verlag an seinen Sohn und zieht sich ins Ausgedinge zurück. Von den Literaten hört man wenig Einschüchterndes oder Skandalöses. Nie-Wiener Peter Handke bleibt in Paris, Wiener Daniel Kehlmann ging nach New York, Thomas Glavinic gibt das neunundsechzigste Interview einer Kreditkartenfirmenzeitschrift zum Thema, wie man am Besten eine Frau ins Bett bekommt, er fühlt sich unwiderstehlich. Peter Turrini zog vor Jahren schon von der Rögergasse nach Retz, fühlt sich noch immer unwiderstehlich, übergab aber seinen “Vorlass” (ein “Nachlass zu Lebzeiten”) rechtzeitig dem Kulturamt der Niederösterreichischen Landesregierung – und verwaltet auch ohne diesen ein Jahreseinkommen aus Tantiemen von 250.000 Euro, für die er einen Steuerberater hat. Der Literatursektor ist derzeit wenig aufregend.

Der Theatersektor schlummert vor sich hin. Viel klein klein. Das Schauspielhaus baut nicht mehr wie unter Hans Gratzer zu jeder Premiere die ganze Fassade in der Porzellangasse um. Innen drin regiert das Experiment, es ist Theater für Schauspieler. Im Volkstheater, unter Emmy Werner Theater für Zuschauer, regiert der lange Abschied. Direktor Michael Schottenberg hört in einigen Monaten auf, die Luft ist heraussen. Burg und Akademie hatten ihren Frühjahrhundertskandal. Es geschah seit 200 Jahren nicht, dass ein Burgtheaterdirektor über Nacht entlassen wird. Der Direktor habe Gagen im Kuvert am Bühneneingang entgegen genommen. Das gab es vermutlich seit 200 Jahren, da am Theater, ob groß oder klein, Barzahlung Usus ist. Matthias Hartmann jedenfalls wurde beurlaubt, dann entlassen. Er hat nun Fiskalschulden und die Burg 22 Millionen Euro Defizit aus der Spielsaison 2012/2013. Sicher: Das Theater war im Gespräch, doch vorwiegend wegen Mammon. Deswegen ist auch Alexander Pereira im Gerede, der Theaterkonzepte an seine neue Wirkstätte Mailänder Scala verkauft, maßangepasst. Koproduktion nennt sich das komplizierte Geschäft mit weltweiten Künstlern. Inhaltlich bewegt die szenische Kunst kaum. Weder in Zeitungen, noch im Fernsehen stößt irgendetwas bis zur breiten Bevölkerung durch. Das größte Theater spielte Thomas Neuwirth alias Conchita Wurst, der dem Mega-Publikum vor der 100-Millionen-Fernsehwand die ideale Barbiefrau vorspielte, nicht blond oder braun, sondern mit schwarzer Mähne, Riesenwimpern, Glitzerlook aus den 80-er Jahren und einem Vibrato, so wie es Massenpublikum erwartet, dass sich eine Frau benimmt, die einem Preis entgegen fiebert und sich nach der Entgegennahme den Weltfrieden wünscht. Der Lohn der Anstrengung wird sein, dass der Song Contest das nächste Jahr, präzise am 19. Mai 2015 in Wien ausgetragen wird. (Und dazu wünscht sich der Herausgeber des Wien Extra-Journals drei Moderatoren: Den wunderbar wandelbaren, bekannt TV-erprobten, vormaligen “Jedermann” Nikolaus Ofczarek und den aktuellen “Jedermann” Cornelius Obonya, alternativ, falls dem das Thema ESC zu seicht ist: Ben Becker; sowie als Field-Reporterin die geschwätzige, aber liebreizende Mirjam Weichselbraun, da von ihr anzunehmen ist, dass sie perfekt englisch und in Ansätzen französisch spricht.)

Verschüttete Prinzendorf-Vorkommnisse

Am Meisten bewegt in und um Wien die Bildende Kunst. Wie eingangs gesagt, befindet sich die literarische Kunst in der allgemeinen Wahrnehmung derzeit in der Versenkung. Die Theaterkunst versenkte sich durch Finanzskandale selbst und verdrängt inhaltliche Themen. Ähnlich, doch anders ist die Bildende Kunst. Natürlich hat auch die Malerei ihre Aufreger. Gottfried Helnwein stellte kürzlich in Wien aus. Er wurde 50-Percent-Amerikaner und regt hier keinen mehr auf. Hermann Nitsch regt sich auf, da bei ihm im im März eingebrochen wurde. Seither kommt Prinzendorf nicht mehr zur Ruhe. 500 Tausend Beute seien aus dem Tresor gestohlen worden, hieß es. Der Nitsch-Clan, der im Wesentlichen aus seiner findigen, um ein Eckhaus jüngeren Gemahlin, dem grantelnden Meister und einem Duzend Kunstassistenten besteht, engagierte einen Detektiv, der schon die Lucona im schwarzen Indischen Ozean fand. Der Schnüffler Dietmar Guggenbichler sollte den Bruch, der im Wesentlichen eine “Kerndlhackn” war (400.000 Euro Schmuck, 100.000 Cash) klären, die “Sore” finden und die Täter überführen. Es kam wie im Jerry Cotton-Kriminalfilm, nämlich ganz anders: Schnüffler Guggenbichler zeichnete, wie er das immer tut – man denke an die Plus City-Affäre in Pasching – alle Telefonate auf und verwendet die Inhalte dann gegen seine Auftraggeber, wenn sie ihn nicht pünktlich zahlen. In Pasching einst klagte er den Besitzer des zweitgrößten Einkaufzentrums Österreichs. In Prinzendorf erstattete er Anzeige gegen seinen Auftraggeber Nitsch: Er habe nicht 500.000 Euro im Tresor gehabt, fand der Detektiv heraus, sondern eine Million. Jetzt hat Meister Nitsch den Scherm auf und die Finanzpolizei am Hals. Über drei Ecken kam heraus, dass er seine Bilder “ab Hof” verkaufte. Vermutlich zu einem guten Glaserl und – schwer anzunehmen – ohne Rechnung. 300 Bilder sollen so verkauft worden sein. Treibende Kraft hinter den Geschäften soll seine tüchtige Frau Gemahlin gewesen sein. Man merkt allerdings auch: Bildende Kunst rockt. Welcher Künstler kann von sich behaupten, dass er 300 Werke zwischen Tür und Angel, ohne Zwischenhändler, Galeristen, im eigenen Atelier, “ab Hof” verkauft? Es muss die Chemie gestimmt haben. Im übrigen: In der Artothek des Bundes befinden sich 36.000 Werke von bildenden Künstlern, darunter auch Arnulf Rainer oder Maria Lassnig. Aber kein einziger Nitsch. Ohne Rechnung geht dort eben nichts.

Baumaxx – Großer Wert, hoher Preis

Die Rechnung ohne die Handwerker machten zwei, die in der Werbelinie stets vom “Großen Wert und kleinen Preis” sprachen. Im Baumaxx-Reich der Kunstsammler Agnes und Karl-Heinz Essl ging zu besten Zeiten die Sonne nicht unter. Es reichte bis in den asiatischen Raum der Türkei. In Klosterneuburg schien die Sonne kunstvoll: 7.000 Einzelelemente, 4.900 Werktitel, 673 Künstler aus 45 Ländern sammelte das Ehepaar ein, darunter 246 Österreicher. Die Kunstmäzene mit eigenem Museum besitzen rund 200 Nitsch, rund 200 Rainer, 60 Werke von Maria Lassnig, vierzig von Max Weiler und weitere Größen wie Gerhard Richter oder Georg Baselitz. Nach Eigendarstellung macht die Sammlung 90 Millionen Euro aus, Sothebys schätzt diese auf 130 Mio Euro. Liebhaberwert: Liegende Acht, unendlich. Da der Baumarkt mangelnde Nachfrage hat, wird die Sammlung wohl filletiert. Der Kunstmäzen Essl zog sich indessen aus dem Vorstand seiner Firma zurück. Wenn man Pech hat, droht ein Gullit-Schicksal. Der starb auch plötzlich und unerwartet.

Erfolgsgeschichte Kunsthisorisches Museum

Die Bildende Kunst sucht in Wien im Großen wie im Kleinen Publikum. Das Kunsthistorische Museum (KHM) tut es in der Hauptstadt im ganz Großen und sehr erfolgreich. Seit Beginn der Direktions-Ära Sabine Haag 2009 (Nachfolgerin von Wilfried Seipel) wurden die Eintrittserlöse von 5,46 Mio Euro (2009) um 67 % auf 9,13 Mio Euro (2013) gesteigert. Allein von 2012 (7,61 Mio) auf 2013 gab es ein Plus von 20 Prozent. In Kopfzählung heißt das, dass 2009 1.140.499 Nasen ein Ticket für das Hauptmuseum KHM und die Schwesternhäuser Theatermuseum, Schatzkammer, Wagenburg, Theseustempel, Weltmuseum oder Schloß Amras (Innsbruck) gekauft haben, 2013 1.405.997 Personen! Den Löwenanteil hält das Wiener KHM am Burgring 5 mit einer positiven Besucherentwicklung (2011: 593.845, 2012: 703.588, 2013: 778.853 [+ 33% zu 2011; + 11% zu 2012]). Aktuell läuft bis heute, 18. Mai 2014, die Ausstellung zum russischen Kunsthandwerker Peter Carl Fabergé, der für die Russen-Monarchie seine berühmten Fabergé-Eier schuf. 160 Exponate waren zu sehen. Ab 20. Mai 2014 beginnt die Doppelausstellung in der Antikensammlung zum 2000. Todestag von Kaiser Augustus und zum 1.200. Todestag von Karl dem Großen mit Meisterexponaten dieser Zeit. Am 17. Juni 2014 eröffnet die Herzog Wilhelm-Schau. Leopold Wilhelm, Sohn des Kaisers Ferdinand II., wurde vor 400 Jahren geboren (1614) und war manischer Sammler. Über 1.400 Gemälde, 350 Zeichnungen, dazu Skulpturen und Figuren sind von ihm erhalten. Malerprominenz wie Raffael, Rubens, Tizian, van Eyck und Co. sind in der Habsburger-Sammlung erfasst. Da Leopold Wilhelm Oberbefehlshaber des Heeres war und im Englischen Bürgerkrieg aktiv war, würde man die Aneignung heute “Beutekunst” nennen. Auf seiner Basis errichtete das KHM die heutige Europa-Sammlung. Am 28. Oktober 2014 eröffnet dann eine Alte Meister-Schau im KHM. Die erste monografische Personalschau zu Diego Velázquez überhaupt wird in Wien mit rund 70 Gemälden eröffnet, die die spanische Linie des Kaiserhofes um 1620 bis 1660 dokumentieren. Es kommen sieben Leihgaben aus dem Prado, weitere von der National Gallery London, dem Metropolitain Museum New York, dem Boston Museum of Fine Arts und dem Arts Institute Chicago. Mit der traditionellen “großen Herbstschau” (2013 war es Lucian Freud) beschließt das KHM das Jahr 2014. Das Preiskonzept fährt nach wie vor zweigleisig: Ein Angebot für Touristen (internationale Ticketpreise um die 12 – 15 Euro) und die “Jahreskarte” für Wiener und Österreicher. Sie kostet 34 Euro, gilt für das Haupthaus und die sechs Nebenmuseen ein ganzes Jahr. Ende 2013 wurde die 100.000. KHM-Jahreskarte verkauft.

Kunstfrischmarkt

Im kleinen Kunstrahmen bewegt sich auch was. Dieser Tage rittern Nachwuchsmaler um die Gunst und machen eine Aktionswoche unter dem Titel “Kunstfrischmarkt” in Wien-Neubau. 45 Geschäftsleute helfen ab 15. Mai 2014 eine Woche mit, damit auch die Jungen zu Lebzeiten Zuspruch und Anerkennung bekommen. Kunstvermittler und Galeristen schalten sich erst ein, wenn eine erkennbare Handschrift vorliegt und der dauerhafte Wille, von der Kunst zu leben.

Justizzentrum-Skandal

Einen kleinen Skandal gibt es in einem freien Ausstellungsgelände im Justizzentrum Wien. Dort stellen 48 Zeichner und Maler sehr unterschiedlicher Qualität auf sieben Etagen aus und sie unterwarfen sich – offenbar – freiwillig einem Verhaltenskodex. Der Veranstalterverein der 5. Permanentschau “Kunst im Recht” im Justizzentrum, der eng mit dem Gerichtspräsidium zusammenarbeitet, hat den ausstellenden Personen untersagt, dass nackte Haut gezeigt wird. Bei einem Werk, das aus acht Bildelementen besteht, entfernte man nun einfach zwei Bildelemente und lässt es so bis November hängen. Nähere Hintergründe werden noch beschrieben und gezeigt.

Mai-Auktion Dorotheum

Dass Bildende Kunst ein Thema ist, weiß man im Dorotheum. Daher ist das Thema am 20. und 21. Mai 2014 “Zeitgenössische Kunst” und am 22. Mai 2014 “Klassische Moderne”. An den drei Tagen werden Highlights und Paukenschläge erwartet. Das Werk “Concetto Spaziale” (1955) von Lucio Fontana hat einen Schätzwert von 550.000 bis 750.000 Euro. Das Bild “Il Circo” (1958) von Marino Marini wird mit 400.000 bis 600.000 Euro bewertet, das Werk “Lucia” von Sean Sully (1992) mit 600.000 bis 900.000 Euro und das Werk “Concetto Spaziale” (aus 1957) von Lucio Fontana mit 700.000 bis 1 Million Euro. Es sind natürlich auch preiswerte Dinge in der Mai-Auktion rund um contemporary and fine arts: “Monica in half slip” (1986) von Tom Wesselmann ist mit 150.000 bis 250.000 ausgeschrieben und wartet auf Käufer.

Lucio Fontana mit dem Werk Concetto Spaziala (1957). Das Dorotheum will es um eine Million Euro verkaufen. (Foto: Dorotheum)

Lucio Fontana mit dem Werk Concetto Spaziala (1957). Das Dorotheum will es um eine Million Euro verkaufen. (Foto: Dorotheum)

Die Auktion startet am Dienstag und Mittwoch jeweils um 10 Uhr vormittag.

