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Montmartre 2011 bei Kaiserwetter in Gang

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Heuer größer und zum achten Mal: Das Kulturfestival im Türkenschanzpark. (Foto: Oswald)

(Wien, im September 2011) Eine Inspektion in Wien-Währing ergab: Der SPÖ-Bezirksrat Michi Gebetsberger sitzt am Samstag um 19 Uhr 30 beim Wirtn in der Gersthoferstraße, führt Schmäh und besucht nicht das Montmartre-Festival vor seiner Haustür im Türkenschanzpark. Der Türkenschanzpark bleibt trotzdem ein Gedicht von einem Park. Er verdient Währing wie der Bezirk diesen Park verdient. Die Grünanlage wurde von den Bürgern Wiens in Eigeninitiative erbaut. Wenn man so will, war das eine der ersten “Bürgerinitiativen” Wien, eine sehr “grüne” außerdem. Die Geschichte dieses Parks hat es in sich und gehört zum Besten, was Wien zu bieten hat.

Bürgerinitiative

1683 war das Areal während der 2. “Türkenbelagerung” eine Schanze der Türken. Exakt 200 Jahre später, 1883, beschließen “Bürger Währings” in einem frisch gebildeten Comitée mitten in der Monarchie, dass sie einen Park haben wollen. Da das Geld fehlt, stellen zwei Edelbürger Geld für 50.000 Quadratmeter Grund auf und der Park wird geplant und gepflanzt. Vorsitzender des “Bürgercomitées” ist kein Geringerer als Architekt Heinrich Ferstel, der in Wien die Hauptuni Wien baute, das Museum Angewandter Kunst MAK, das Café Central und die Votivkirche. 1888 wurde der Park durch den Kaiser Franz Josef feierlich eröffnet. Heute ist der Park in Summe 150.000 Quadratmeter groß, beherbergt eine Fülle von Denkmälern (unter anderem ein Adalbert Stifter Denkmal, eines von Leon Askin) und gehört zu den Top-3 der schönsten Parkanlagen Wiens. Die Geschichte Parks zeigt, was möglich ist, wenn aus der regionalen Bürgerschaft ein Wille entsteht, der etwas umsetzen will. Hätte sich das “Bürgercomitée” nicht gegründet, wäre die Fläche – in heute allerbester Wienlage – keine Grünoase geworden, sondern ein Häusermeer.

Inszenierung der Pause

Das Leben besteht nicht nur aus Hektik, sondern auch aus Ruhe. Es braucht Spielmacher in der Gesellschaft, die die Kunst der Pause inszenieren. 2011 zehren davon und danken die heutigen Bürger Wiens den damaligen Tatendrang und Gestaltungswillen. Aus einer ehemaligen “Angriffsschanze” einfallender Truppen, die Wien in ihre Hand und nach Osmanien bringen wollten, wurde das schönste Naherholungsgebiet Wiens nach dem Schönbrunner Park und dem Park im Wiener Prater.

Seit acht Jahren nun gibt es ein Paris nachempfundendes Kulturfest im Türkenschanzpark, das sich “Montmartre” nennt. 2004 das erste Mal von Erich M. Porsch organisert will es die Fülle des Wiener Kulturlebens “zu den Menschen bringen”. Es ist eine Mischung aus Bildender Kunst, Darstellender Kunst auf der Bühne (Gesang, Instrumental), Kinderanimation und heuer das erste Mal auch die “Clown-Kunst”. Dazu gibt es einen großen Kunst-Handwerkmarkt, der sich entlang der Wege und Straßen des Parkes in weißen Zelten zeigt. Interkulturell ist das Ganze angelegt, nicht aus-, sondern einbindend. Öffnend und weit, nicht hermetisch und eng.

Schwieriger Kulturmarkt

Es finden sich viele Menschen, die den Zugang zu den Institutionen nicht finden, weil der “Kulturmarkt” in Wien ausnehmend schwierig ist. Musikgruppen, die aus sieben Personen bestehen, die teilweise aus sieben Ländern und drei Kontinenten stammen, bekommen ihren Auftritt. Für Rassismus ist beim Festival kein Platz. Das Völkerverbindende der Kultur- und Kunstarbeit steht im Vordergrund, so sie eine gemeinsame Sprache im Rhythmus findet.

Die Portion Illusion: Das Karusell für kleine Besucher. (Foto: Oswald)

Heuer herrscht Kaiserwetter und Organisator Erich Porsch hat Wetterglück. Zwei wunderschöne Tage (Freitag, Samstag) können nur von einem dritten kaiserlichen Tag im kaiserlichen Park ergänzt werden. Porsch hat das Festival 2011 sehr professionell im Griff. Der kleine Mann mit Vollbart hat viel durchlitten. Die ersten Jahre seit 2004 waren sehr hart. Keine Förderung von der Stadt Wien, er musste in Privatkonkurs. Schwester, Bruder, alle halfen in den Jahren noch stärker zusammen. Heuer ein Schicksalsschlag: Mitten im Festival, am 3. September 2011 muss er auf ein Begräbnis. Ein Bruder war im Alter von 58 Jahren verstorben. Der Mann musste für seine Idee, im Türkenschanzpark das größte, privat organisierte Kulturfest Wiens (also eines, das nicht von der SPÖ veranstaltet wird) durchzuführen, viele Rückschläge hinnehmen. Er blieb Idealist, ließ sich nicht entmutigen, wie auch eine Kontroverse mit der Stadt Wien zeigt (siehe Video).

Es ist dieser alte Währinger Geist von 1883, als das Heinrich Ferstel-Comitée auf 50.000 Quadratmetern partout einen Park wollte. Heute ginge das nicht mehr: Heute würde die Stadt Wien nie und nimmer eine so großen Fläche leer lassen, sondern “Geförderte Genossenschaftswohnungen” hinklotzen. Dieser rebellische Geist steckt in Erich Porsch. Daher gibt es das “Montmartre-Festival”.

Gauklerbühne neu

Heuer ist vieles Neu. Es gibt mittlerweile vier Bühnen. Im Vergleich zum Vorjahr blieben nur zwei Locations gleich: Die Restaurant-Bühne beim Ententeich und die bewährte Gärtnerei-Bühne für Liedermacher und Kleinformationen im intimen Rahmen. Brandneu ist heuer die Gaukler-Bühne für Clowns beim Türkenbrunnen und wirklich heiß ist die Ottakringer Bühne auf der großen Liegewiese unterhalb der Paulinenwarte. Diese Bühne ist die größte Bühne, sie ist stimmungsvoll. Die Liegewiese ist steil in einem Naturhang und am lauwarmen Abend wird sie eine Art “Woodstock-Wiese”. Die Leute haben Decken mit, lassen sich auf der abendfeuchten Wiese nieder. Die Bäume sind indirekt beleuchtet. Es ist faszinierend, was sich Erich Porsch hier ausgedacht hat. Aus einer Sonnenwiese wird ein Klangraum.

Soundtechnik top

Apropos Klang: Die Soundtechnik braucht sich mittlerweile hinter dem Donauinselfest nicht zu verstecken. Die “Ottakringer Bühne” steht ideal zum Hang und erzeugt einen perfekten Klang.