Marcus J. Oswald (Ressort: Allgemeines, Kultur)


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Kirchenschänder ist zurechnungsunfähig – Kircheninitiative gegen Life Ball

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Strafverteidiger Roland Friis inhaliert das Gerichtsgutachten zu seinem Mandanten aus Afrika mit Genuss und ist zuversichtlich, dass der Kirchenschänder, der in sechs Wiener Kirchen wütete, straffrei nach Hause geht. Was der Advokat vergisst, ist der Aufdruck auf Rauchwaren: Rauchen kann tödlich sein. (Foto: Marcus J. Oswald)

Strafverteidiger Roland Friis inhaliert das Gerichtsgutachten zu seinem Mandanten aus Afrika mit Genuss und ist zuversichtlich, dass der Kirchenschänder, der in sechs Wiener Kirchen wütete, straffrei nach Hause geht. Was der Advokat vergisst, ist der Aufdruck auf Rauchwaren: Rauchen kann tödlich sein. (Foto: Marcus J. Oswald)

(Wien, im Mai 2014) Zwei Dinge, nicht unterschiedlicher, geschehen dieser Tage: Roland Friis, Wiener Strafverteidiger, aus der Triesterstraße weg, nun am Speckgürtel des Landesgerichts in der Schlösselgasse situiert, ist zufrieden mit einem Gerichtsgutachter, der über seinen Mandanten festgestellt hat, dass er zurechnungsunfähig ist. Üblicherweise ist man dann nicht zufrieden. Es droht eine Einweisung auf Nimmerwiedersehen.

Friis aber spielt Poker, Roulette und 17 und 4 in Einem: Er geht davon aus, dass weil eine Zurechnungsunfähigkeit festgestellt wurde, keine Strafe erfolgt, die Sache also straffrei gestellt bleibt. Der Herausgeber kann nur dies sagen: Friis spielte auch bei ihm einmal Poker, Roulette und 17 und 4 in Einem. Es war kein Gewinn. Statt den Akt zu lesen, spekulierte er im Gerichtssaal auf einen “absolut untauglichen Versuch” einer Amtsnötigung, weil ein Brief an einen Richter – laut seiner Sicht – den Mann nicht am besagten Tag erreicht hatte. Hätte er nachgefragt, den Akt gelesen, intuitiv argumentiert, hätte er verstanden, dass ein vernünfitger Mensch immer drauf schaut, dass jemand einen Brief zeitgerecht erhält, wenn eine wichtige Nachricht enthalten ist. So war es auch: Der Brief wurde höchstpersönlich im Gerichtsbriefkasten zu Döbling abgegeben und hatte den Einlaufstempel am Folgetag um 6 Uhr 45. Nix mit “absolut untauglichem Versuch” einer Amtsnötigung wegen zu späten Einlangens. “Bedingt tauglicher Versuch” der “versuchten Nötigung” und der Herausgeber wurde verurteilt.

Spielernaturell

Wie viele Anwälte ist Roland Friis ein Spieler, der mit fremdem Kapital wettet. Bei seinem aktuellem Klienten spielt er wieder “Alles oder Nichts”. Es geht ihm im Fall des Afrikaners, der in sechs Kirchen Statuen umgeschmissen und zerstört hat, als Verteidiger nicht um die Moral, nicht darum, die Öffentlichkeit zu Motiven aufzuklären, warum religiöse Symbole angegriffen werden, was Anwaltsarbeit wäre. Dem Gambler unter den Wiener Anwälten geht es darum, ihn freizupauken.

Er sagt schon seit zwei Monaten, dass der Plan gut läuft. Seither ist der Afrikaner in der Baumgartner Höhe zur Untersuchung. In der Trafik am Alsergrund redet man seither angeregt über den Fall, die halbe Trafik wurde mittlerweile von Friis in anderen Causen vertreten und ein halbes Duzend Leute stieg in seiner Hierachie auf und wurde “Zuweiser”, Klientenvermittler. Diese Leute, nicht ganz partei- und wertungsfrei, für sie ist “Rolli” ein klasser Bursch, sind überzeugt, dass das Friis-Konzept komplett aufgeht und der Kirchenschänder frei gehen wird, sobald das Gutachten in der Tasche ist, das ihm “Zurechnungsunfähigkeit” schwarz auf weiß bescheinigt.

Trapezakt Gutachten

Der Autor dieser bescheidenen Zeilen meint das nicht. Die Falle mit dem Gutachten kann nach hinten zuschnappen. Es gab Fälle am Landesgericht Wien zwischen 2006 und 2011, Friis weiß das und der Herausgeber von “Wien Extra” weiß das, beide verbrachten in diesen Jahren fast gleich viel Zeit am Landesgericht für Strafsachen in Gerichtssälen, in denen trotz Gutachten, das Zurechnungsunfähigkeit bescheinigt, auf Verdacht eingewiesen wurde, weil man sich nicht auskennt, was beim Übeltäter Eingebung von Oben, Rausch oder Klarheit. Am Fall gesprochen: Wenn ein Sachverständiger meint, dass der Afrikaner Kirchenstatuen umreisst, Kirchen schändet, öffentlich sichtbaren Schaden hinterlässt und hinterher nicht weiß, was ihn treibt, kann das unter üblichen Umständen nicht automatisch heißen, dass es straffrei bleibt.

Seit 2010 ist am Straflandesgericht Wien eine neue Richtergarnitur am Ruder. Damals gingen mit Jahreswechsel 2009 auf 2010 mit einem Schlag sieben namhafte, medienpräsente Wiener Strafrichter entweder in Pension oder aufs OLG Wien. Bei den alten Richtern ging so mancher Schmäh durch, sie ließen den Promi-Anwälten oft eine lange Leine, standen selbst auch gern in der Zeitung, die sie beim Heurigen dann herumzeigten. Es war ein Geben und Nehmen.

Neue Richtergeneration 2.0

Nun ist eine junge, unverbrauchte, teilweise unterkühlt-scharfzüngige, am Internet und flachen Hierarchien flexibel geschulte Generation an Richtern nachgerückt. Diese betont weniger Beamtenpomp und autoritäre Distanz, manche der Neuen wollen auch nicht fotografiert werden, sehen sich nicht gern in der Zeitung, in der so manches verkürzt dargestellt wird, was in fünf Stunden Gerichtstag gesprochen. Mancher junger Richter legt mehr Wert auf kommunizierte Rechtstheorien, manche könnten als Philosophiestudenten durchgehen. Neuere Verhandlungen hören sich gut an und können sich hören lassen. Es sind kommunikative Verhandlungen, in denen tendenziell mehr geredet wird als noch vor fünf Jahren, als die betagten Männer mit dicken Brillen über der Sitzungsglocke wachten.

Aus Sicht dieses Journals ist der Fall der Kirchenschändungen keine “gmahte Wiesn”, wie Anwalt Friis meint. Es wird zu wenig sein, den formaljuristischen Trapezakt zu gehen, und auf zurechnungsunfähig und damit Freispruch zu plädieren. Solche Fälle haben 1 % Siegchance. In 99% bedeutet ein Gutachten der Zurechnungsunfähigkeit eine unbefristete stationäre Anhaltung. Für den Verteidiger spricht, dass die Maßnahmenanstalten überfüllt sind. Hier beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz: Da es kaum Entlassungen gibt und die Leute jahrelang “über der Zeit” in der Justiz hängen bleiben, gibt es keine Betten. Göllerdsorf ist mit 160 Plätzen dicht. Wien-Mittersteig ist voll, die kleine Außenstelle in Floridsdorf auch. Die großen Justizhäuser wie Stein, Garsten, Karlau kommen bei religiös wahnhafter Sachbeschädigung (§ 126 StGB, Strafhöhe bis 3 Jahre) nicht in Frage. In Sonnberg bei Hollabrunn schwelt seit einem Jahr der Streit, ob man 80 neue Plätze für Maßnahmenfälle schafft (und 80 bisherige Häftlinge anderswo hinschickt), in Sonnberg hat man Sozial- und Psychologiepersonal. In allen anderen Justizanstalten gibt es für Maßnahmenfälle kein Personal mit psychologischer Schulung.

Der Fall ist erst gerichtsanhängig. Man muss abwarten. Euphorie ist nicht angebracht.

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Frau Hilde sprüht Röckchen auf Life Ball-Plakate. (Zeitung Heute Titelseite)

Frau Hilde sprüht Röckchen auf Life Ball-Plakate. (Zeitung Heute Titelseite)

Zur zweiten Sache: In Wien hängen seit Kurzem Plakate zum “Life Ball” in denen ein Transgender-Modell sein Gemächt in die Öffentlichkeit hängt. Das regt Leute auf, die das nicht wollen und treibt Aktivisten auf den Plan. Eine Frau Hilde zieht durch die Stadt und sprüht schwarze Röckchen über die Plakate. Das fand Platz auf der Titelseite der Zeitung “Heute” und sofort rückten Sympathisanten von kirchennahen Einrichtungen nach und fordern Lobbying-Arbeit. Einer dieser Wirkungsbriefe wurde über die Plattform “Europa für Christus” ausgesandt und er wird hier zur Gänze gezeigt, weil er viele Anleitungen zum Bildersturm gibt. Der Brief wurde am 13. Mai 2014 lanciert. Darin heißt es:

“Liebe Freunde !

Eine Wiener Galerie plakatiert mit offizieller Unterstützung des Life-Ball eine Adam-Eva-Szene mit einer vollkommen nackten „Eva“ mit Brüsten und Penis. Hier ist das Bild zu sehen: Life Ball wirbt mit Transgender-Plakat (12. Mai 2014)

Gery Keszler lacht. Und wir alle müssen mit unseren Kindern daran vorbeigehen und es ihnen irgendwie erklären. Das schränkt uns in unserer Erziehungsfreiheit enorm ein, mit-finanziert von der öffentlichen Hand (die Gemeinde Wien subventioniert den Life Ball mit 800.000 €)

Ich habe das Bild auf Facebook hochgeladen und wurde deshalb sofort – wenn auch nur kurz – gesperrt! Wenn nur die Facebookregeln auch auf der Straße gelten würden…

Nun bitten wir um schnelle Reaktionen:

1) Anruf / Email an Gewista mit der Bitte die (von von ihr gratis affichierten) Plakate wieder abzunehmen: KR Karl Javurek, e-mail: dion@gewista.at , Tel.: +43 1 79 5 97-600 http://www.gewista.at/DE/Kontakt/Ansprechpartner/Ansprechpartner.aspx (Zeitaufwand: ca. 5 min)

2) Hier ein Auszug aus der Liste der Hauptsponsoren des Life Ball. Eines der wirksamsten Mittel ist sicherlich, die Sponsoren direkt anzuschreiben:
- Wolford: service.austria@wolford.biz
- Swarovsky: customer_relations.at@swarovski.com
- Billa: hotline@billa.at
- T-mobile: http://faq.t-mobile.at/app/ask
- Illy: infode@illy.de
- Druck.at: office@druck.at bzw. Geschäftsführer peter.kolb@druck.at
- Audi: http://www.audi.at/kontakt/lob_und_kritik/sonstiges/ bzw. information@audi.at
- Kronenzeitung: office@krone.at
- Campari: info@campari.de

3) Emailbeschwerde an den Werberat : office@werberat.at , http://werberat.at/beschwerde.aspx (Zeitaufwand: ca. 5 min)

4) U-Bahn-Infoscreen zeigt es auch: Bitte anrufen oder faxen und bitten, dies zu unterlassen: Tel: 01 710 52 00-0, http://www.infoscreen.at/www/kontakt_popup.php (Zeitaufwand: ca. 5 min)

5) Politiker informieren – bitte um Protest, parl. Anfragen, Streichung öffentlicher Gelder, besseres Jugendschutzgesetz, etc.

6) Leserbriefe , kurz und knackig, aber nicht aggressiv, an verschiedenste Redaktionen. Allgemeine Information zum Schreiben eines Leserbriefes: http://www.europe4christ.net/index.php?id=259 (Zeitaufwand: ca. 30 min)

7) Wer vor einem Plakat steht, kann die Polizei anrufen und eine Anzeige machen (etwas mehr Zeitaufwand). Es geht um Störung der öffentlichen Ordnung und Jugendschutz. Was hier auf jeden Fall greift: Wiener Landessicherheitsgesetz, §1, Absatz 1, Ziffer 1.Diese Email sollte bitte nicht an die Zielpersonen – aber sehr gern an weitere Unterstützer weitergeleitet werden.

Vielen Dank,
Eure Gudrun und Martin K.

PS: Wer unsere Arbeit für christliche Werte in Österreich finanziell unterstützen möchte, kann dies hier tun: “Europa für Christus”,

Betreff: Spende für Österreich,
IBAN AT051400003210902901,
BIC: BAWAATWW (bzw. BAWAATWWXXX)”

+++

Setzt man beides in Kontrast, den Strafverteidiger, der seinen kirchenmausarmen Kirchenschänder aus Afrika, der offenbar an religiösem Wahn leidet, freipauken will, und unten die Personen, die sich am jährlichen Millionenspektakel “Life Ball” reiben, bei dem es nicht um Moral, sondern um glanzvolle Charity geht, in dessen Licht sich manche sonnen, egal ob dafür oder dagegen, zeigt sich, dass die Welt von Extremen dominiert ist.

Der Eine zerschlägt in sechs Kirchen Heiligenstatuen, den Zweiten ist wenig heilig außer der heilige Skandal für 15 Minuten Ruhm, die Dritten wollen das Heilige hüten und die heilige Ruhe wahren. Irgendwo in der Mitte liegt die langweilige Wahrheit.

Marcus J. Oswald (Ressort: Crime, Glaube)


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Johann Gudenus hat kein Kind mit einer Russin

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Wählen stets die harte Linie: Strache und sein Vize Johann Gudenus. Auf Grund des Krim-Engagements und seiner zahlreichen Studienaufenthalte in Russland schrieb die Zeitung Österreich Gudenus ein Kind mit einer Russin zu. Das erwies sich als falsch. Das Kind ist mit einer Österreicherin. (Foto: Wahlplakat der FPÖ zur NR-Wahl 2013)

Wählen stets die harte Linie: Strache und sein Vize Johann Gudenus. Auf Grund des Krim-Engagements und seiner zahlreichen Studienaufenthalte in Russland schrieb die Zeitung Österreich Gudenus ein Kind mit einer Russin zu. Das erwies sich als falsch. Das Kind ist mit einer Österreicherin. (Foto: Wahlplakat der FPÖ zur NR-Wahl 2013)

(Wien, im Mai 2014) Jetzt ist es amtlich wie es amtlicher nicht sein könnte: Der FP-Vizechef und starke Mann hinter HC Strache, Mag. Johann Gudenus, 37, hat kein Kind mit einer Russin. Das ist das Ergebnis einer Gerichtsverhandlung nach Medienrecht.