Internationale Besetzung aus sieben Ländern, tolle Stimme: Consepatgons auf der Ottakringer Bühne im Türkenschanzpark. (Foto: Oswald)

Zum Anhören im Web: The Conseptagons – 7 Musiker aus 7 Ländern aus und in Wien.

400 Jungmusiker und auch routinierte spielen auf. Alle Könner, die sich auf die Bühne stellen, tun das, ungewöhnlich für Wien, “für ein warmes Essen”: Kein Künstler bekommt eine Gage, aber freies Essen und Verpflegung. Das ist der tiefere Sinn des Festivals: Die Interpreten aus den Innenstadtgalerien und Innenstadtlokalen zu holen, zum Publikum. Rund 60.000 Gäste waren es im Vorjahr. Die Inspektion an den ersten zwei Tagen ergab ein gänzlich anderes Bild: Die Marke 100.000 wird 2011 sicher am dritten Tag gebrochen. Denn der Park war am Samstag gesteckt voll.

Wien Kultur fördert mit

Besieht man sich heuer die Sponsorentafel, dürfte Organisator Erich Porsch heuer erstmals der Durchbruch gelungen sein. Unter den Sponsoren scheint nicht nur der “18. Bezirk” auf, sondern erstmals auch das Logo der “Wien Kultur”. Ferner ist die “Wirtschaftsagentur Wien” als Geldgeber dabei, ein “Fonds der Stadt Wien”. Außerdem die “Strabag”, “Ottakringer” mit einer eigenen Bühne, die “Bank Austria” die “Wiener Einkaufsstraßen”.

Außerdem hat “Montmartre” diesmal weit mehr Stände und Zelte vergeben als in den Vorjahren. Man kann keltische Armbänder kaufen, afrikanische Mode, Zuckerwatte, Speck aus Vorarlberg (“der beste Speck Europas” wirbt der Standler), Schmuck aus Ungarn, kandierte Früchte aus Wien oder sich vom – aus den USA stammenden – sozialen Netzwerk “Yelp”, das einen eigenen Stand hat, beraten lassen. Die “Wiener Pfadfinder” haben einen ganz großen Stand samt Lagerfeuer und die Medienpartner wie die “Wiener Bezirkszeitung” bekamen – im Gegensatz zum Vorjahr – auch ein eigenes Werbezelt. Parteipolitische Verbände oder Vorfeldorganisationen sind nicht vertreten. Parteipolitik bleibt auf dem Festival draußen.

WCs kosten nun 50 Cent

Neu ist auch eines, es wird von Besuchern kritisiert: Standen im Vorjahr viele Mobil-WCs zur Gratisnutzung, sind heuer zwei orange Groß-Container der Stadt Wien (MA 48) aufgestellt. Dort kostet die WC-Nutzung sage und schreibe 50 Cent.

Montmartre 2011 wurde größer und wächst nach wie vor. Das Mehr an Sponsoring führte zu Kompromissen. Man muss Acht geben, dass man nicht zu viele Kompromisse eingeht. Sonst geht das Authentische verloren und es wird Plastik wie das Rathausfestival. 2005 trat bei Montmarte der Hernalser Hansi Lang und die Hallucination Company auf. Bei Montmarte steht Kunst im Mittelpunkt, die immer eine Gratwanderung ist.

Der Wiener Kaiser Franz Josef gab den Wienern die Paulinenwarte und den Park. Das war 1888. 123 Jahre später ist der Park jung wie bei seiner Geburt. (Foto: Oswald)

Tag drei bei Sonnenschein findet den ganzen Tag am 4. September 2011 statt. Ort: Türkenschanzpark zu Währing. An diesem Tag enden in Wien die Schulferien. Dann beginnt für 200.000 Schüler wieder der Ernst des Lebens.

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www.montmartre.at
Das Programm 2011 – Fullversion (pdf, 2 mb)

Marcus J. Oswald (Ressort: Kultur)


Einsortiert unter:Kultur Tagged: Erich Porsch, Montmartre, Montmartre 2011, Musikstadt Wien, Währing, Wien

Musikalische Diebe mit Latinoklang aus Wien

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Wolf Ratz (re.) mit seinem kongenialen Textpartner Tom Reimer. Seine Formation heißt: Die zärtlichsten Diebe. (Foto: Marcus J. Oswald, 4. September 2011)

(Wien, im September 2011) Seine Wurzeln zwischen Bilbao, Kolumbien und Wien-Simmering kann “Leadsänger” Wolf Ratz nicht verbergen. Er singt spanisch und deutsch. Seine Formation heißt: “Die zärtlichsten Diebe”. Sie besteht aus ihm, Tom Reimer (Keybord und Gesang) und Stefan Lichtenegger (Gitarre und Gesang). Die Gruppe tritt in Wien fast wöchentlich auf.

Die zärtlichsten Diebe

Am Montmartre Festival 2011 (4. September 2011) hatte man kurz zu Beginn und mittendrin ein wenig mit der Technik zu kämpfen. Danach gab es viel Applaus. Tiefsinnige Wiener Lieder mit präzisen Beobachtungen, Latino-Folk in für Nicht-Spanier schwer eruierbaren Texten. Dazwischen werden Gedichte und “Sprüche” vorgelesen. Das Publikum dankt mit Jubel und fordert Zugaben. Diese müssen jedoch ausbleiben, da der Zeitplan streng eingehalten wird. Der Festival-Chef schreitet ein.

Neue Termine

Bandchef Ratz gibt noch bekannt, wann die nächsten Konzerte sind: Am 17. September 2011 im “Kulturraum Neruda” (wo am Freitag “Hauk” aufspielt) in der Margaretenstraße 38 (21 Uhr), am 21. September im “B72″ in den Stadtbahnbögen, am 28. September im mexikanischen Restaurant “Hacienda Ephemer” in der Jägerstraße 28 und am 15. Oktober 2011 im “Tacheles” am Karmeliterplatz 1 (19 Uhr 30).

Wer das Mehrsprachige und leicht süffige Textzeilen mag (im Song “El Amor”), der sollte eines der Lokale besuchen. Die Wiener Musikszene bleibt vital.

Schwarzes Wiener Lied mit kleiner Begleitung wird kultiviert, wie dieses noch schwach besuchte You Tube-Video zeigt (Status 4. September 2011, 11 Aufrufe; update: Das Video wurde kurzfristig vom Nutzer “wolfratz” entfernt, aber am 9. September 2011 in verbesserter Tonspur neu eingestellt; Status 11. September 2011: 3 Aufrufe):

Auch eingängige Melodien mit dem spanischen “El Amor” hat das Trio im Programm. Zu hören bei “Montmartre 2011″. Das You Tube-Video hat mit Status 4. September 2011 erst 67 Aufrufe:

Marcus J. Oswald (Ressort: Bezirksgeschehen, 18. Bezirk, Musik)


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Akustisches Zentrum im Türkenschanzpark – Das Trommeln

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Der Verein Kulturbrücke im 15. Wiener Bezirk besteht seit 2006. Er sucht Austausch zu Gambia. (Foto: Oswald)

(Wien, im September 2011) Theoretisch kann jeder Trommeln. Es ist ganz einfach. Zwei Finger oder zwei Sticks oder zwei flache Hände. Los geht’s. Ganz so einfach ist es aber nicht. Man braucht Trommeln. Es braucht auch ein Thema. Dann kann man Trommeln.