Eine entsprechende Falschinformation war in der Zeitung “Österreich” am 19. März 2014 in einem in der Printausgabe auf Seite 6 veröffentlichten Beitrag mit Titel “Die Moskau-Connection des blauen Vizechefs Gudenus” zu lesen. Auf Druck mehrerer Medienklagen gegen das Printmedium und Online-Portal von “Österreich” löschte das Medienhaus des Wolfgang Fellner mittlerweile die entsprechende Textpassage. Auf der Online-Ausgabe findet sich die falsche Behauptung zum Privatleben von Johann Gudenus nicht mehr (Abruf: 23. Mai 2014).

Gegendarstellung auf Apple-Medien begehrt

In einem fortgesetzten Gerichtsverfahren scheiterte Gudenus mit der Forderung jedoch, gemäß § 9 MedienG eine Gegendarstellung unterzubringen. Der Verfechter der harten gesellschaftspolitischen Linie, der derzeit im EU-Wahlkampf steht und zuletzt als Krim-Wahlbeobachter in russischen Ländern war, liefert sich wie alle FPÖ-Politiker ein enges Match mit der Zeitung “Österreich”. Das Boulevardblatt budgetiert jährlich für Medienklagen und Prozesse 1,5 Millionen Euro ein. Gudenus klagte den Medienverlag “Österreich” unter der Zahl 093 Hv 42/14y am Landesgericht Wien auf Veröffentlichung einer “Gegendarstellung” speziell auf den Trägertechnologien “IPhone” und “IPad”.

Am 8. Mai 2014 scheiterte er damit vor Richterin Nicole Blaczak.

Gudenus beantragte über seinen Anwalt (Anwaltsanwärter Georg Zechbauer) bereits am 14. April 2014 folgenden Text für eine “Gegendarstellung” auf IPhone und IPad:

“Sie haben in Ihrer für das IPhone und das IPad verbreiteten elektronischen Version Ihrer Tageszeitung “Österreich” vom 19. März 2014 auf Seite 6 in einem Artikel mit der Überschrift Die Moskau-Connection des blauen Vizechefs Gudenus die Behauptung verbreitet, dass die Mutter des Kindes von Mag. Johann Gudenus Russin sei. Diese Behauptung ist unwahr: Die Mutter des Kindes von Mag. Johann Gudenus ist Österreicherin.”

Klage auf Gegendarstellung abgewiesen

Die Richterin wies die Klage auf Gegendarstellung am 8. Mai 2014 in der Hauptverhandlung, bei der Johann Gudenus persönlich nicht teilnahm, jedoch ab. Hauptgrund ist die mangelnde Verbreitung des Mediums “Österreich” auf den Kanälen “IPhone” und “IPad”, sodaß der Verbreitung der Gegendarstellung mehr Nutzen für den Kläger zukommt als ihm Schaden durch die Veröffentlichung erwachsen ist.

Neben der Klage auf Gegendarstellung auf Apple-Vertriebswegen wird auch das Begehren des Klägers Gudenus, der Zeitung “Österreich” eine Geldbuße gemäß § 18 Abs 1 MedienG aufzuerlegen, verneint. Der Wiener FPÖ-Parteiobmann Gudenus muss das Klagsverfahren nun “in vollem Umfang” (§ 19 Abs 3 Medien G) zahlen. Das Medienverfahren zum Thema Gegendarstellung kostet 885,16 Euro für den Gegner-Anwalt, dazu den eigenen Anwalt und die Gerichtsgebühren, in Summe also rund 2.000 Euro.

+++

Medienklage Mag. Johann Gudenus (FPÖ-Vizeobmann) gegen Tageszeitung Österreich, Landesgericht Wien, 8. Mai 2014, 9 Uhr 30.

Marcus J. Oswald (Ressort: Gericht, Landesgericht Wien)


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Helmis Nightmare mit neuer Besetzung

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Helmi's Nightmare während einer Probenpause am Wiener Naschmarkt. In neuer Besetzung mit dem Wiener Martin (Gitarre), Helmi Eichberger (Gesang) und Andy (Schlagzeug). (Foto:  Marcus J. Oswald am 23. Mai 2014)

Helmi’s Nightmare während einer Probenpause am Wiener Naschmarkt. In neuer Besetzung mit dem Wiener Martin (Gitarre), Helmi Eichberger (Gesang) und Andy (Schlagzeug). (Foto: Marcus J. Oswald am 23. Mai 2014)

(Wien, im Mai 2014) Auch wenn es nicht auf diese Webseite gehört, weil es eine eigene zum Thema gibt, ein Spin Off dieser, ist zu sagen, dass die seit 2009 bestehende Partie “Helmis Nightmare” des ehemaligen “Drahdiwaberl“-Maskottchens Gerhard “Helmi” Eichberger nun in neuer Besetzung probt und sinniert. Helmi Eichberger, einst wirkliches Mitglied der hochmusikalischen Brachial-Sumpftruppe rund um Stefan Weber, versucht noch immer als Front-Sänger Fuß zu fassen. Gemessen daran, dass es weit bessere Sänger gibt, ein schwieriges Unterfangen.

Takt und Tempo

Eichberger, im Zivilberuf seit 1983 Zöllner in Tulln, fährt jede Woche zumindest ein Mal mit dem Zug nach Wien zur Bandprobe, die jeden Freitag in der Nähe des Naschmarktes stattfindet. Dort fließt derzeit etwas zu viel Alkohol, um den Blues zu bekommen, jedoch nicht bei Helmi, der nur Gulasch isst und Mineralwasser trinkt, freilich zum Anschub des Zuckerhaushaltes für den dreiviertel, fünfachtel oder siebenachtel Takt und das richtige Tempo, die alles sind in der Musik, ein Döschen Red Bull.

Im Bild die neue Zusammensetzung der Band mit Martin, der zivilatorisch im Wiener KAV arbeitet und schon in mehreren Bands die Elektrogitarre spielte, spiritus maximus (wobei der Schwerpunkt auf spirit liegt) Helmi Eichberger (Bildmitte) und Andy, der Wiener ist, aber derzeit in Orth an der Donau wohnt, während einer Probenpause beim Naschmarkt.

Mehr zum Thema in Bälde, jetzt und morgen auf der Spezialseite “Helmi’s Nightmare”.

Marcus J. Oswald (Ressort: Musik)


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Alserbachstrasse 25 einsturzgefährdet

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Das ist der Blick aus dem Garten in den Hinterhof des Hauses. Was man am Bild nicht erkennt: Der Boden im Garten ist feucht wie eine Aulandschaft. Das Haus selbst stünde auf wackeligen Beinen und droht umzukippen. (Foto: Oswald, 23. Mai 2014)

Das ist der Blick aus dem Garten in den Hinterhof des Hauses. Was man am Bild nicht erkennt: Der Boden im Garten ist feucht wie eine Aulandschaft. Das Haus selbst stünde auf wackeligen Beinen und droht umzukippen. (Foto: Oswald, 23. Mai 2014)

(Wien, im Mai 2014) Das Haus Alserbachstraße 25 im 9. Wiener Bezirk ist Wackelkandidat. Von der Straßenseite sieht man dem Zinshaus, das elf Wohnungen und zwei Gassenlokale hat, Schäden nicht an. Es gibt keine Risse im Haus oder herabfallende Mauerteile. Optisch fällt von vorne wenig auf. Dennoch ist das Haus eine Bruchbude, das auf einem Feuchtgebiet steht.

Das merkt man, wenn man hinten hinaus geht. Er wirkt wie ein tropischer Garten. Der Boden feucht, obwohl es nicht geregnet hat. Die Hausmauer feucht, obwohl es 25 Grad Lufttemperatur hat. Der Verputz in den Hofwänden bröckelt und dahinter rieselt der Sand.

Seit 10. April 2014 sind alle Mieter evakuiert. Das Haus ist seither verwaist. Die Vollzugsmeldung der Baupolizei kam plötzlich und unerwartet. Von einer Minute auf die andere wurde den Parteien mitgeteilt, dass sie ihre sieben Sachen packen sollen und in Ersatzquartiere kommen. Das Haus wurde als einsturzgefährdet eingestuft, nachdem ein Statiker das Objekt für eine Sockelsanierung vorbereiten sollte. Er stellte fest, dass es mit einer Sockelsanierung nicht getan ist.

“Keine Pfahlgründung”

Technisch gesagt: Es liegt der Fall vor, dass das Haus nicht in die Tiefe reicht. Es gäbe keine “Pfahlgründung” mehr, sondern bis zu sieben Meter tiefe Hohlräume unter der Kellerebene. Idealerweise fixieren Pfähle die Kellersohle eines Hauses im Erdreich. Die Pfähle seien, so der Statiker, bei diesem Haus nicht mehr vorhanden. Es klaffen Löcher. Zu deutsch gesagt: Das Haus hört mit dem Keller auf und hat keine vertikalen Träger in die Tiefe. Somit kann passieren, dass der Keller eines Tages in sich zusammen bricht und mit ihm das ganze Haus.

Am 23. Mai 2014 sind die Baurbeiten fürs Erste abgeschlossen. Zwei Bauarbeiter einer Spezialfirma fluchen sich durch den Arbeitstag und gießen an diesem Vormittag die letzten Liter Flüssigbeton durch Pumprohre in den Keller. Wie das genau funktioniert, will der Bauarbeiter nicht verraten. Es ist Betriebsgeheimnis. Es gäbe drei Methoden, eine wählte man. Vereinfacht gesagt: Man hat im Keller die Hohlräume unter dem Keller seitlich angeschnitten und geöffnet und füllt diese nun mit Beton. Wie viele Liter Beton sind geflossen? Auch diese Frage bleibt Betriebsgeheimnis. Für die Fachleute vom Bau ist es Routinearbeit. Sie nehmen es gelassen. Für sie ist der heutige Arbeitstag der Abschluss. Sie packen am Nachmittag zusammen.

Unter die Fundamente werden nun Betonplomben gegossen, um dem Haus wieder eine stabile Einbindung in die Tiefe zu geben. Unzählige Liter Flüssigbeton rinnen ins Erdreich. (Foto: Bauplan zur Akutsanierung)

Unter die Fundamente werden nun Betonplomben gegossen, um dem Haus wieder eine stabile Einbindung in die Tiefe zu geben. Unzählige Liter Flüssigbeton rinnen ins Erdreich. (Foto: Bauplan zur Akutsanierung)

Dann kommt die Linzer Baufirma Swietelsky und macht weiter. Vielleicht kommt doch die Sockelsanierung und eine Generalsanierung. Das steht offen. Es hängt vom statischen Gutachten ab, ob das Haus stabilisiert wurde oder nicht. Man soll den Tag nicht loben bevor der Beton trocken ist.

Begehung am 23. Mai 2014

Das Journal macht eine Begehung des Hauses und stellt fest: Es ist Feuchtgebiet. Es ist der Tag 44 nach der Evakuierung. In jedem Stockwerk sind im Stiegenhaus viereckige Quader in den Verputz geschlagen, um die Feuchtigkeit der Wand zu messen. Die Ziegel sind spürbar feucht.

In den Gangtoiletten wurde ebenso gestemmt. Selbst im dritten Stock, hoch oben, sind unter dem Plafond die Ziegel feucht.

In jeder Etage wird ein Anstich gemacht, um die Beschaffenheit der Wand zu prüfen. (Foto: Oswald)

In jeder Etage wird ein Anstich gemacht, um die Beschaffenheit der Wand zu prüfen. (Foto: Oswald)

In einer Gangtoilette in der zweiten Etage machte sich der Anstich von selbst: Der Verputz fällt ohne viel Gegenwehr von der Wand. Die Wände sind feucht. (Foto: Oswald, 23. Mai 2014)

In einer Gangtoilette in der zweiten Etage machte sich der Anstich von selbst: Der Verputz fällt ohne viel Gegenwehr von der Wand. Die Wände sind feucht. (Foto: Oswald, 23. Mai 2014)

Bei der Gangtoilette im dritten Stock braucht es auch nicht viel Kraft des Bauarbeiters. Die Wände sind hoch oben nass. (Foto: Oswald, 23. Mai 2014)

Bei der Gangtoilette im dritten Stock braucht es auch nicht viel Kraft des Bauarbeiters. Die Wände sind hoch oben nass. (Foto: Oswald, 23. Mai 2014)

(Beitrag in Arbeit! Autor ist jetzt Essen.)


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Literatur als Glücksspiel

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Buchschreiber können einen Literaturpreis der Casino Austria gewinnen. Glücksspiel und Kulturengagement ist kein Widerspruch mehr. (Foto: Webseite Casinos, Abruf 31. Mai 2014)

Buchschreiber können einen Literaturpreis der Casino Austria gewinnen. Glücksspiel und Kulturengagement ist kein Widerspruch mehr. (Foto: Webseite Casinos, Abruf 31. Mai 2014)

(Wien, im Juni 2014) Mit dieser Entwicklung steckt man im echten Dilemma. Ist man moraltheoretisch geschult, weiß man, dass weltweit die fünf großen Felder der Kriminalität in dieser oder anderer Reihenfolge sind: 1. Drogenhandel, 2. Waffenschiebertum, 3. Produktpiraterie, 4, Prostitution und 5. Glücksspiel. Geht man davon aus, dass Schriftsteller die Moral und nicht Geschäftssinn zur Grundlage der Erforschung der Welt nennen, müsste jeder, der eine kulturkritische Position vertritt, einen Literaturpreis eines Glücksspielkonzerns ablehnen. Das wird aber nicht geschehen.