Beim Montmartre 2011 waren die Trommelworkshops heiß begehrt, zwei Mal täglich eine volle Stunde und “for free”. Vor allem war es: Akustisches Zentrum im Park. Unter dem provisorischen Zelt, im Kreis sitzend, konnte mitmachen, wer wollte. Anführer beim Workshop: Gerhard Prantner. Er kam ins Schwitzen, obwohl er das Trommeln gewöhnt ist. Er hat Muskeln angelegt, denn Trommeln geht in die Arme wie Boxen. Wer keine Kondition hat, verliert den Faden. Gerhard Prantner liebt diese Workshops. Zum einen lebt er davon. Zum anderen lernt er Leute kennen.

Gerhard Prantner ist Afrika-Reisender, Trommler und lebt vom Trommeln. (Foto: Oswald, 4. September 2011)

2006 gründete er einen Verein im 15. Bezirk, der sich schlicht “Kulturbrücke” nennt. “Ehrenvorsitzender” wurde kürzlich Norbert Schmidt, sein Türöffner nach Gambia. Er gilt als der derzeit wichtigste Importeur afrikanischer Trommeln nach Österreich. Prantner hat eine Mappe im Zelt aufgelegt. Darin enthalten sind Afrikafotos und der Vereinszweck. Es heißt: “Wir sind ein non-Profit Verein, mit der Zielsetzung eines multikulturellen Austausches zwischen Österreich und Gambia! Details: 1) Abbau von Vorurteilen gegenüber der afrikanischen Kultur. 2) Sichtbarmachung des kulturellen Potentials der afrikanischen Community in Österreich. 3) Vermittlung europäischer Kultur in Afrika. 4) Aufzeigen von Gemeinsamkeiten und gleiche Interessen von Afrikanern und Europäern.”

Über nähere Konzepte und Absichten gibt er selbst ausführlich in einem Video Auskunft.

Das will man vermitteln. Angesprochen, dass es “auch in Reichenau Trommeln zu Therapiezwecken gibt und solche Workshops 230 Euro pro Person kosten”, muss Prantner lachen. “Überall wo ‘Therapie’ davor steht, ist es doppelt so teuer.” Klartext: Bei ihm kostet Trommelunterricht pro Stunde 15 Euro. Zehnerblöcke sind noch erschwinglicher.

Geräte sind handgefertigt und vorhanden. “Findet das in einem schalldichten Keller statt?” “Nein, in unserem Vereinslokal in einem Hinterhof.” Die Kurse sind gut belegt? “Ich kann davon leben”, gibt er sich bescheiden.

Gemeinschaftsarbeit

In Aktion ist er im Element. Die Trommelrunde, bestehend aus etwa 15 Personen, Männer wie Frauen, nimmt unter dem Zelt Platz. Alle sind Amateure, Prantner als wachsamer Kursleiter mittendrin. Er nimmt sich zurück. Einer gibt ein Thema vor, alle versuchen den Rhythmus zu finden. Dann geht es los. Eine volle Stunde lang bricht die Welle nicht ab. Tonangebend ist keiner, sondern alle. Trommeln ist ein akustischer Solidarakt.

“Für heuer ist es vorbei. Es ist das letzte Fest. Nun beginnt der Herbst”, sagt Trommel-Guru Prantner nach der schweißtreibenden Stunde. Er zieht sich zwei Marlboro rein. Er ist bei allen Festen Wiens fixer Bestandteil mit seinem Stand: Mariahilferstraßen-Fest, Südwind-Fest und das Montmartre im Türkenschanzpark. “Wäre das Donauinselfest auch etwas für Sie?” Er winkt ab: “Nein, da hast nur die Bsoffenen.” Das braucht er nicht. Er sucht das einschlägige Publikum, das Kulturarbeit auch als Selbsterfahrungsarbeit sieht. Grenzen sichtbar machen, manchmal überschreiten. Kulturaustausch als Erfahrungsaustausch und gegenseitiges Lernen.

Reise nach Afrika

Der nächste Workshop in Verbindung mit einer großen Reise ist derzeit in Planung. Zeitpunkt: 6. bis 20. Jänner 2012. Interessierte können sich mit ihm in Verbindung setzen. Das weite Land Gambia ist nicht der Wörthersee. Aber eine Reise ist es Wert. Besieht man sich die Fotos der kargen Landschaft voller Natur in den Bildmappen. Für Reiseführung aus erster Hand ist gesorgt.

Marcus J. Oswald (Ressort: Musik)


Einsortiert unter:Musik Tagged: Afrika, auf den Busch klopfen, Buschtrommel, die Trommel rühren, Musik, Musiker, Musikstadt Wien, Reise, Trommel, trommeln

Fahrrad als Braut – Am 16. September kann man in Wien sein Rad heiraten

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Bicycle Film Festival zum 5. Mal in Wien. (Foto: Logo 2011)

(Wien, im September 2011) Jedes Filmfestival hat seinen Schöpfungsmythos. Beim Bicycle Film Festival (BFF) ist es der: Brendt Barbur fuhr 2001 mit dem Fahrrad in New York. Er wurde von einem Bus angefahren und verletzt. Am Krankenbett durchschritt er die Talsohle der Schmerzen und es kam ihm die Idee, etwas für das Fahrradfahren zu tun. Radfahren sollte ab nun positiv besetzt sein. Das Bicycle Film Festival als Art Kreativwettbewerb und Come Together freier Individualreisender begann 2001. Mittlerweile ist die Bewegung des Filmfestivals auf der ganzen Welt als Franchise-Projekt aktiv geworden, wie man an diesem Link ersehen kann. Das Filmfestival findet in 29 Städten statt. In Österreich seit fünf Jahren.

Rad im Schlafsack wäre “Braut”

Den Soldaten unterscheidet vom Fahrradfahrer, dass dieser seine Waffe in den Schlafsack mitnimmt, weswegen man die “Waffe des Soldaten als seine Braut” bezeichnet. Beim Radfahrer ist es noch nicht soweit, dass das Rad wie ein Hund im Bett schlafen darf. Aber der geübte Biker hat ein intimes Verhältnis zu seinem Rad. Er kennt jede Schraube, ist ein “Zangler”, hört hinein, wenn es unrund läuft, schraubt und ölt.

Radfahrer auf Wiener Donauinsel. (Foto: Oswald)

Kürzlich auf der Wiener Donauinsel unterschiedliche Personen: Einer mit einem Scott-Rad (US-Marke). Er kaufte es um 1.200 Euro via Ebay-USA. Das Rad ist acht Jahre alt, kostet original 4.000 Euro. Da er einen Freund in New York hat, war das Shipping preiswert und das Rad fährt nun in Wien. Das Ehepaar (zumindest: frischgfangt), beide knapp über 40 mit E-Bike. Warum? “Die Stadt Wien gibt derzeit 300 Euro Förderung. Es kostete aber trotzdem noch pro Rad 1.100 Euro.” Sehr zufrieden sei man, weite Wege gehe man (in der neuen Beziehung oder alten Ehe) nun mit dem neuen Rad. Oder der Rennfahrer: Hautenges Radtrikot, weißes Leibchen offen bis zum Bauchnabel, Windkanalglatze, Rennbock mit den Klapp(ernden) Sohlen, Rot-Weiß-Rot-Flagge auf der rechten Dress-Brust. Sein Rad: Ein Scott um 18.000 Euro. “Heuer habe ich noch kein Leibchen gemacht”, erzählt er im Gespräch. Die Konkurrenz sei zu hart. Ö-Rundfahrt, Giro d’ Italia sei er gefahren. Diese Leute lieben ihr Rad. Sie investieren in das Rad, die sperren es vor Dieben gut weg, pflegen es, kennen es, sind auf weiten Reisen mit ihm unterwegs.