Es liegt darin, dass die “Casinos Austria” als steuerpflichtiges Unternehmen seit Jahren viel dafür tun, um Glücksspiel als Geschicklichkeitsspiel zu enttabuisieren und alles tun, um den gesellschaftlichen Nutzen des Unternehmens zu beglaubigen. Man weiß: Man ist nicht die Caritas Socialis, gibt sich aber seit Jahren von der mildtätigen Seite.

So sind die Casinos Austria in einer UN-Organisation namens “Global Compact” dabei, die für eine bessere Welt kämpft, man unterstützt “fairtrade”-Handel und die Wiener Suppenausgabe und Notschlafstelle “Gruft”, die tatsächlich der “Caritas” gehört. Unter dem Punkt 4 der internen “Leitlinien” der Casinos Austria steht ferner der löbliche Satz: “Wir tragen soziale Verantwortung.” Daher hat man auch Spielerschutzbeauftragte.

Schlechtes Gewissen kein Ruhekissen

Letztlich treibt jedes große Glücksspielunternehmen das schlechte Gewissen zu kulturellen Handlungen. Es dürfte Wahrheit sein, dass ein schlechtes Gewissen kein Ruhekissen und man mit Millionengewinnen schlecht schläft. Die “Novomatic” in Wien machte es vor und gründete Mitte 2009 einen Kulturtempel in den ehemaligen Räumen das Verkehrsbüros beim Naschmarkt.

Die österreichische Casinos Austria-Gruppe betreibt 12 Spielbanken in Österreich, 54 weltweit, davon sechs auf hoher See auf Ozeankreuzern. Der Geschäftsbericht für 2013 legt die blanken Zahlen auf den grünen Tisch: Der Umsatzgang steigerte sich verglichen zum “Rekordjahr 2012″ um weitere 2,5 Prozent auf 3,516 Milliarden Euro, wobei 3,049 Milliarden von der Tochterfirma “Österreichische Lotterien” stammen. Die Stehbeisltrafik bleibt das Kasino des kleinen Mannes. Satte 1,2 Milliarden Umsatz wurden jedoch schon über die Webplattform “Win2Day” lukriert (+ 5% zu 2012).

Größter Umsatzbringer sind die Einstiegsdrogen der kleinen Spiele in der Trafik. So klein ist die Dosis von Herr und Frau Österreicher aber nicht. Trotz allgemeinem Gesudere über zu hohe Lebenskosten geben die Spieler allein bei Lotto und Eurolotto pro Jahr mehr als 900 Millionen Euro aus! (Foto: Tafel Spielverhalten Saison 2013. Quelle: Geschäftsbericht Casinos Austria; Source: Archiv Oswald 1090)

Größter Umsatzbringer sind die Einstiegsdrogen der kleinen Spiele in der Trafik. So klein ist die Dosis von Herr und Frau Österreicher aber nicht. Trotz allgemeinem Gesudere über zu hohe Lebenskosten geben die Spieler allein bei Lotto und Eurolotto pro Jahr beinahe 900 Millionen Euro aus! (Foto: Tafel Spielverhalten Saison 2013. Quelle: Geschäftsbericht Casinos Austria; Source: Archiv Oswald 1090)

Kasino haftet immer noch etwas James Bond-haftes an. Kasinogänger gelten als schwer einschätzbar, manche kleiden sich feierlich, schneiden ein Pokerface und setzen auf Zahlen am Roulettetisch, manche sind spielsüchtig wie Hannes Kartig, Peter Rapp und Elfriede Blauensteiner. Die meisten sind Laufkundschaft. Die heimischen Kasinos zählen an der Drehtür jeden einzelnen Gast. 2,36 Millionen waren es 2013 (+1,7% zu 2012). Man merkt im Geschäftsbericht kritisch an: “Diese waren aber auf Grund der allgemeinen Wirtschaftslage bei den Einsätzen ein wenig zurückhaltender und streiften teils auch recht stattliche Gewinne ein: Allein der jeweils mit mindestens einer Million Euro dotierte Mega Million Jackpot wurde fünfmal geknackt, auch sonst gab es einige höhere Gewinne zu verzeichnen.” Somit sank bei den 12 Spielbanken der Umsatz von 273 Millionen (2012) auf 263,1 Millionen Euro doch deutlich ab.

Bei den 35 ausländischen Spielbanken (einige wie Argentinien wurden zum Millionengrab für alle Beteiligten, allen Voran die Raiffeisenzentralbank, die auf Kredit finanzierte) ist der Schein größer als das Sein. Spielkasinos hat man auf der ganzen Welt, knapp sechs Millionen Gäste, das Zählbare sank jedoch auf 124,2 Millionen Euro Umsatz (2012: 131,1 Millionen Euro). Insgesamt machten die Casinos Austria AG auf Grund von drei Faktoren 2013 letztlich 16,3 Millionen Euro Konzernverlust: Es gingen weniger Leute in die Kasinos, die weniger setzten, und schließlich stiegen die Gewinnausschüttungen an Zocker im Vergleich zum Vorjahr um 120 Millionen Euro auf 2,349 Milliarden Euro. Unter dem Strich ein sattes Minus des abgelaufenen Geschäftsjahres (“negatives Konzernergebnis”). Die Firmengesellschaft, an der zu 5,3 % die Schelhammer und Schatera-Bank beteiligt ist, die zu 85 % der römisch katholischen Kirche Österreich gehört, zahlt dennoch fleißig wie jedes Jahr Steuern und Abgaben: 530 Millionen Euro waren es 2013.

Wirtschaft trifft Kultur

Die Casinos Austria stifteten vor fünf Jahren einen Literaturpreis. Gemessen an den Umsatzzahlen (3,6 Mrd.) und dem jahrelangen Konzerngewinn, ist das Projekt ehrenhaft, aber in der Dimension eher bescheiden. Selbst wenn man bei den Casinos meint, dass “der Preis zu den am höchsten dotierten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum” gehört, ist das Kultursponsoring eher klein. Der Literaturpreis Alpha ist mit (nur) 10.000 Euro dotiert. Den Preis gibt es seit 2010. Der erste Preisträger war der Wiener Thomas Stangl mit dem Buch “Was kommt”. Ihn beerbte 2011 die Salzburgerin Anna-Elisabeth Mayer (via You Tube) mit dem Buch “Fliegengewicht”. Preisträgerin 2012 war die Austro-Japanerin Milena Michiko Flašar mit dem Roman “Ich nannte ihn Krawatte” (Wagenbach Verlag), der bisher schon acht Auflagen erzielt hat. 2013 gewann wieder eine Frau, die Ukrainerin Marjana Gaponenko mit dem Buch “Wer ist Martha?” (bei Körber-Stiftung zu 1. Weltkrieg mit Sigrid Löffler via You Tube).

Der Preis ist seriös aufgebaut, den Juryvorsitz hatte von Beginn Josef Haslinger, Chef des deutschen PEN-Clubs, assistiert zuletzt von Klaus Nüchern (“Falter”) und Buchkritikerin Gabriele Madeja. Das Prinzip ist transparent: Die Autoren müssen Nachwuchshoffnungen sein, dürfen nicht mehr als drei Bücher veröffentlicht haben (also theoretisch nicht in “Wikipedia” vorkommen, wo das Kriterium umgekehrt läuft und man erst über einer Veröffentlichungsquote von drei Büchern als “Literat” mit Personaleintrag erfasst wird), sie müssen in Österreich leben und wenn möglich in österreichischen Buchverlagen publiziert haben. Deutsche Sprache ist Verkehrssprache. Es muss Belletristik sein, eine Stilform, die es technisch gar nicht gibt, weil “Belletristik” französisch “schöne Wissenschaften” heißt (zit. n. Otto F. Best, Handbuch literarischer Fachbegriffe, Fischer 1991, 117.000. Auflage, S. 61), schöngeistige Literatur meint und im Gegensatz zu wissenschaftlicher Literatur die “Unterhaltungsliteratur” umfasst, die weit gefasst, für die Casinos Austria so eng gefasst, dass man “Kinderbücher, Jugendbücher, Sachbücher sowie Lyrikbücher” von der Teilnahme ausschließt.

5. Preisvergabe – 10. November 2014

Für heuer ist die “Einreichphase” vorbei. Sie lief von 24. Februar bis 2. Mai 2014. 2013 reichten 65 Personen ihre Bücher ein. Die Einsendungen sichtet eine Vorjury unter dem Vorsitz von Christian Jahl, Leiter der Wiener Hauptbücherei am Urban Loritz Platz. Drei Bücher schaffen es in eine “Short List”, aus der kundige Fachjuroren rund um Klaus Nüchtern und Gabriele Madeja den Sieger küren. Deren Vorsitzender Josef Haslinger hat heuer aufgehört und ist durch den Psychotherapeuten aus der Leopoldstädter Hammer-Purgstall Gasse, Paulus Hochgatterer, ersetzt worden. Er wird mit den Casino-Paten am 10. November 2014 den Alpha-Literaturpreis im Studio 44 in der Firmenzentrale am Rennweg übergeben.

Das ist löblich und sicher gut gemeint. Zurück bleibt die Kernfrage, wie zulässig es für Schriftsteller ist, von den Casinos Austria einen Geldpreis anzunehmen. Glücksspiel ist – trotz aller schönen Worte fürs Poesiealbum durch die Werbetexter der Casinos Austria AG – Spiel mit realem Geld, das sich rasch verflüchtigen kann. Es wurde vom Konzern ein Überangebot an kleinen Spielmöglichkeiten geschaffen, Rubbellose, Inlandslotto, Eurolotto, Toto, um die Spannung über das ganze Monat hochzuhalten. Es wird von manchem Spieler mit dem gleichem Suchtverhalten gesetzt wie beim von der Casino AG im Konkurrenzweg kritisierten Automatenspiel. Die Casino AG hat eine subtile Marketing-Abteilung, die innerhalb des Glücksspiels in gutes und böses Glücksspiel zu unterscheiden vermag. Zufällig vertritt die Casino Austria AG die Guten. In hauseigenen “Legal & Public Affairs Newslettern” macht man gegen die Bösen Wind. Die Bösen sind Anbieter von Automaten (Microkasinos) und Online-Wettportalen (Bet & Poker). Zufällig sind die Anbieter des Bösen die direkten Wirtschaftskonkurrenten am heimischen Spielermarkt (etwa die Novomatic und die Bwin).

Die Casinos Austria AG mit Sitz im 3. Wiener Bezirk ist ein weitverzweigter Konzern mit vielen Teilhabern. Am Lotto-Spiel ist zum Beispiel mit 26 % die Mediaprint (Krone, Kurier, WAZ) am Teil. Am Gesamtkonzern ist mit 5,3 % die Schelhammer und Schattera-Bank beteiltigt, die zu 85 % der Römisch-Katholischen Kirche Österreich gehört. Die Wege des Herrn sind lang. (Quelle. Geschäftsbericht Casinos Austria Beteiligungen; Source: Archiv Oswald 1090)

Die Casinos Austria AG mit Sitz im 3. Wiener Bezirk ist ein weitverzweigter Konzern mit vielen Teilhabern. Am Lotto-Spiel ist zum Beispiel mit 26 % die Mediaprint (Krone, Kurier, WAZ) am Teil. Am Gesamtkonzern ist mit 5,3 % die Schelhammer und Schattera-Bank beteiltigt, die zu 85 % der Römisch-Katholischen Kirche Österreich gehört. Die Wege des Herrn sind lang. (Quelle. Geschäftsbericht Casinos Austria Beteiligungen; Source: Archiv Oswald 1090)

Im Glücksspielsektor herrscht zu viel Lobbying in die nationale und internationale Politik als dass man hoffen könnte, dass es eines Tages komplett verboten wird wie etwa das Rauchen. Gegenkonzepte gibt es beim Glücksspiel keine, die man vom Alkohol und Rauchen bereits kennt. In Skandinavien sind die Zigaretten und Alkohol so teuer, dass es zu teuer wird. Die Casinos Austria mit ihrem Diskonter-Prinzip schaffen immer mehr und neue Rubbelspiele mit niederem Verkaufspreis als Einstiegsdroge und sind auch nicht gewillt, in die Kasinos Eintritt zu verlangen oder den Preis pro Tipp am Lottoschein auf 5 Euro anzuheben, um das Thema Glücksspiel vom Massenphänomen zu befreien, das am Ende für viele Kriminaltaten verantwortlich ist bis hin zu Coups auf Banken und Straßenraub.

Glücksspiel in prämierten Büchern kein Thema

Bezeichnend ist, dass die Casinos Austria einen Literaturpreis finanzieren, der bisher unter den Siegerbüchern das Thema Glücksspiel gar nicht thematisiert hat. Man fördert “Bel Lettre”, schöne Literatur, oder das, was man sich darunter vorstellt. Das ist am Alpha Preis zu kritisieren: Dass man das Sachbuch, das einen gesellschaftlichen Stellenwert haben könnte, aus der Prämierung aussschließt. Dass man das Kinderbuch nicht förderwürdig sieht.

Der “Alpha Preis” mag eine schöne Idee sein. Er zieht aber Autoren an, die sich nur am Rande mit gesellschaftkritischen Positionen befassen und die sich vor allem kritiklos vom größten Glücksspielkonzern Österreichs – 3,516 Milliarden Euro Umsatz (in Schilling: 48,38 Milliarden Schilling) – durch Geld finanzieren lassen, statt dafür Sorge zu tragen, dass das Glücksspiel als Deformation der Vernunft aus dem Bewußtsein der Gesellschaft verdrängt und geächtet wird.

Auf diese Form “Wirtschaft trifft Kultur” sollte man verzichten.

Marcus J. Oswald (Ressort: Wirtschaft, Kultur, Literatur, Spiel)


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Zwei Polizisten der Inspektion Praterstern freigesprochen

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(Wien, im Juni 2014) Die Polizeiinspektion Wien-Praterstern ist nicht das, was man ein Fünfsternhotel nennt. Während die ÖBB den Bahnhof fein umgebaut hat, hat die Bundesverwaltung auf die Polizeiinspektion am Kreisverkehr vergessen. Die Inspektion liegt darnieder. Wie man hört, wird im Zuge der Umstrukturierungen nun auch diese Inspektion erneuert werden.