Heirate Dein Rad!

Aktion Heirate Dein Rad! (Foto: Webseite Strandbar Herrmann)

Das Bicycle Film Festival (BFF) hat sich zum fünften Jahrestag am 16. September 2011 im Rahmen des festivalbegleitenden Rahmenprogramms etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um auf das Anliegen des Radfahrens aufmerksam zu machen. Am Freitag ist “Wedding Day”. Die Aktion beginnt um 16 Uhr 30 beim Schwarzenbergplatz mit einer Ausfahrt “Critical Mass” und endet um 19 Uhr bei der Strandbar Hermann mit einer “Wedding Ceremony – Heirate Dein Rad!”.

Kleines Filmfestival

Das Bicycle Film Festival (BFF) am 16. und 17. September 2011 ist eher klein. Der Festivalpass kostet 20 Euro und berechtigt zum Eintritt in alle fünf Langspielfilme rund ums Rad im Urania Kino (Einzelticket: 7 Euro). Am Vortag des 15. September 2011 gibt es am Wiener Karlsplatz ein “Public Screening”, das frei ist.

Das Filmfestival läuft parallel zur so genannten “Wiener Mobilitätswoche”, die von 15. bis 23. September 2011 “zum Umsteigen” auf mehrere Ebenen mobilisieren soll: Von Benzinauto auf Elektroauto, von Rad auf E-Bike, von Auto auf Rad, Öffis und Fuss. Allgemein soll das Wort “Rasen am Ring” eine neue Bedeutung erhalten.

Mobilitätswoche

Aktion Mobilitätswoche 2011 der Stadt Wien. (Foto: Webseite wien.at)

Am Schluss der “Mobilitätswoche” wird zum fünften Mal (wie auch das Bicicle Festival im Jahr fünf) ein Teil der Wiener Ringstraße von Autos befreit und mit Naturrasen belegt. “Diesmal kann der Parkring von den Wienerinnen und Wienern von 14 bis 20 Uhr für Picknick, Spiel und Plauderei genutzt werden. Für Speis, Trank und Musik ist gesorgt”, so die Initiatoren von der Plattform “autofreiestadt.at”.

Das Thema ist von Idealismus getragen. Es gibt jedoch auch Geschäftemacher und “schwarze Schafe”, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Als der Autor dieser Zeilen kürzlich nach einer Panne bei seinem – bis dato geschätzten – Radfachhändler war, führte dieser gerade ein Telefonat mit seiner Versicherung. Da man sich beim Reifenwechsel nicht die Ohren zukleben kann, stellte sich heraus, dass der Fahrradhändler “drei Autos, davon zwei Oldtimer” besitzt. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, wurde er scherzhaft darauf angesprochen, wie er erklären kann, dass er als Fahrradhändler drei Autos fährt. Es war ihm leicht unangenehm und er antwortete so: “Was glauben Sie, warum hier so viele Räder herumstehen?” “Enzo Velo” ist übrigens nicht unter den Förderern und Sponsoren des diesjährigen Bicycle Film Festival (BFF). Seither kauft der Autor dort nicht einmal mehr einen Schlauch. Weil ein Auto ginge noch. Aber drei sind zwei zu viel Kult ums Gaspedal. Es gibt Prinzipien.

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Weiter blättern zu:

Radfahren ist gesund und das zehnte Bicycle Film Festival beginnt (WIEN EXTRA, 17. September 2010)

Marcus J. Oswald (Ressort: Radfahren)


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Wiener Dialekt in den Wiener Alpen

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Hauk im chilenischen Kulturraum Neruda in der Wiener Margaretenstrasse. (Foto: Oswald, 9. September 2011)

(Wien, im September 2011) Man nennt es Kulturbewirtschaftung. Christian Wagner aus Ternitz, Inhaber der Eiffelbaum Records, hat eine Veranstaltungsreihe initiiert, die Hütten in der Gegend Schneeberg und Hohe Wand musikalisch bespielt. Die Serie heißt “Dialekt schmeckt – Am Berg”, startete bereits im August und endet im Oktober 2011. Die Auftritte erfolgen beim “Enzianwirt”, im “Hallerhaus”, im “Hubertushaus”, auf der “Mamauwiese”, in der “Hengsthütte” und im Lokal “Almfrieden”. Sechs unterschiedliche Gruppen, die Bezug zum Dialekt haben, aber nicht Volksmusik sind, treten auf. Es sind Pop- oder Rockgruppen und Liedermacherformationen.

Dialekt schmeckt in den Wiener Alpen. (Foto: Flyer)

Wagner ist seit vier Jahren selbständiger Inhaber der Eiffelbaum Records, situiert in Ternitz in der Siemensgasse. Er managt drei österreichische Dialektbands und ist Bookingagentur für zwanzig Gruppen. Er sitzt auch im Ausschuss der Wirtschaftskammer, der sich mit Quoten im Radio für österreichische Musik beschäftigt und er ist ein klarer Verfechter der “Quote”. In Österreich, errechnete er, spielen “120 Bands österreichische Sprache” und damit Dialekt. Das Vordringen in die Radiostationen mit der Musik sei so gut wie unmöglich.

“Quote” fehlt

Dadurch fehle die Bekanntheit und viele Gruppen sind schwer vermittelbar zu Abendauftritten. Wenn dann ein Auftritt stattfindet, kommen schlechtenfalls 30 Zuhörer, die 10 Euro Eintritt zahlen. (Und das, obwohl manche Gruppen bis zu 15.000 Euro in die Produktion einer CD aus eigenem Geld stecken.) Manche Gruppen haben Zukunft, “Hauk” spielte schon vor 300 Zuhörern, “Remasuri” auf dem Donauinselfest. Das Donauinselfest kritisiert Christian Wagner dennoch, weil es den Musikern abverlangt, dass sie ohne Gage auftreten. Die meisten Gruppen von “Eiffelbaum Records” treten – im Normalfall – für 200 Euro pro Person auf (innerhalb Wiens; außerhalb plus rund 100 Euro Kilometergeld).

Sechs Gruppen bewirtschaften sechs Hütten in den Wiener Alpen musikalisch. (Foto: Flyer Rückseite, Archiv Oswald 1090)

Die Veranstaltungsreihe “Dialekt schmeckt – Am Berg” wurde vom “Kulturamt des Landes Niederösterreich” und von der “Volksbank” gefördert.

Postskriptum: Einer aus der Reihe der “Eiffelbaum”-Künstler, der bei der Alpenreihe “Dialekt schmeckt” auftritt, Sigi Inlejnda aus Weiz (Steiermark), schaffte dieser Tage das Kunststück, mit einem Video bei You Tube gesperrt zu werden – weil es angeblich gegen die Richtlinie “Verbot von Nacktheit” verstieß. Seinem Manager Christian Wagner schmeckt das gar nicht. Er schüttelt darüber den Kopf: Das Video sei weder pornografisch, noch sonst wie anstössig gewesen.

Der Song Titten aus Plastik von der neuen CD A schlechta Schmäh. (Screen: Eiffelbaum Records, Abruf 11. September 2011)

Sittlicher als die Taliban: Des 33-jährigen Langhaar-Dialektsängers Sigi Inlejnda (gesprochen: Inländer) Video darf auf You Tube nicht gezeigt werden. (Foto: Screen You Tube, Abruf 11. September 2011)

update: 18. September 2011

Die gute Nachricht: Das Video Titten aus Plastik ist wieder online! Die Meinungsfreiheit hat gesiegt! Noch bessere Nachricht: Es ist nicht pornografisch. (Foto: Webseite Sigi Inlejnda, Abruf: 18. September 2011)

Wie Sigi “Pornograf, nicht Graf” Inlejnda [sprich: Inländer] per Leserpost mitteilt, ist das Video wieder online. Allerdings auf seiner eigenen Webseite und diesmal nicht auf You Tube. Eine Fleischbeschau ergab: Keine Pornografie, weit entfernt davon! Es zeigen Lagy Gaga oder Britney Gspears mehr Haut auf You Tube-Videos als die steirische Nacktsschnecke Inlejnda!

Video ist hier anzusehen: http://www.sigipop.com

Mehr Gstanzln und Coupletts vom Projekt Sigi Inlejnda – durchaus in der Tradition Johann Nestroys im Lied “Häd I ned, war I ned” (2010):

Marcus J. Oswald (Ressort: Musik)


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Buchwurm nagt an drei Orten

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(Wien, im September 2011) Buchfreunde gehören zur aussterbenden Gattung. Die Frage, welche drei Bücher man – im Ernstfall oder verschollen – auf eine Insel mitnehmen wollte, erübrigt sich. Heute wären die sinnlosesten Dinge, die man auf einer Insel ohne Stromanschluss brauchen kann: Ein I-Phone, ein I-Pad, ein I-Pod. Es sei denn, man baut auf der Insel schnell ein Wasserturbinenkraftwerk für den Strom, den die wackeren Akkus alle drei Tage brauchen. Auf einer Robinson-Insel erlebt das Buch vielleicht eine Wiederauferstehung aus der Holzkiste. Der Nachteil: Nur selten kommt man auf eine einsame Insel. Die Inseln der Großstadt haben 20 Steckdosen für durchschnittlich 20 Elektrogeräte im Haushalt. Das macht das Buch muffig und abgestanden. Im Erscheinungsbild und Ranking in der Bedeutung der Alltagsgegenstände fällt es immer weiter zurück.

Trotzdem gibt es in Wien bald drei Buch-Märkte, die Bücher wieder in den Kreislauf zu neuen Besitzern bringen. In der Reihe der Zeitachse:

Die Bücherbörse ist seit zwei Jahren unter neuer Leitung. (Foto: Oswald)

Die Bücherbörse gibt es schon seit mehr als zwanzig Jahren. Vor zwei Jahren hörte der Gründer auf und gab die Veranstaltung ab. Neuer Veranstalter ist nun “Moses Records” in der Lerchenfelderstraße 33. “Moses Records” gibt es auch schon seit 28 Jahren. Man verkauft Platten und CDs in einer Straße, in der die Geschäfte kommen und gehen. In Wien gibt es nicht mehr viele Plattengeschäfte, die gebrauchte Schallplatten verkaufen: Eines in der Neustiftgasse (“Sing Sing” des Robert Reinisch) im 7. Wiener Bezirk, eines in der Otto Bauer Gasse (“Disc Point”). Vieles läuft heute über Ebay, wo man zerkratzte Tonträger bedenkenlos auch bekommt.

Bei “Moses Records” pflegt man seine Platten als wären es die eigenen, reinigt sie regelmäßig mit Politur. Das Angebot läuft für Vinyl-Scheiben von 2 bis 35 Euro pro Tonträger, manche wurden auch schon um 200 Euro gesehen! Mit Büchern ist man nicht so vertraut, aber als im Jahr 2010 die Möglichkeit bestand, dass man die Lizenz für die “Bücherbörse” übernehmen könnte, griff man zu. 2010 richtete das erste Mal “Moses Records” die “Bücherbörse” aus. Heuer geschieht es das zweite Mal. Mit Börsen hat man Erfahrung: Vier Mal im Jahr gibt es in Wien, nahe Gasometer in der Modecenterstraße, die “Vinyl-Börse”, die von “Moses Records” veranstaltet wird. Das System ist wie bei der “Bücherbörse”: Man kann Ware bringen und zum Ankauf anbieten oder Ware kaufen.

Eintritt bei der Bücherbörse am 25. September 2011 ist drei Euro. Ort ist die als Veranstaltungsort bewährte Berufsschule Längenfeldgasse im 12. Hieb. Öffnungszeit: 10 bis 16 Uhr.

Am 1. Oktober 2011 werden in der Wiener Zentralbücherei Bücher zu 1 Euro verkauft. Über die Methode, die hinter der Auslistung gewisser Titel steht, schwillt seit Jahren ein Streit zwischen Interessenverbänden der Autoren und den Büchereien. (Foto: Oswald)

Auch in den Wiener Büchereien nagt der Bücherwurm. Die schönste aller österreichischen Bibliotheken steht vielleicht in Bregenz, die neueste in Linz (“Wissensturm”), die wertvollste in Admont, die attraktivste in Melk, aber die basisdemokratischeste steht in Wien am Urban Loritz Platz. Diese Wiener Zentralbibliothek der Leihbibliotheken ist das Zentrum des Volkswissens: Man kann für 22 Euro Einschreibgebühr so gut wie alles kannibalisieren, was gut und teuer ist: Zwei Wochen lang kann man bis zu 25 Medien parallel ausleihen. Bücher sind gratis in der Entlehnzeit, Musik-CDs sind gratis. Videos, DVDs, Blue Rays kosten (für zwei Wochen) 1,50 Euro. Internetnutzung ist gratis. Das Wissensbabel ist groß, die Speicher voll.

Kritik an Auslistung von Autoren

Daher zog man sich die Kritik der Lobby-Organisation “IG Autoren” auf sich, da bekannt wurde, dass nicht alles Platz im Speicher hat und manchmal raus muss. Die IG Autoren unter Gerhard Ruiss vermutete, dass man österreichische Autoren, die “nicht gehen” gewaltsam vor die Tür setzt. Zu deutsch: Bücher, die über einen längeren Zeitraum nicht ausgeliehen und damit nachgefragt werden, werden “aussortiert”. Bei den Wiener Büchereien bestreitet man solche Vorgänge natürlich. Gleichzeitig bestätigt man, dass es Listen gibt, die die Entlehnhäufigkeit markieren. “Die Wiener Büchereien sind ein Unternehmen, das darauf schauen muss, dass etwas hereinkommt”, sagt ein Mitarbeiter, der nicht näher genannt werden will. Er bestätigt, dass in gewisser Weise Marktkriterien gelten. Wenn ein Buch – Hausnummer – drei Jahre nicht entliehen wird, was aus Listen hervorgeht, geschieht, dass es im Bestand von 20 Exemplaren in der Zentralbücherei und den Außenstellen auf zwei Bestandsexemplare zurückgenommen wird. Eine komplette Auslistung, etwa der österreichischen Literaten, wird dementiert. Man kann der Leitung der Wiener Büchereien und ihrem dokumentarischen und auch volksbildnerischen Hausverstand zumuten, dass Komplettauslistungen von wenig nachgefragten Autoren nicht erfolgt.