Die Arbeit für Polizeibeamte am Vorplatz zum Bahnhof ist keine leichte Aufgabe. Die Klientel hat sich in den letzten Jahren verschlechtert. Anrainerproteste, Beschwerden in der Bezirksvorstehung und bei allen möglichen Stellen, die dafür nicht verantwortlich sind, bezeugen den Unmut in der Bevölkerung. In und um den Bahnhof Praterstern hat sich die Wiener Drogenszene, aber auch die osteuropäische Trinkerkultur breitgemacht. Die Folgen sind exzessives Verhalten bis hin zu Bluttaten wie Messerstechereien. Vor drei Jahren setzte die Polizei gegen einen rabiaten Mann sogar in aller Öffentlichkeit einen TASER ein und schoß ihn mit Strom um. Nach der Räumung des “Karlsplatz” und der Erklärung zur Kunstzone wurde der Praterstern der neue Karlsplatz.

Es passieren sicher am und um den Praterstern nicht nur saubere Polizeiaktionen. Doch nun wurden zwei Polizisten dieser Inspektion gerichtlich von allen Vorwürfen freigesprochen und haben wieder eine weiße Weste.

Die Oberstaatsanwaltschaft Wien hat noch vor Pfingsten entschieden, dass das Ermittlungsverfahren gegen die beiden Prater-Inspektoren Benjamin Heinrich und Jürgen Schweighardt einzustellen ist. Für beide ist es ein Pfingstwunder und sie können nun wieder ihrer Arbeit nachgehen.

Interne Ermittlungen abgeschlossen

Das Referat B.2.3 der Landespolizeidirektion Wien, wo man für interne Ermittlungen zuständig ist, hat den Fall erhoben und an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Konkret ging es um den Vorwurf, dass die beiden Beamten beim Verfrachten des Josef K. am 26. März 2014 in einen Arrestwagen zu unsanft vorgegangen wären und sich dieser eine Beule am Kopf zugefügt hätte. K. hat das angezeigt und am Tag danach begannen die internen Ermittlungen.

Bereits im Zuge der Festnahmeanzeige gegen K. am 26. März 2014 hielten die beiden Polizeibeamten jedoch fest, dass vor der Überstellung in den Arrestwagen keine Verletzungen bei K. sichtbar waren. Jedoch habe K. im Arrestwagen zu randalieren begonnen und sich nicht beruhigen wollen. Er habe sich während der Fahrt auch nicht niedergesetzt und habe mehrfach das Gleichgewicht verloren. Josef K. wurde nach kurzer Zeit wieder auf freiem Fuß gesetzt und als die Beamten der internen Abteilung die Ermittlungen aufnahmen, war er nicht mehr erreichbar.

Die Oberstaatsanwaltschaft Wien hält fest, dass Josef K. nicht einvernommen werden konnte, da dieser “unbekannten Aufenthaltes” ist und den “an die bekannte Postadresse übermittelten Ladungen keine Folge leistet”. Josef K. interessiert sich also nicht für den Rechtsstaat. Daher kommt das Prinzip des Strafverfahrens zum Tragen. Wenn ein Zeuge seine Aussagen nicht verifiziert, dann gibt es auch keine Schuld.

Die leitende Oberstaatsanwältin Hofrat Maria-Luise Nittel stellte am 2. Juni 2014 unter der Zahl 13 St 121/14a das Ermittlungsverfahren gegen die beiden Inspektoren ein. Einer der beiden arbeitet mittlerweile nicht mehr in der PI Praterstern, er wurde auf dem Grund der schwebenden Anzeige versetzt.

Die sozialen Probleme am Praterstern, die “Hochsicherheitsfussballspiele” und vielen Straßen-Demonstrationen in Wien lassen sich insgesamt, mit oder ohne Polizeieinsatz, nur politisch lösen.

Marcus J. Oswald (Ressort: Polizei, Gericht)


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Gutes Herbstprogramm der Edition Atelier

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Die Edition Atelier präsentiert ihr neues Programm für den Herbst 2014. Mit den großen deutschen Verlagen kann man nicht mithalten. Man setzt auf komplexe Autorenpersönlichkeiten, die einen Sinn für szenische Elemente haben. (Foto: Logo Verlag)

Die Edition Atelier präsentiert ihr neues Programm für den Herbst 2014. Mit den großen deutschen Verlagen kann man nicht mithalten. Man setzt auf komplexe Autorenpersönlichkeiten, die einen Sinn für szenische Elemente haben. (Foto: Logo Verlag)

(Wien, im Juni 2014) Die Edition Atelier ist im Ursprung ein urwienerischer Verlag mit verfeinerter Wahrnehmung auf die unterirdischen Konversationen der Stadt. Das hat mit Jörg Mauthe zu tun und seiner Zeitschriftengründung “Wiener Journal”, die 1980 erfolgt ist. Parallel dazu entstand der Buchverlag. Der Tausendsassa Mauthe veröffentlichte zuvor in der Goldenen Ära des “Molden Verlages” seine damals erfolgreichen Werke “Die große Hitze – oder Die Errettung Österreichs durch den Legationsrat Dr. Tuzzi” (1974) und “Nachdenkbuch für Österreicher, insbesondere für Austrophile, Austromasochisten, Austrophobe und andere Austriaken” (1975), war solange eine schriftstellerische Größe, eh er sich zum eigenen Nachteil aus der Distanz und in die Kommunalpolitik begab, Wiener Kulturstadtrat wurde und acht Jahre später starb. Sein monatliches “Wiener Journal” erschien in der Edition Atelier, die auch Buch-Verlag war.

Die frühen Bücher der “Edition Atelier” wie die Monatszeitschrift “Wiener Journal” standen sehr in der konservativ-wortverliebten wie lokalsprachkritischen Tradition des Friedrich Torberg und Hans Weigel, oder allgemein gesagt, sie standen in einer Ausrichtung, dass sie gebildetem Kulturbürgertum gefielen, das Wien als Kulturwiege sah, in dem allzuvieles von bleibendem Wert geboren wurde, das in den Nachgenerationen geachtet und nicht vergessen werden muss. Zu den Langzeit-Chefredakteuren des “Wiener Journal” und Cheflektoren des Buchverlages gehörte David Axmann, ein Torberg-Experte, der das Wiener Spracherbe mit sehr feiner Klinge und hoher Wortgenauigkeit vor dem Untergang bewahrte, der selbst aber nicht das Rampenlicht suchte und bis heute nicht einmal einen “Wikipedia”-Eintrag hat. 2002 war es für Personen, die das “Wiener Journal” als Zeitschrift abonniert hatten, ein großer Schock zu sehen, dass Journal und Verlag verkauft wurden. Das Journal, gegründet von Jörg Mauthe und in seinem Geist geführt, ging an die “Wiener Zeitung”.

Das war im Großen kein falscher Schritt, gehört die “Wiener Zeitung” seit nunmehr 312 (!) Jahren zu jenen Zeitungen, die sich nahezu ohne ökonomischen Zwang Zeitungsinhalten widmen kann, da der Amtliche Teil der Pflichteinschaltungen das Werbeaufkommen trägt. Das ist ein unbestreitbarer Vorteil. Trotzdem war der Verkauf aus der Dorotheergasse 5 an den Wiedner Gürtel für die Zeitschrift “Wiener Journal” das Ende. Das Blatt, das früher ironische Karikaturen auf der Titelseite hatte, bekam ab der Eingliederung in die “Wiener Zeitung Digitale Publikationen” eine Lifestyle-Imprägnierung und Hochglanzfotos. Es lebt heute noch als wöchentliche Verlagsbeilage der “Wiener Zeitung” weiter, hat aber nichts mehr mit dem ursprünglichen Monatsheft des Jörg Mauthe zu tun, dessen Urne seit 1986 in einem Schloß im Waldviertel ruht.

Der Buchverlag “Edition Atelier” erfuhr mit Jänner 2012 einen Neustart. Es ist nun wieder ein eigenständiger Buchverlag, der im 9. Wiener Bezirk in der Schwarzspanierstraße Sitz hat und von engagierten Leuten um die 50 geführt wird, die schon vieles erlebt haben und den Buchmarkt mit erwartungsloser Gegenwärtigkeit und gelassener Anspannung sehen.

Die Edition Atelier weiß, dass sie mit den deutschen Verlagsriesen nicht mithalten kann. Diese schaffen derzeit duzende neue Arbeitsplätze in den Abteilungen “E-Publishing”. Verlagshäuser wie Ravensburger mit mehr als 300 Millionen Euro Jahresumsatz, bei dem der einzige Multimillionär unter den österreichischen Autoren, Thomas Brezina, 1990 die kommerziell erfolgreichste Schriftstellerkarriere begann, die je einem Österreicher gelungen ist (Stichwort: “Die Knickerbocker-Bande”), hat derzeit mit Stand April 2014 bereits 220 Bücher auch als E-Book im Sortiment und baut diesen Vertriebszweig aus. Der Fischer Verlag besetzte dieser Tage mit Jörg Meier einen neuen “Verlagsleiter Digital”, der die elektronische Produktpalette des Verlages, der zum Milliarden-Konzern Holtzbrinck gehört, 1.880 Millionen Euro Jahresumsatz, ausbauen und sich um das parallel zu Neuerscheinungen edierte E-Book oder reine E-Publikationen kümmern soll. Der neue Fachmann im Fischer Verlag war vorher im Suhrkamp Verlag, dann bei der Financial Times Deutschland, beim Deutschen Fachverlag und ist von 2011 bis 2013 Online-Marketing-Leiter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gewesen.

Mit diesen internationalen Entwicklungen und mit Spitzenpersonal dieser Art kann die Wiener Edition Atelier nicht mithalten. Das muss man offen sagen dürfen, ohne jemandem zu nahe zu treten. Die deutschen Nachbarn sind im Buchwesen dem österreichischen Sektor weit voraus.

Große Schuhnummern

So hatte die “Leipziger Buchmesse” von 13. bis 16. März 2014 237.000 Besucher (und 2.194 Aussteller), während man auf der “Wiener Buchmesse”, die seit 2008 nicht und nicht in die Gänge kommen will, jeden Gast per Handschlag begrüßen kann. Man muss neidlos anerkennen, dass es andere Novitäten gibt, die Hirn kosten, aber Effekt erzeugen. So schaltete der Heyne Verlag, mittlerweile beim weltgrößten Buchverlag “PenguinRandomhouse”, der mehrheitlich dem deutschen Bertelsmann-Konzern gehört, dieser Tage eine eigene Webseite zu Zukunftsfragen auf. Die heißt “diezukunft.de” und befasst sich mit der Welt von Morgen, sozialen und technologischen Innovationen in den Formen Literatur, Comic, Computerspiel und Film. Solche Webseiten stabilisieren nicht nur die Science Fiction-Schiene, für die der Heyne Verlag seit einem halben Jahrhundert bekannt ist, sondern locken auch neue Interessenten an. In Deutschland setzt selbst der Kirchenverlag Herder nun auf frisches Personal und bestellt Thomas Jahn, der von 2008 bis 2012 Vorstand der Giga Digital AG war, in den Buchverlag zum neuen Geschäftsleiter Digital, um die “Herder-Digitalstrategie 2016″ vorwärts zu entwickeln. Man kann nicht sagen, dass Kirchenmänner nur rückschrittlich denken und abrundend festhalten: Die großen Verlage Deutschlands sind den österreichischen um einige Schuhnummern voraus. Sie haben in der Vergangenheit viel produziert, der Verkauf stagniert, die neuen Geschäftsfelder sind Digitalproduktionen. Selbst die großen Verlage bieten aus ihrem breiten Angebot bisher oft kaum mehr als 200 Bücher digital an. Deshalb setzt man beim Nachbarn auf Personalausbau in diesem Bereich, den Aufbau von Webseiten und digitaler Durchdringung, die bei hoher Konkurrenz ein dickes Holz ist. Siehe ein Video von Randomhouse-Bertelsmann (mit dem Pinguin):

Die Wiener Edition Atelier ist weit entfernt an deutsche Traditionsverlage anzuschließen. Man besteht seit Dezember 2011 an der Adresse im 9. Bezirk und hat für den Herbst 2013 unter der neuen Leitung des TFM-Absolventen Jorghi Poll und der Literaturwissenschafterin Sarah Legler ein gutes Programm zusammengestellt. Man streckt sich nach der Decke. Große “digitale Strategien” (wie die oben genannten Verlage Ravensburger, Heyne oder Herder) hat man nicht. Man macht es ebenerdig, vielfältig und mit persönlichem Kontakt. Auf die Webseite stellt man, alte Theaterwissenschafter-Schule aus der Batthyány-Stiege, (durchaus widersprüchliche) filmische Autoren-Interviews, die durchlässig bleiben. Die Themenvielfalt des Verlages geht in die Wiederentdeckung von früheren Widerspruchs-Personen. So hat man alte Werke der Dorothea Zeemann ausgegraben und neu veröffentlicht. Ohne der Dame zu nahe treten zu wollen: Zeemann hatte einen ähnlichen Ruf wie Alma Mahler. Charakterlich etwas unstet, aber eine sattelfeste Autorin. Man kann es direkter sagen: Man warf der Dame vor, dass sie mit der gesamten Wiener Autoren-Generation ihrer Zeit im Bett war.

Ausgrabungen “Wiener Literaturen”

Schon voriges Jahr hat man Stefan Grossmann ausgegraben (1875-1930), der einer der Aktivposten seiner Zeit gewesen sein soll. Seine Autobiografie mit Titel “Ich war begeistert” leistet einen Beitrag zu den Dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts und erschien in der Reihe “Wiener Literaturen”, die Alexander Kluy von seinem Wohnsitz München herausgibt. Ebenso für diese Reihe sichtete der zum 120. Geburtstag von Josef Roth dessen Zeitungsberichte in Wiener und Berliner Zeitungen und gab die besten unter dem Titel “Nacht und Hoffnungslichter” auf 256 Seiten heraus (erscheint im Juli 2014).

Kopfdaumenkino

Was ist das aktuelle Programm der Edition Atelier? Nicht geändert hat sich das Motto des Verlags, seine Vision: “Lesen ist Kino im Kopf. Jedes einzelne der neuen Bücher können wir uns durchaus auch als Kinofilm vorstellen.”

Vier neue Langbücher-Bücher erscheinen, eine Neuauflage (Josef Roth), ein Short-Stories-Band und eine Literaturzeitschrift über den Balkan.