Bestpreis

Am 1. Oktober 2011 gibt es daher den großen Flohmarkt. Er findet von 17-21 Uhr statt. Verkauft werden im dritten Stock Bücher, aber auch CDs und DVDs. Eintritt ist frei. Die Preise bei den Büchern sind ein Euro. Es wird keineswegs nur Altes hinausgeworfen. Im Vorjahr konnte man ein Buch von Wolf Haas erstehen. Neupreis im Geschäft: 20 Euro. Neupreis am Büchereien-Flohmarkt: 1 Euro. Verkauft wird trotzdem nicht das gesamte Lager: Am Ende eines Flohmarktes in den Wiener Büchereien gehen gut 50 Kisten voller Bücher wieder in den Speicher zurück. Weil die Bücher entweder sehr abgegriffen sind oder das Thema heute nicht mehr zieht. Der Buchwurm nagt dann ein weiteres Jahr im Keller der Bibliothek.

Vor zwei Jahren gab es eine Kuriosität: Hier kam pünktlich zu Beginn des Flohmarktes ein Mann auf einen Mitarbeiter zu, was zur Schließung des Flohmarktes führte. Der Mann kaufte “in Pausch und Bogen” das gesamte Angebot. Grund: In Niederösterreich war eine neue Schule gebaut worden. Der Mann plante das Haus. Es gab auch eine Bibliothek. Was noch fehlte, waren die Bücher. Sämtliche Bücher des Wiener Büchereien-Flohmarktes vor zwei Jahren wanderten in diese Schule. Der Kaufpreis war sowohl für die Wiener Bücherei wie für den Mann ein gutes Geschäft.

Die Buch Wien 2011 findet unter der neuen Programmdirektion Günter Kaindlsdorfer im Messegelände Wien statt. (Foto: Logo Messe)

Von 7. bis 13. November 2011 findet dann die “Buchmesse Wien”, kurz Buch Wien statt. Sie erhielt vor Kurzem mit Günter Kaindlsdorfer aus Wels einen neuen Programmdirektor. Er soll die Buchmesse, die an Besucherdesinteresse leidet, neuen Aufschwung verleihen. Zuletzt kamen nur 28.000 Besucher zur Buchschau, die bisher im Wiener Rathaus stattfand und nun ins moderne Gelände der Messe Wien übersiedelt ist.

Marcus J. Osald (Ressort: Allgemeines, Bildung, Flohmarkt, Termindienst)


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Harri Stojkas Begegnung mit Gott und Teufel – Rampenlicht Theater

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Das Triebtheaterensembe setzt in Wien ein Stück zu den fünf Säulen des Lebens von Harri Stojka um. Regie: Jacky Surowitz. (Foto: Flyer)

(Wien, im September 2011) Wiener Kleinensembles ohne feste Bühne bespielen meist Orte, die zu erspielen sind. Karge Veranstaltungssäle, Zwischenräume, verfallene Räume. Das aktuelle Team rund um die Wiener Schauspielerin und Regisseurin Jacky Surowitz weiß davon zu berichten: Mit dem letzten Stück “Labyrinth” spielte man einmal einige Tage in einem Raum in der Nussdorferstraße, das keiner feuerpolizeilichen Beschau standgehalten hätte.

Mit dem aktuellen Stück verhält es sich anders: Es spielt in den sauberen Räumen des Charley Raab, der als Kenner der Kindertheaterszene gilt. Er hat auch einen Theaterraum in Verwaltung, der im 18. Wiener Bezirk in der Mitterberggasse 15 liegt. Der schlauchartige Saal ist mehr lang als breit. Darin wird von 16. September bis 20. September 2011 das Stück “Die Begegnung” aufgeführt. Es spielt die zusammengewürfelte Gruppe des “Triebtheaters”, die nun wieder eine neue Besetzung hat.

Das Stück stammt vom Gitarristen Harri Stojka, der es 2001 schrieb. Über Facebook suchte er dann dieses Jahr Regisseure, die es aufführen mögen. Über Ulli Bär, der davon auf Facebook las, lief die Info zum Stück über die Theke des Künstler-Lokals “Unsagbar” in der Wiener Kaiserstraße und von dort zu Gästen, die dort gern gesehen sind. Jacky Surowitz las das Stück schließlich und meinte, dass es Sinn hat, es zu inszenieren.

Dialog auf höchster Ebene

Die Entstehung, wie das Stück auf die Bühne kommt (Uraufführung), hat auch mit dem Inhalt zu tun: Es treffen sich zwei Personen in einem Wirtshaus: Gott und der Teufel. Sie wollen herausfinden, warum die Welt schief läuft. Behandelt werden die “5 Säulen des Lebens” (Regie), nämlich “Philosophie, Politik, Liebe, Gewalt und Realität.”

Die Frage nach Umsetzung und dem Spielraum stellte sich bald: Sponsoren gab es keine, Förderung der Stadt Wien auch nicht. Wie oft bei Veranstaltungen des Surowitz-Vereins “Wiener Kult” lebt der Künstler von der “Hand in den Mund”, also von den zahlenden Gästen am Aufführungsabend. Das ist hartes Brot. Die Triebtheater-Mitwirkenden müssen regelrecht getrieben sein vom Spiel und Tun und darin ihre alleinige Erfüllung sehen. Sonst gibt es keine Belohnung. Das Ensemble aus früheren Aufführungen an ähnlich schwierigen Locations (Reigen Backyard, Collegium Hungaricum) mit dem Surowitz-Passagen-Stück “Labyrinth” (später “Spurlos”), das sie immerhin sieben Jahre lang am Leben hielt, hat sich merklich runderneuert: Mitwirkende sind nun Jack Wulf (als “Gott”), der Christian Viszterczill ersetzte (plötzlich mit OP im Spital!), und Andreas Hajdusic (als “Teufel”). In weiteren Rollen agieren Jacky Surowitz, Erik Willerstorfer, Aida Loos, Richy Skala, Katharina Köller und Herbert Frey. Mit dabei auch wieder in einer Nebenrolle: Gerhard Helmi Eichberger als “Zuhälter”. Umbau-Musik machen Otto Hablit mit seiner “Vorstadtcombo” und Marty Pi von “Fezzntandler”.

Probe als Kraftakt mit Privatsponsoren

Die Proben liefen im Juli und August. Sie waren, laut Auskunft beim Leitungsteam “sehr langwierig und schwierig”. “Schon auf Grund der nicht vorhandenen finanziellen Mittel. Daher mussten wir uns auf die Suche nach Sponsoren machen, die uns anderweitig unterstützen.” Das Neubauer Pub-Lokal “apothekn” hat diesmal die Flyer gedruckt und bezahlt. Der Verein “gsundunterwegs” stellte die Programmhefte her. “Karin van vliet makeupstudio” stellt Schminktisch und Maske zur Verfügung. Anne Weinberger gibt Perücken. Die Kostüme und Requisiten stammen aus dem Privatfundus von Jacky und Harry Surowitz. Ton- und Lichttechnik wird Eigenregie. Echte Freunde fanden sich über Facebook, die anpacken wollen, um das Stück in ruhigen Bahnen über die Klippen des Abends zu tragen.

Kollektives Beteiligungssystem

Die Schauspieler beziehen ihre Gage nach sehr altem Muster: Abendkasse minus Saalmiete durch Prozentsatz. Erst die Arbeit, dann die Bezahlung. Nun kommt es darauf an, ob es sich ausgeht. Die Aufführungsdaten: 16. September bis 20. September 2011, 20 Uhr. Ort: Theater Rampenlicht, Mitterberggasse 15, 1180 Wien. 16 Euro Eintritt. (Im Web: Ensemble Triebtheater)

Marcus J. Oswald (Ressort: Allgemeines, Kultur, Termindienst)


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Ringstrasse am Donnerstag ohne Stinker – Aktion autofreiestadt

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Der 5. Rasen am Ring wäre beinahe polizeilich abgesagt worden. Nun wurde die Veranstaltungszeit verkürzt und der Ort verlegt: Nicht Burgring, sondern Opernring. (Foto: Flyer Rasen am Ring 2011)

(Wien, im September 2011) Vier Mal ging die Aktion “Rasen am Ring” über die historische Bühne Ringstraße Wien. Vier Mal war ein Verkehrsstadtrat von der SPÖ zuständig und vier Mal gab es keine Probleme mit den polizeilichen Genehmigungen nach dem Veranstaltungsgesetz (§ 2). Rudolf Schicker ist als Verkehrsstadtrat Geschichte. Seit einem Jahr haben die Grünen dieses wichtige Amt in Wien in Person der Vizebürgermeisterin Maria Vasilakou.

Außenstehende würden sagen: Kein Unterschied. Die Veranstalter vom Verein “IG Fahrrad”, die im Rahmen der “Wiener Mobilitätswoche” 2011 die Aktion “Rasen am Ring” zum fünften Mal ausrufen, staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, dass zwei Tage vor dem 22. September 2011 die Genehmigung von der Wiener Polizei nicht erteilt wurde.

Polizei: “Zu wos brauch ma den Schaß”

Merkwürdige Argumente wurden angeführt: Die Aktion dauere zu lange (11- 21 Uhr), sie blockiere den Hauptverkehr nach 18 Uhr zu stark, sie sei an der falschen Stelle (Parkring). Das vierte Argument wurde wahrscheinlich hinter verschlossenen Türen am Schottenring 1-3 auch laut ausgesprochen: “Zu wos brauch ma den Schaß.” Polizeichef Peter Mahrer wird dieser Satz zugeschrieben, denn er befehligt die Wiener Polizei. Er stammt aus dem Restbestand der in Implosion befindlichen ÖVP Wien.

Der “Schaß”: Die Aktion will mit einem breiten Nebenprogramm darauf hinweisen, dass Rasen am Ring nicht Rasen am Ring bedeutet. Der ausgerollte Kunstrasen hindert die Durchfahrt der Autos für einen Tag. Das wird die Stadt mit Sicherheit aushalten. Denn die “Slow Up-Bewegung” ist in vielen Regionen Europas aktiv. Vor allem in den Städten und Ballungszentren. Brüssel macht am 22. September 2011 Teile der Innenstadt, Rad-Metropole Kopenhagen eine Straße in der Dimension des Wiener Gürtels drei volle Tage dicht.

Demonstration gegen Stinker nur sechs Stunden

In Wien läuft die Aktion “autofreiestadt” nun auf sechs Stunden (13 bis 19 Uhr) eingeschränkt. Die Gründe der Kürzung von ursprünglich zehn Stunden (11 bis 21 Uhr) auf diese Zeit sind ein Kniefall vor dem letzten Aufbäumen der auf 13,99 % geschrumpften ÖVP, die kurz vor dem politischen Untergang in Detailfragen noch ein wenig mitreden und sticheln will.

Stromerzeugen durch Fahrradtreten wurde behördlich verboten. (Foto: Webseite autofreiestadt.at; Abruf 21. September 2011)

Im Angebot: Fahrrad-Check (wichtig im Herbst: Bremsbeläge, etc.), Unterricht im Freien für Kinder, Frei Tafeln (Essen) und viel geselliger Austausch mit Fahrradfreunden. Das wird geboten!

Marcus J. Oswald (Ressort: Radfahren, Termindienst)


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Rasen am Ring 2011

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Der große ideologische Kampf in Wien findet nicht zwischen Fußgänger und Radfahrer statt. Sondern die Schlacht wird zwischen den Interessensblöcken bewegter versus ruhender Verkehr geführt. Der Begriff ruhender Verkehr meint die parkenden Autos. Jeder Fahrradparkplatz nimmt einen Autoparkplatz weg und die Diskussion darüber ist von Automobilisten machmal sehr emotional. (Foto: Marcus J. Oswald)

(Wien, im September 2011) Ende gut, alles gut. Die Querelen im Vorfeld waren rasch vergessen. Die Demonstration für Fahrradverkehr konnte stattfinden. Das Wetter spielte am 22. September 2011 auf der Ringstraße keinen Streich. Nur zufriedene Gesichter beim “5. Rasen am Ring”. Unterschiedliche Personen und Gruppen zeigten ihre Anliegen.

Dabei am grünen Rasen zwischen Staatsoper und Babenbergerstraße nicht nur die üblichen Verdächtigen der Ökobewegung wie “Greenpeace” und “Global 2000″.

Argus und Radlobby IGF

Vor allem platzierten sich die beiden “großen” Radvereine, die es in Wien gibt. Der eine ist “Argus”, der andere die “Radlobby IGF”. Es ist anders als im Autosektor, wo sich der konservative und der progressive Flügel das Land paritätisch aufteilen (Öamtc, Arbö). Im Radfahrbereich gibt es einen progressiven und einen ultraprogressiven Flügel. Der Unterschied zwischen “Argus” (SPÖ nahe) und der “Radlobby” (Grün nahe) liegt in einem einfachen Satz: Die einen sagen (Argus): Wenn wir keinen guten Fahrradweg bekommen, nehmen wir einen. Die anderen sagen: Wenn wir keinen guten Fahrradweg bekommen, nehmen wir keinen.

Der Unterschied liegt in der Kompromissbereitschaft. “Argus” besteht seit 33 Jahren, die “Radlobby” seit fünf Jahren. Argus wird der SPÖ zugerechnet und formuliert vornehmer. Einer aus dem Vorstandsgremium, Andrzej Felczak, stammt aus Malmö. Das ist quasi die Nachbarstadt der europäischen Hauptstadt des Rads – Kopenhagen. Wien Extra befragt den Mann, was es mit Kopenhagen auf sich hat. Hiobsbotschaften wurden dieser Tage am Portal “orf.at” lanciert, wonach die Stadt durch zuviel Räder kollabiere. Stimmt nicht, sagt der gebürtige Däne Andrzej Felczak vom Argus-Verein. Kopenhagen hat einen Radanteil von 40%, soviel wie in keiner Stadt der Welt. Danach komme nur Münster und Amsterdam. Dass Meldungen wie “zu viel Räder in Kopenhagen” in die Medien kommen, sei Stimmungsmache von Automobilagenturen. Warum es überhaupt in Kopenhagen und anderen dänischen Städten so viel Radkultur gäbe, will das Journal wissen? Felczak erklärt es damit, dass in Österreich während des Zweiten Weltkriegs ein starker Einbruch der Fahrradkultur stattfand und Mobilität nur in Verbindung mit dem Auto gesehen wurde. In Dänemark gab es diesen Einschnitt nicht und so stieg auf konstant hohem Niveau die Teilnahme des Rades am Gesamtverkehr auf nunmehr 40% (Vergleiche Wien: 5%).