Aus Leseproben geschlossen: Der 40-jährige Albaner Ilir Ferra schrieb einen lesbaren Roman zu Spielsucht im Migrantenmilieu in Wien. Es ist sein zweites Buch in der Edition Atelier. (Foto: Katalog Herbst 2014)

Aus Leseproben geschlossen: Der 40-jährige Albaner Ilir Ferra schrieb einen lesbaren Roman zu Spielsucht im Migrantenmilieu in Wien. Es ist sein zweites Buch in der Edition Atelier. (Foto: Katalog Herbst 2014)

Ein Buch, dass sicher lesenswert ist, ist der Roman des Albaners Ilir Ferra. Er ist das beste Beispiel, dass nicht alle Osteuropäer Einbrecher, Fahrraddiebe und Trickbetrüger sind. Wien ETXRA gibt eine Empfehlung für dieses Buch. Ferra wurde 1974 in Durres geboren und lebt seit 1991 als Übersetzer, Dolmetscher und Autor in Wien. Spät, mit 38 Jahren, erhielt er für sein Roman-Debut “Rauchschatten”, ebenfalls Edition Atelier, 2012 den Chamisso-Förderungspreis und folglich 2013 das Staatsstipendium für Literatur des Bundes. Nun verfasste er einen Roman über Wiener Vorstädte und – im erweiterten Sinn – Spielsucht. Ein Auszug, der sich gut anliest:

“Ich großes Arschloch”, sagte der Riese mir den klaren Zügen, während er sich an meine Kasse stellte.
“Warum?”
“Vierzig Euro am Tag verdienen und in zwei Stunden zweihundert verlieren. Was ist das?”
“Es ist doch Dein Geld.”
“Die ersten Vierzig ja, jetzt spiele ich mit der Kinderbeihilfe”, gestand er, um nach einer kleinen Pause fortzufahren: “Diese zwei Euro setze ich noch auf die Computerpferde. Fünf-drei und eins-acht”, bei den Worten deutete er auf die Prägung der Münze, bevor er hinzufügte: “Vielleicht bringt mit der Jesus hier Glück.”

9/11 – Story

Ein rasantes Duo veröffentlicht exakt zum 11. September 2011, aber 13 Jahre danach, also am 11. September 2014 ihr Buch “Joe – 9/11″. Thomas Antovic (Jg. 1980) gab Bücher aus dem Nachlass der literarischen Kampftrinker Joe Berger und Wolfgang Bauer heraus und schreibt selbst Zählbares. Janne Ratia ist 38 Jahre alt und lebt in Nokia, was logischerweise Finnland ist. Beide fanden sich zum Künstlerkollektiv “William S. Burroughs Hurts” (Webseite!) 2009 zusammen und schreiben gemeinsam Romane. Zuletzt erschienen ist: “Der Bär im Kaninchenfell”.

Eine Autorenwebseite mit Killerspiel ist selten. Um es zu spielen, muss man eine Frage beantworten. (Foto: WSB, Autorenkolletiv, Juni 2014)

Eine Autorenwebseite mit Killerspiel ist selten. Um es zu spielen, muss man eine Frage beantworten. (Foto: WSB, Autorenkolletiv, Juni 2014)

Zum 9/11-Roman gibt es sogar ein Ego-Shooter-Spiel, bei dem es darum geht, Leute zu erschießen. Erscheindatum: Zum Jahrestag des Towerfalls. Da Finnland heuer Gastland der Frankfurter Buchmesse 2014, ist das der Beitrag der Edition Atelier!

Das dritte Romanwerk im Herbst gehört Eva Schörkhuber, die über eine Frau der Generation Praktikum schreibt, die in der Großstadt Sinnfragen stellt und die Zukunft neu bewertet. “Quecksilbertage” nennt die Autorin das Buch, die zuletzt “Die Blickfängerin” im gleichen Verlag veröffentlich hat.

Die vierte Neuerscheinung im Herbst 2014 gehört Thomas Ballhausen, der auf 140 Seiten Erzählungen unter dem Titel “In dunklen Gegenden” zusammenstellte. Es ist bereits sein drittes Buch im Verlag.

Die Edition Atelier bringt tatsächlich im Herbst 2014 nur vier Neuerscheinungen heraus. Das fünfte Buch bespielt die Erinnerungsreihe “Wiener Literaturen”, die diesmal Josef Roth bisher offenbar noch nicht gesammelte Zeitungskolumnen und Feuilletons umfasst, die so viel Eigenständigkeit haben dürften, dass sie nun als Buch herauskommen.

Im ersten Halbjahr 2014 machte die Edition Atelier im Praterlokal Fluc jeden Monat eine Verlagsveranstaltung. Zielgruppe: Junge Schreiber, junge Zuhörer. (Foto: Edition Atelier, Flyer)

Im ersten Halbjahr 2014 machte die Edition Atelier im Praterlokal Fluc jeden Monat eine Verlagsveranstaltung. Zilegruppe: Junge Schreiber, junge Zuhörer. (Foto: Edition Atelier, Flyer)

Talent-Reihe “Textlicht”

Die Edition Atelier bespielt unterschiedliche Formate. Dazu gehört auch das Kurz-Format und die Literaturzeitschrift. Der Verlag macht seit Anfang 2012 im Praterlokal “Fluc” Lesungen mit ganz jungen Autoren, die in einer eigenen Reihe “Textlicht” unter dem Motto “Große Literatur im kleinen Format” als Erzählung herauskommen. Zehn Bände sind bisher erschienen. Die einzelnen Bücher sind preiswert und kosten 8 Euro. Man hat eine eigene Webseite auf wordpress eingerichtet: textlicht.wordpress.com.

Zeit-Schrift “Delikatessen”

Zudem gibt es die Literaturzeitschrift “Keine Delikatessen”, ebenso mit wordpress-Webseite: neuedelikatessen.wordpress.com. Dort spielt die Musik etwas lauter. Das Thema der 19. Ausgabe der “Balkan Delikatessen”, wie die Ausgabe im Oktober 2014 heißen wird, lautet: “Schweigen”. Das Heft erscheint multilingual und stellt Schreiber vor, die man in Österreich nicht so kennt. Leute aus Serbien (Dragan Velikic), Kroatien (Elizabeta Koncic Trlek), Slowenien (Feri Lainscek) Albanien (Ballsor Hoxha) und andere. Die Zeitschrift kostet 9 Euro 50.

Der Balkan, derzeit durch Flut im Gespräch, sonst nicht, war in der Edition Atelier bisher schon Thema. In den vergangenen zweieinhalb Jahren erschienen Bücher wie “Briefe aus Serbien” (Annemarie Türk) über künstlerisches Leben in der serbischen Kapitale, “Sprich günstig mit dem Balkan” (Reportagen zur Politik- und Kulturlandschaft und Balkanberichterstattung, Hg. Vedran Dzihic, Herbert Maurer), “Sarajevo in der Geliebten” (Melica Bešlija) oder “Dubrovnik Turboprop” (Sebastian Fust).

Insoweit ist das Neuprogramm der Edition Atelier nicht mehr ganz in der stillen Tradition des Jörg Mauthe zu verstehen, in der das kleine Kammerspiel rund um die Familie Merian, Hofräte und bürgerliche Strukturen im Konversationston im Mittelpunkt stand. Geblieben ist der regionale Begriff von Literatur. Die Edition Atelier sieht Österreich, den Donauraum und die Schwarzmeerregion als eine kulturelle Einheit.

Verbinderfunktion

Jörg Mauthe war Erfinder der Gräzelfeste in Wien, der das Regionale ins Zentrum stellte. Sein Ziehvater, der ihn 1978 für die ÖVP in die Politik holte, Erhard Busek, war der Ziehvater dessen, was Historiker Mitteleuropapolitik nennen werden. Busek, Vielfach-Vorstand (im “Institut für Donauraum und Mitteleuropa” IDM, aktuell Senator und Präsident einer Art Schattenorganisation namens “Senat der Wirtschaft”) predigte schon in den 1980-er Jahren das Zusammendenken des Südosteuropäischen Raumes mit Zentraleuropa zum fiktiven Begriff “Mitteleuropa”. Wenn man so will, schließt sich hier der Kreis in einem kleinen Literaturverlag, der die Tradition der bürgerlichen Politik Wiens vor vierzig Jahren unter Busek und Mauthe ins neue Jahrtausend zieht.

Dem Zusammenschluß Europas geht ein Anerkennen und Wissen voraus und einen kleinen Beitrag leistet dazu die Edition Atelier, die nicht mit den großen Unterhaltungsprogrammen der deutschen Literatur in Konkurrenz steht, sondern jenen Weg der kulturellen Brückenkopffunktion übt, der Wien seit Jahrzehnten auszeichnet.

Marcus J. Oswald (Ressort: Buchecke, Aus den Verlagen)


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Nacktradeln am 20. Juni 2014 mit Critical Mass

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Critical Mass (CM) ist kein Verein, keine Organisation, sondern eine Art freie Bewegung für freie Sexualität, nackt mit dem Fahrrad fahren und gemeinsam nackt in der Donau Baden. Der WienExtra-Herausgeber denkt, dass er sich dieser Bewegung anschließen wird. (Foto: Critical Mass 2008, Wien)

Critical Mass (CM) ist kein Verein, keine Organisation, sondern eine Art freie Bewegung, mit dem Ziel zumindest einmal im Jahr nackt oder halbnackt mit dem Fahrrad zu fahren. Die Frau mit dem schönen Sommerkleid – ist das nicht Gabi? (Foto: Critical Mass 2008, Wien)

(Wien, im Juni 2014) Pfingsten ist um, Österreich hat sich um elf Personen dezimiert, darunter leider auch eine Radfahrerin. Der Juni ist voll da und damit steigen die Temperaturen und die Bereitschaft, die Textilwirtschaft arm aussehen zu lassen.

Türkische Näherinnen werden jetzt schon gleich behandelt wie Textilarbeiter aus Bangladesh und damit ihm Stich gelassen. Im Juni wird sich die Textilfreiheit noch einmal negativ auf das Lohndumping der Markenartikelkonzerne in osteuropäischen Herstellerländern auswirken.

Woche Drei im Juni

Traditionell in der dritten Juni-Woche findet in Wien das “Naked Bike Ride” statt, dieses Jahr ist der 20. Juni 2014 terminiert. Veranstalter ist die lose Gesinnungsorganisation “Critical Mass”, die in San Francisco im September 1992 begann und seither den Virus, im urbanen Raum gemeinsame Radausfahrten zu machen, in die weite Welt hinaustrug.

In Deutschland weit verbreitet, etabliert sich die Ausfahrt jeden dritten Freitag im Monat auch in Österreich. In Wiener Neustadt, Linz, Graz, Innsbruck finden Aktionen statt, die sich unter dem Laufrad der Fahrradkultur, des Flashmobs, der gewaltfreien Aktion, sanften Mobilität und ein wenig auch des zivilen Ungehorsams subsumieren lassen. Alles soziologische Begriffe, wenn man es überhöhen will. Sieht man es unpolitisch, ist es eine Gruppenausfahrt ohne Führer im Schwarm und mit dem großen Drang nach Freiheit auf den Straßen, die sonst nur den motorisierten Vier- und Zweirädern gehören.

Kritische Masse, oder die Fahrradbewegung Critical Mass, exitsiert seit 1992 weltweit und sehr aktiv auch in Wien. (Foto: Logo)

Kritische Masse, oder die Fahrradbewegung Critical Mass, exitsiert seit 1992 weltweit und sehr aktiv auch in Wien. (Foto: Logo)

In Wien steht die CM-Bewegung ohne offiziellen Kopf in der Öffentlichkeit. Man meidet Obmannschaften oder Dachorganisationsbestrebungen. Es gibt in der Bundeshauptstadt Wien mehrere Radorganisationen wie Argus (SPÖ nahe, seit 1979) oder IG Fahrrad (Grün nahe), Freiheitliche und Konservativen haben keine Untergruppe. Die Gruppen zeigen bei den Critical Mass-Ausfahrten Flagge und fahren mit, ebenso sind Vertreter der diversen Fahrradwerkstätten mit dabei, obgleich es bei CM-Veranstaltungen nicht um Parteipolitik oder Werbung geht.

Wiener Main-Event am 20. Juni 2014

Für 20. Juni 2014 ist der Main-Event des Jahres terminisiert. “Bare as you dare” lautet das Motto. Zitat der Vorschau: “Also bunt verkleidet, angemalt, ganz wie immer oder eben auf eigenes Risko auch nackig. Es ist noch jedes Jahr die größte CM gewesen, ob das der heurige Fenstertag zulässt?” Treffpunkt ist am Schwarzenbergplatz ab 16 Uhr 30.

Interne Konkurrenz zu “FNS”

In Wien konkurriert die CM indirekt mit den seit 16 Jahren bestehenden, von Christoph Chorherr gegründeten “Friday Night Skating”-Ausfahrten, die bis heute zwischen Mai und Oktober jeden Freitag jeweils ab 21 Uhr stattfinden. Chorherr, damals Bundessprecher der Grünen und begeisterter Inline-Skater, setzte auf die Rollschuhfahrer, heute sind zu zwei Drittel Radfahrer bei den Ausfahrten quer durch Wien dabei, an denen im Schnitt 2.000 Leute teilnehmen.

Salzburg erstmals nackig – 27. Juni 2014

Das erste Mal gibt es heuer im konservativen Salzburg ein Nacktradln. In der Domstadt startet das kommunardische Event “1. Naked Bike Ride” am 27. Juni 2014.

Salzburg ist das erste Mal am 27. Juni 2014 mit einem Naked Bike Ride dabei. Die Veranstalter erwarten zumindest 200 Mitfahrer. (Foto: Flyer CM Salzburg, Juni 2014)

Salzburg ist das erste Mal am 27. Juni 2014 mit einem Naked Bike Ride dabei. Die Veranstalter erwarten zumindest 200 Mitfahrer. (Foto: Flyer CM Salzburg, Juni 2014)

Zitat der Vorschau: “Die ganze Stadt soll am 27. Juni durch unsere Bereitschaft, nackte Haut zu zeigen und natürlich unser lautes Fahrradgeklingel mitbekommen, welch Lebenslust zwangsläufig mit dem Radfahren verbunden ist.” Treffpunkt ist um 17 Uhr vor dem Kongresshaus.

Leipzig abgesagt

In Deutschland läuten die Uhren offenbar anders. Dort wurde nun ein CM-Naked Ride verboten. Die “Leipziger Volkszeitung” berichtet darüber ausführlich. Dem Veranstalter ist ein Fehler passiert: Er meldete die Ausfahrt für 7. Juni 2014 an, passend zum Weltnacktradeltag bei den Behörden an. 25 Leute wollten die Hüllen fallen lassen und losradeln. Damit wurde keine kritische Masse erreicht. Man konnte zu wenig Druck aufbauen.

Das Ordnungsamt Leipzig untersagte die freizügige Spritztour aus “Sorge um die öffentliche Ordnung und Sicherheit”. Auch eine Berufung der Initiatorin Salome Krug vor dem lokalen Verwaltungsgericht fruchtete nichts. Die Richter lehnten die Ausfahrt als “grob ungehörig” ab, zitiert die “LVZ” in ihrem Artikel “Schwerer Rückschlag”: Leipziger Ordnungsamt verbietet Nacktradeln in der Messestadt” vom 6. Juni 2014.

Leipzig, die 500.000 Einwohnerstadt, ist noch nicht so weit. In Dresden, ebenso 500.000 Einwohnerstadt, gehen die Uhren wieder anders: Dort finden eine textilfreie Ausfahrt nach dem Muster von “Critical Mass” am 14. Juni 2014 statt.

Marcus J. Oswald (Allgemeines, Radfahren)


Einsortiert unter:Allgemeines, Radfahren Tagged: CM, Critical Mass, Leipzig Verbot Nacktradtag, Nacktheit, Nacktradeln, Nacktradeltag, Nakes Ride Bike, Radfahren, Radkultur, sanfte Mobilität, Wien, ziviler Ungehorsam

Pro Gramm Marihuana einen Monat Haft

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Landesgericht Wien.

Landesgericht Wien.

(Wien, im Mai 2014) Immer wieder bemerkenswert ist, wie leichtfertig Befürworter der THC-haltigen Cannabis-Produkte mit dem Thema Marihuana umgehen und wie locker sie das Ganze nehmen. Die Foren im Web sind voll, die Konsumentenzahlen steigen, die Alterseinstiegsgrenze sinkt und wenn man abends ab Mitternacht zum Schottenring fährt, weil man in der Tankstelle noch Zigaretten kauft, wird es noch tiefer: Man wird von mindestens drei afrikanischen Dealern angesprochen. Zu ergänzen ist, dass es bei den Schottenring-Dealern nicht um Cannabis-Produkte geht, sondern um Heroin und Kokain.

Marihuana, getrocknetes Cannabis-Blatt, gilt unter Hanfianern als Kinderspielzeug und nicht gefährlich. Das mag sein. Gefährlich ist es für Hirn, Bewußtsein und Nervensystem nicht unmittelbar. Jedoch für die persönliche Freiheit. In Wien am Straflandesgericht gilt das Dealen mit “Gras”, wie Marihuana auch genannt wird, als Straftat, die sehr bald zu langen Haftstrafen führt. Das müssen nun zwei Nordafrikaner spüren, die am 21. Mai 2014 vor dem Einzelrichter standen.

Gescheiterter Deal

Den 2. Mai 2014 werden sie so schnell nicht vergessen. Sie wollten Gras an einen Österreicher verticken. Auch Benjamin R. wird diesen Tag nicht so schnell vergessen. Er kam nämlich nicht zu seiner Dosis. Verkäufer und Interessent wurden nämlich von einer mobilen Zivileinheit beschattet und gestört. Bei der Übergabe von einer Packung Marihuana im Wert von 10 Euro (ein Gramm) klickten für den 37-jährigen Dealer Kerim Akere aus Libyen die Handschellen. Akere hatte weitere 6.3 Gramm Gras mit nachgewiesenem Tetrahydrocannabinol als Wirkstoff zum Weiterverkauf bei sich.

Mit ihm ging am 2. Mai 2014 der zur Tatzeit 23-jährige Yassine Ibnorida aus Marokko auf Kundensuche und ins Netz der Wiener Behörden. Er hatte 11 Gramm Marihuana bei sich, noch keine Abnehmer, die auf ihn ansprachen. Die Polizei nahm beide fest.

Am 21. Mai 2014 ist Akere im Strafverfahren geständig, dass er um 10 Euro einen Gramm “Gras” an den Österreicher R. verkaufen wollte. Für ihn ein Glück, dass Beamte eingeschritten sind, da es rechtlich nur beim “Versuch” blieb. Doch der heute 37-jährige Asylwerber, der über keine Wohnung in Wien verfügt und mit geständnisfreudiger Verfahrenshelferin antritt, dealt seit Langem und wurde bereits 2011 nach gewerbsmäßigem Handel mit Suchtgiften am Landesgericht Wien verurteilt. Dieses Mal erhält er vor Einzelrichter Patrick Aulebauer elf Monate unbedingte Haft.

Pro Gramm Gras einen Monat Haft

Yassine Ibnorida, ebenso wohnungslos und ohne Arbeit, hatte am 2. Mai 2014 nicht gedealt, jedoch 11 Gramm Marihuana zum Weiterverkauf im Hosensack bei sich. Er steht in diesem Jahr schon zum zweiten Mal (!) vor dem Suchtgiftrichter. Am 11. Februar 2014 wurde er zu einer Bewährungsstrafe nach SMG wegen Suchtgifthandels verurteilt. Diese wird trotz rasant schnellen Rückfalls gnädigerweise nicht “geöffnet”, sondern vom Richter auf fünf Jahre Bewährung gestreckt. Jedoch erhält er für den aktuellen Fall, den Besitz von 11 Gramm Marihuana in seiner Kleidung am 2. Mai 2014, sieben Monate unbedingte Haftstrafe zum Sitzen.

Für zum Verkauf bestimmte 17.3 Gramm Marihuana werden auf zwei Personen insgesamt 18 Monate Haft verteilt. Das Gramm Gras wiegt in Wien derzeit einen Monat Haft.

Die Urteile sind rechtskräftig.

Marcus J. Oswald (Ressort: Gericht, Landesgericht Wien)


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Als die FA FBI wurde – Teil drei

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Landesgericht Wien.

Landesgericht Wien.

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Dieser Bericht ist noch unvollständig. Fotos vorab und mit etwas mehr Selbstdisziplin als zuletzt bald der Text zu Bildern. Es ist etwas schwierig zu machen, da die enge Aufeinanderfolge von nun drei Gerichtstagen kaum Zeit zum Texten lässt. Aus der Praxis geplaudert: Von 9 bis 15 Uhr ist die Gerichtsverhandlung, danach ist man etwas müde. Danach beginnt für einen Berichterstatter aber erst die Arbeit. Das Zusammenschreiben, Strukturieren, Musiker “Falco” würde sagen das “Runtererzählen”, der “Vortrag”. Es muss in einer Sprache stattfinden, die einen Leser verleitet, 10.000 Zeichen auch lesen zu wollen. Wenn man sich vornimmt, Essenzen aus dem Zeugenauftrieb einer politischen Partei, die demnächst den Kanzler stellen will, festzuhalten, muss man sich zusammenreißen. Durch den seit Wochen umgestellten Schlafrhytmus von 14 bis 21 Uhr bleibt zum Texten nur die Nacht. So ist es auch diesmal.

Am 17. Juni 2014 folgt der vierte Prozesstag gegen Ewald Stadler, den einstigen “Dobermann”, mutmaßlichen Anstifter der “Spitzel-Affäre” rund um den Polizeicomputer im Jahr 2000 (nein, vergessen hat man das nicht, der Herausgeber dieser Seite hat ein Elefantengedächtnis), den machtbewußten FPÖ-Politiker, Direktor der freiheitlichen Bildungsakademie, Christus-Frömmler, Strache-Gegner, Volksanwalt, Anwalt, Parlamentarier, das Untersuchungsauschussmitglied. Morgen kommen Zeugen wie Kickl, Herzog, Stefan und andere, also auch nicht auf den Mund gefallene Typen der Innenpolitik, die rhetorische Feuerwerker sind oder sein wollen. Sie stehen alle hinter Strache wie eine Mauer und waren Ende 2006 gegen die Machtdemonstration des Stadler. Man darf gespannt sein, wie sie sich äußern.

Diese Vorschau wird wieder gelöscht, sobald der Prozessbericht zu Tag drei komplett online gestellt ist. Das zu sagen heißt: Transparenz muss sein. Man kann nicht zaubern.

Bessere Fotos könnten sein, natürlich. Falls jemand eine bessere Kamera zur Verfügung stellt: Gerne. Sonst nicht. Diese Webseite zahlt sich seit sieben Jahren alles selbst, investiert, aus welchem Antrieb immer, eigene Lebenszeit in stundenlange Gerichtsgänge, warum weiß keiner, man verfasst Berichte, die keiner braucht und man verlangt keinen Groschen dafür. Der Vorteil bei diesem System ist: Man schreibt, was man will. Das bleibt auch so, auch wenn es anstrengend ist.

Bevor das hier nun eine Facebook-Plauderei wird, was “Wien Extra” nie war, schließt diese Vorschau und vertröstet auf Morgen, wenn der komplette Bericht zum dritten Prozesstag wie aus dem Ei gepellt und hoffentlich gut lesbar und gelungen online steht. Nun ist es 17 Uhr 52 und der Autor macht nun bis 23 Uhr ein Nickerchen. Danach wird der Bericht geschrieben. Fußball-WM? Deutschland gegen Portugal. Nein, das fällt aus. Es gibt Wichtigeres.

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(LG Wien, am 16. Juni 2014) Als eine Prozesspause ist, fragt der Herausgeber den Stadler am Gang: „Sagen Sie, hat man do in der Bildungsakademie als Direktor gut verdient?“ Er: „Was? Gar nix!“ Herausgeber: „Das war alles ehrenamtlich?“ Er: “Ja, gar nix.“ Herausgeber: „Ich frag’, weil der Cap verdient 5.500 im Renner-Institut.“ Er: „Ja, i bin net der Cap!“ Herausgeber: „Der bekommt das als Zulage zum Nationalratsgehalt.“ Er: „Als Aufbesserung.“ Die Pause endet.

Eduard „Edi“ Schock ist soeben gekommen. Auf den Bundesfinanzer der FPÖ haben alle gewartet. Die Verhandlung geht um 13 Uhr 40 weiter. Alle gehen wieder in den Saal. Der Herausgeber murmelt zu sich selbst: „Wahnsinn, ehrenamtlich!“

Ewald Stadler denkt schnell, spricht schnell, handelt schnell. Er sagt am 16. Juni 2014 im privaten Gespräch also, dass er das damals wichtigste und größte Bildungsinstitut der damaligen Regierungspartei (2000 bis April 2005) FPÖ zu Zeiten der schwarzblauen Koalition kostenlos leitete, er würde sagen „für Gottes Lohn“. Die Freiheitliche Bildungsakademie FA war bis zu ihrer Umbenennung im Frühjahr 2007 in Freiheitliches Bildungsinstitut FBI eine der drei tragenden Säulen der FPÖ, die bis heute aus Bundesparteizentrale, Parlamentsklub und Bildungsakademie besteht. Stadler sagt also im privaten Gespräch: Er lenkte das Schiff kostenlos. Es gab keine Aufbesserung zum üppigen Volksanwaltssalär. Er stand dem politischen Netzwerk, das unter seiner Leitung ein innerparteilich-oppositionelles Bollwerk wurde, ohne Lohn vor.

Man muss solche Aussagen, die in einer Prozesspause fallen, nicht überbewerten. Man kann sie aber auch symptomatisch sehen: Es wird von Politikern viel gesprochen und mit der Wahrheit nimmt man es nicht immer sehr genau.

Der Hauptzeuge des dritten Tages im Prozess gegen Ewald Stadler am Landesgericht ist FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache. Er kommt um 11 Uhr an die Reihe und wird sehr sanft befragt. (Foto: Oswald)

Der Hauptzeuge des dritten Tages im Prozess gegen Ewald Stadler am Landesgericht ist FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache. Er kommt um 11 Uhr an die Reihe und wird sehr sanft befragt. (Foto: Oswald)

(…)

Die ganze Prozedur der Umbenennung der Parteiakademie (FA) in Bildungsinstitut (FBI) lief ab November 2006. Am 22. Dezember 2006 solle Stadler „bis 15 Uhr“ eine Presseaussendung gefordert haben, dass das rückgängig gemacht wird.

Strache beschreibt den 22. Dezember 2006: „Gudenus wollte mich treffen. Wir gingen in ein Lokal. Er teilte mir mit, dass es alte Fotos gebe. Ferner sagte er mir, sollte die Akademie nicht weiter bestehen bleiben, werde ich abgesägt. Es gebe Material gegen Lutz Weinzinger und gegen meine ehemalige Firma Care Partner und eine Firma namens EES.“ Richterin: „Wie haben Sie das empfunden?“ Strache: „Als versuchte Rufschädigung und den Versuch mich zu Fall zu bringen.“

Es ist interessant, dass die Zeit offenbar Wunden heilt. Oder ist es nur politischer Schönsprech? Strache hätte auch antworten können: „Ich wurde erpresst.“ Oder: „Ich wurde genötigt.“ Er nennt es „versuchte Rufschädigung“, ein umgangsprachlicher Ausdruck, aber kein Delikt vor dem Strafgericht.

Er ging am 22. Dezember 2006 mit Gudenus ins Rathaus, „interessanterweise hatte ich damals noch mein Büro im Rathaus, es stammte aus der Zeit als Wiener Landtagsabgeordneter“ (Strache über Strache). Dort verfasste er mit Gudenus die Aktennotiz. Diese wurde dann an den Burschenschafter und Notar Harald Stefan übergeben, der die notariell beglaubigte Aktennotiz in einen Safe wandern ließ. Man nennt solche Safes auch Giftschrank, die Papiere beinhalten, die man später einmal braucht. Strache erzählt, dass am 29. Dezember 2006 (er ist wirklich gut gebrieft, denn dieses Datum brachte bisher noch keiner) Stadler in den Iran flog und zuvor noch Hilmar Kabas, damals Wiener FPÖ-Chef, heute Ehrenvorsitzender der Wiener FPÖ, von 2008 und 2009 Chef des neu gegründeten Bildungsinstituts FBI, zu einem Treffen bat. Dann kamen Sylvester und Stillstand in die Sache. Am 13. Jänner 2007 traf das erste Mal im neuen Jahr der 30-köpfige Parteivorstand der FPÖ zusammen und besprach sich. Strache: „Man sah zwei Wege: Rückzugs Stadlers mit Gesichtswahrung oder Parteiausschluss.“ Die Richterin hakt ein: „Wie ging es mit Stadler beruflich weiter?“ Strache: „Stadler war Nationalratsabgeordneter, Stelzl sein Mitarbeiter.“ Richterin: „Weiter?“ Strache: „Stadler ventilierte in Richtung Klubdirektor, wenn er sich zurückzieht.“ Diesen Wunsch erfüllte man ihm beinahe. Er zog sich aus der Bildungsakademie zurück und wurde immerhin stellvertretender Klubobmann im Parlament.

Die politische Welt der Konspiration und Intrige dürfte eine verquere sein. In der Privatwirtschaft ist es so: Wenn man einen Vorgesetzten attackiert, fliegt man, bekommt Hausverbot, verliert Arbeitsprozesse und Geld. In der Politik ist es so: Stadler wurde nach dem 22. Dezember 2006 de facto belohnt. Wie er sagt (siehe oben), bekam er als Direktor der Bildungsakademie „nix“, es war laut seinem Reden ein Ehrenamt. Seit 2001 war er gut dotierter Volksanwalt und ab 2004 Akademiechef. Nach der NR-Wahl im Oktober 2006 ging er für die FPÖ ins Parlament mit 14.000 Brutto im Monat und wurde zugleich stellvertretender Klubobmann, was nochmal drei Blatt bringt. Er verdiente somit nach seiner mutmaßlichen Foto-Attacke auf Strache, die im November 2006 begann, mehr als vorher. Aus Sicht der FPÖ: Man hatte den Parteifeind nun im eigenen Bett und im parlamentarischen Wohnzimmer, dem Parlamentsklub.

(…)

Während die Richterin Philipp den Politiker Strache milde behandelt, ihn kein Wort zum Inhalt der Militärfotos frägt, außer, ob er sie zuordnen kann, ideologisch nur an der Oberfläche kratzt, macht Stadler aus seiner Einschätzung keinen Hehl. Für ihn ist Strache ein Rechter. Er bezweifelt sogar, dass Strache den Aktenvermerk am 22. Dezember 2006 selbst am Computer geschrieben hat und verlangt die handschriftlichen Notizen, die es natürlich nicht mehr gibt. Er will damit sagen: Es ist alles frei erfunden. Es gab nie eine Nötigung und die Fotos stammten nicht von ihm.

Darüber kann man trefflich spekulieren. Nicht spekulieren kann man, dass ganz zum Schluss seiner zweistündigen Zeugenaussage Heinz Christian Strache tatsächlich große Erinnerungslücken hat. Stadler nahm ihn in die Zange. Auf die Frage, ob er mit dem Namen “Fleischhacker“ und der Firma „ESS“ etwas anfangen kann, verneint Strache trotzig. Dann hält ihm Stadler vor, dass es 2005 eine Parlamentarische Anfrage zum Thema gab, 2005 einen Bericht in „News“ und ein Gerichtsverfahren gegen einen VP-Generalsekretär (das Strache gewann). All das betraf die Firma „ESS“, in der Strache von 2003 bis 2004 zumindest ein Jahr lang Teilhaber war. Insoweit zum Ende doch noch ein kleiner Sieg des Stadler zur Glaubwürdigkeit des Strache. In diesem Punkt überführte er Strache der verdrängenden Unwahrheit, denn, dass sich jemand nicht daran erinnern kann, wo er einmal Firmenbesitzer war, wenn es sogar Anfragen, Medienberichte und Zivilverfahren gibt, heißt nur, dass sich jemand nicht erinnern will. Und das deckt sich nicht mit jener Offenheit, die man bei Gericht erwartet, die man Wahrheit nennt.

Das ist der Schlusspunkt der Zeugenaussage Straches. Zum Schluss ein Minus für den Parteichef, der Rest war Durchschnitt. Er ist noch immer als Obmann im politischen Amt, hat sich gehalten und auch diese Foto-Causa aus dem Jahr 2006 und 2007 überstanden. Jedoch dürfte er Schäden davon getragen haben, und deshalb haben Parteikollegen gegenüber zwei Buchautorinnen offen darüber gesprochen. Als Spätform einer Rache.

Dann kommt ein Zeuge aus Bratislava.

(…)

Im Bild zwei Finanzreferenten unterschiedlicher Generation und Art: Links Dr. Eduard Schock, seit neun Jahren ohne Unterbrechung Bundesfinanzreferent der FPÖ, rechts huscht Heinz Hofmann durchs Bild, vormaliger Finanzvorstand des Gerngross und langjähriger Finanzvorstand im 1. Vienna Football Club und bei Admira Wacker. Beide sind zugegen beim Stadler-Prozess am 16. Juni 2014, der eine als Zeuge, der andere als Zuhörer. (Foto: Oswald)

Im Bild zwei Finanzreferenten unterschiedlicher Generation und Art: Links Dr. Eduard Schock, seit neun Jahren ohne Unterbrechung Bundesfinanzreferent der FPÖ, rechts huscht Heinz Hofmann durchs Bild, vormaliger Finanzvorstand des Gerngross und langjähriger Finanzvorstand im 1. Vienna Football Club und bei Admira Wacker. Beide sind zugegen beim Stadler-Prozess am 16. Juni 2014, der eine als Zeuge, der andere als Zuhörer. (Foto: Oswald)

Der sicher wichtigste Zeuge des Tages ist der Bundesfinanzreferent der FPÖ Edi Schock.

(…)

Natürlich wird auch Edi Schock zur Kernfrage des 22. Dezember 2006 befragt, die ein Krimi ist, zumindest aus Sicht des Ewald Stadler: Nach der Fotoübergabe am Nachmittag an Gudenus versammelten sich spontan diese sechs gesicherten Personen in Straches Büro: Strache, Finanzchef Schock, der heutige 2. Wiener Landtagspräsident Herzog, der heutige Wiener FPÖ-Chef „Joschi“ Gudenus, der heutige Volksanwalt Fichtenbauer, der damalige Wiener FPÖ-Chef Kabas. Es wurde eine Aktennotiz angelegt und diese um dreiviertel Sieben am Abend in der Nähe von Straches Privatwohnung dem FP-Notar Harald Stefan persönlich übergeben. Der machte in seiner Kanzlei einen „Notariatsakt“ daraus, indem er die Unterschriften beglaubigte, und sperrte das Papier in seinen Safe. Natürlich ist das ungewöhnlich hoch organisiertes Handeln eines „Opfers“. Strache betrieb viel Aufwand.

Kaum ein anderer Staatsbürger legt nach einem Nötigungsversuch am selben Tag einen Notariatsakt an, der üblicherweise 400 Euro kostet. Festhalten kann man wertfrei, dass Stadler überzeugt ist, dass das gar nicht gemacht wurde und das ist seit drei Prozesstagen seine Verteidigungslinie.

Falls das alles am 22. Dezember 2006 nicht so war, dann müssten diese sieben Personen alle gelogen haben. Stadler behauptet eine Verschwörung und „konstruierte Nötigung“, um ihn kaltzumachen. In Parenthese: Burschenschaftern ist organisiertes Handeln in inkludierter Binnenloyalität durchaus zuzutrauen. Die Mitglieder des Treffens sind teilweise sogar in der gleichen Burschenschaft. Herzog und Schock sind Aldanen, Strache und Gudenus sind Vandalen, Stefan ist Olympe, Fichtenbauer ist Waldmärker, nur Kabas, der Dienstälteste ist nirgends dabei, verwaltet aber den großen Bienenstock von Mitte-Rechts bis Rechtsaußen als Ehrenvorsitzender der Wiener FPÖ.

Stadler bleibt auch am dritten Prozesstag dabei: Er habe am 22. Dezember 2006 keine Fotos übergeben und es gebe folglich auch keine Aktennotiz, die an diesem Tag erstellt wurde. Das sei alles hinterher, irgendwann angelegt worden. Das ist Sache der Beweiswürdigung. Bisher nach drei Prozesstagen sieht es nicht so aus, da unisono (und natürlich gut abgesprochen, da der Prozess seit sechs Wochen läuft) alle Zeugen die gleiche Geschichte erzählen.

Auffälligerweise haben in diesem Prozess so gut wie keine Zeugen aus dem innersten Umfeld des Strache Assoziationen oder Anmerkungen zu den anderen Punkten des Strafantrages gegen Stadler. Der umfasst nämlich mehr als die medienträchtig kommunizierten „Fotos in Militäruniform“. Stadler habe laut Staatsanwältin schubweise Enthüllungen und Kleinkampagnen gegen seinen politischen Widersacher Strache angekündigt, falls dieser an der Schließung der Parteiakademie festhält.

Die Richterin Philipp konfrontiert jeden der zirka 15 Zeugen im Laufe dieses Verfahrens im Schnelldurchlauf mit allen Punkten und fragt nach dem Motto „ich möchte nun mit Ihnen den Strafantrag durchgehen“ Assoziationen ab. Edi Schock ist besonders wortkarg.

Der Mann der ersten Stunde, der seit der Wahl Straches zum Parteichef am 23. April 2005 sein Finanzchef ist, hat keine Assoziationen zu fast nichts. Punkt eins ist die Firma ESS, die Privatsoldaten fürs Ausland ausgebildet haben soll und bei der Strache zumindest ein Jahr Teilhaber war. Fällt Schock dazu was ein? Nein: „Keine Assoziation“. Punkt zwei im Strafantrag wären Enthüllungen zu „Kokainkonsum Straches, sogar der Dealer ist bekannt“ – Schock weiß dazu nichts. Thema ist die Ehrenerklärung von Lutz Weinzinger an Gottfried Küssel – Schock weiß dazu nichts (man kann nachhelfen: Weinzinger verdächtigte Ende 2006 Küssel der Weitergabe der Militär-Fotos, machte dann aber einen Rückzieher und unterschrieb Gottfried Küssel umgehend eine Ehrenerklärung, um ihn zu entlasten; das Pikante daran ist, dass Küssel, der durchaus klagsfreudig ist, Weinzinger jedoch nie klagte; dieser machte dennoch als aktiver Parlamentarier die Ehrenerklärung zum bekennenden Nationalsozialisten Küssel; für Stadler ein Puzzleteil, dass eine Verschwörung gegen ihn läuft). Zum Themenkomplex Brigadier Fichtenbauer und RZB in Osteuropa weiß Schock auch nichts. Zu den Militärfotos an sich weiß er auch nichts, nur dass Kabas als „Bürgeranwalt“ ein 30-Seiten-Dossier dazu verfasst hat (ein sogenanntes internes “non-paper”, das offiziell gar nicht existiert, nur für den 30-köpfigen FPÖ-Parteivorstand als Handlungsgrundlage verfasst wurde). Richterin an Schock: „Haben Sie die Fotos gesehen?“ Schock: „Nur in der Zeitung.“ Also erst in der dritten Jänner-Woche 2007.

Schock war eben nur der Buchhalter. So ganz kann man das nicht glauben. Denn er kann ganz schön strategisch denken. Die Staatsanwältin frägt ihn, was er am 22. Dezember 2006 gedacht und geplant hat. Er sagt: „Harte Bandagen sind wir gewöhnt. Doch es war ein Versuch, die Obmannschaft anzugreifen. Wir fassten die Vorstellung, aktiv in die Vorstandssitzung zu gehen. Wir wollten den Lebensnerv der Akademie treffen.“ Wie das umzusetzen ist, bleibt geheim. „Da kann ich mich nicht mehr erinnern“, sagt er auf Nachfrage der Staatsanwältin, die wissen will, was auf der Vorstandssitzung gesprochen wurde. Schock, konspirativ: „Dauert stundenlang, so a Sitzung“.

(…)

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Textablage Strache Geschäfte in Sicherheitsfirma im Jahr 2003 und 2004:
European Security Service “ESS” – Datei

Parlamentarische Anfrage zu ESS: 19. Oktober 2005, 3524 J, 22. Regierungsperiode – pdf (37 kb)
Beantwortung der Parlamentarischen Anfrage zu ESS: 19. Dezember 2005, 3496 AB, 2. Regierungsperiode – pdf (53 kb)

Bildablage:

Nachfolgeorganisation der Freiheitlichen Akademie: Das Freiheitliche Bildungsinstitut (FBI) kam im Novmber 2009 negativ in die Medien. (Foto: Cover News 48_2009)

Nachfolgeorganisation der Freiheitlichen Akademie: Das Freiheitliche Bildungsinstitut (FBI) kam im Novmber 2009 negativ in die Medien. (Foto: Cover News 48_2009)

Es ging gegen Muslime und den politischen Islam und die Seminarleiterin wurde Monate später am Landesgericht wegen Verhetzung verurteilt. (Foto: News 48_09, Innenteil)

Es ging gegen Muslime und den politischen Islam und die Seminarleiterin wurde Monate später am Landesgericht wegen Verhetzung verurteilt. (Foto: News 48_09, Innenteil)

Von der Frontlinie des Gerichtes berichtet nach Möglichkeit unparteiisch, seit Jahren, eine Weile nicht, nun wieder: Marcus J. Oswald. Es erfodert Geduld, Fokussierung, hohe Konzentration, etwas Routine und viel Ausdauer. Es gilt seit Blaulicht und Graulicht-Zeiten das Prinzip: Was dort heute gesagt wird, steht morgen im Internet. (Foto: Oswald)

Von der Frontlinie des Gerichtes berichtet nach Möglichkeit unparteiisch, seit Jahren, eine Weile nicht, nun wieder: Marcus J. Oswald. Es erfodert Geduld, Fokussierung, hohe Konzentration, etwas Routine und viel Ausdauer. Es gilt seit Blaulicht und Graulicht-Zeiten das Prinzip: Was dort heute gesagt wird, steht morgen im Internet. (Foto: Oswald)

Marcus J. Oswald (Ressort: Gericht)


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