Zum Thema “Kennzeichnungspflicht” sagt er, dass der Verein (und auch die anderen Vereine) dagegen sind. Polizisten hätten jetzt schon Probleme ein Mopedkennzeichen zu erkennen, weil die Schrift klein ist. Vorbeugend, auch für Diebstahl, sei die Fahrradcodierung wirksam. Sie ist so stark im Rahmen eingefräst, dass man beim Abschleifen den Rahmen stark beschädigt. Teure Aluleichträder wären dann komplett zerstört. Die Fahrradcodierung samt Datenbank gehöre ausgebaut. Sie sollte auch für Versicherungsleistungen verpflichtend sein, da mit Fahrraddiebstahl viel Betrug geschieht.

Ein weiteres Großthema von “Argus” ist, die Radfahrer “auf die Straße” zu holen. Man will Fahrradstreifen auf der Straße, nicht separierende Fahrradwege neben Gehwegen. Zum einen sind die Fahrradwege oft durch PWKs verstellt, zum anderen sind die “Einrichtungsradwege” in Wien nicht bis zu 2,50 Meter breit wie in Kopenhagen (in jede Fahrbahnrichtung), manchmal enden sie in Wien auch plötzlich und letztlich ist die Sichtbarkeit des Radfahrers auf dem Radstreifen der Fahrbahn besser. Und gefährlicher, wie vorsichtige Radfahrer meinen, die abgesonderte Radwege bei den Fußgängern bevorzugen.

Andrzej Felczak stammt aus dem Mutterland des Fahrrads aus der Nähe von Kopenhagen. Er spricht für die älteste Fahrradinitiative Österreichs: Argus besteht seit 1979. (Foto: Oswald)

Der Verein, der am 30. September 2011 in Wien Generalversammlung hat, hat bei “Rasen am Ring” eine Wienkarte aufgestellt. Dort kann jeder einen roten oder grünen Knopf platzieren. Eine Frau markiert die gesamte “Neustiftgasse” mit einer Kette von Knöpfen in Rot. Sie ist der Meinung, dass diese Straße ganz radunfreundlich sei. Der Autor dieser Zeilen macht mit und pickt einen roten Knopf in die Triesterstraße auf Höhe Hartmuthgasse. Dort ist es tatsächlich eine Katastrophe mit dem Rad. Im 10. Bezirk auf dieser Höhe ist man als Radfahrer Staatsfeind. Drei Autospuren stadtauswärts. Aber als Radfahrer darf man den Gehsteig nutzen, will man nicht unter die Räder der LKWs geraten. Es ist der 10. Bezirk, in dem diese Balkan-Methoden und raue Ostblock-Gesinnung herrschen. Im doppelten Sinn: Leute vom Balkan erachten das Rad als kein taugliches Statussymbol, sondern als Zeichen der Armut. Im 10. Bezirk (wie auch im 16. Bezirk) ist überhaupt keine Fahrradkultur ausgeprägt, was mit tausenden Bewohnern aus Ex-Jugoslawien und der Türkei zu tun hat, die lieber bei jedem Herzziehen nach dem tausendsten Packerl Marlboro ins AKH zum Herzdoktor gehen als Rad zu fahren und Gesundheitsbewusstsein zu leben.

Auf jeden Fall: “Argus” weiß um die bezirksspezifischen Probleme und gibt einen “Argus Stadtplan” (Kosten: 8 Euro 80) heraus, der alle Neuerungen zu den Fahrradwegen bereit hält.

Besucher von Rasen am Ring klebten am Stadtplan rote und grüne Punkte auf. Grün steht für gute Bedingungen für Radfahrer, rote Punkte für miese. Der Argus-Sprecher begutachtet den Plan. (Foto: Oswald)

Befragt was die nächsten Wien-Pläne sind, gibt er sich konkret: Ausbau der Fahrradwege. Wobei “Argus” das Konzept verfolgt, bestehende Bezirke aufzumöbeln und zu Glanz zu verhelfen, ehe man an die Entwicklung der Steppe geht. Die “guten Bezirke” sind für Argus die 2,3,7,8,9 und 21. Argus verfolgt das Konzept, dass man hier Radwege so baut, dass sie am Ende zur Bezirksgrenze stoppen. Der wenig entwickelte Bezirk kann dann nicht anders als einer Verlängerung zuzustimmen. Ein heikler Fleck ist der 19. Bezirk, wo ein 72-jähriger Langzeitbezirkschef (Adolf Tiller) “sehr gegen” den Radverkehr eingestellt ist. Er verteidigt den ruhenden Verkehr (Parkplätze) und weigert sich seit Jahren gegen jede Neuerung. Solche Bezirke können nur durch den Ausbau des angrenzenden Bezirks in die Pflicht genommen werden. Das ist die Methode wie beim Bau der Schnellstraße, die an der Bundeslandgrenze ein totes Ende hat, weil das Nachbarbundesland nicht finanzieren will. Danach muss sie.

Die Rasenmatten waren ausgelegt und luden zwischen 13 und 19 Uhr zum Picknicken auf der Ringstraße direkt vor dem Hotel Le Meridien und dem Goethe-Denkmal ein. Die Demonstranten für CO2-Abbau und Eigenregie im Individualverkehr waren zufrieden. (Foto: Oswald)

Das Doppelsitzerfahrrad war sehr beliebt. (Foto: Oswald)

Beim Parallelrad ist wichtig, dass man Gleichschritt findet und Balance hält. (Foto: Oswald)

Vergleichbar ist das Parallelrad mit dem Spaziergang. Geübte Paare gehen auch im Stadtbild nebeneinander im gleichen Schritt. Ungeübte gehen hintereinander - mit Ausnahme der türkischen Ethnie, bei der im Wiener Stadtbild auffällt, dass Mann und Frau aus Übung hintereinander gehen. (Foto: Oswald)

Das Parallel-Tandem. (Foto: Oswald)

Gekonnt ist eben gekonnt. Rasen am Ring 2011. (Foto: Oswald)

Das “Lastenrad Kollektiv” besteht seit ein paar Jahren, festen Vereinssitz hat man nicht. Es ist eine Runde aus Fahrradenthusiasten, die sieben Lastenräder gekauft haben. Die Gelder stammen aus Spenden. Man vermietet nun die Lastenräder an Leute, die zum Beispiel übersiedeln wollen. “Wir haben schon ganze Wohnungen geräumt.” Das läuft so: Eine Partie Helfer meldet sich beim “Kollektiv” per Email. Gegen eine Kaution von 100 Euro pro Rad bekommt man, wenn man will, alle sieben Räder für eine “kleine Spende” einen Tag lang. Wie hoch ist die “kleine Spende” pro Rad? “Die Leute geben fünf bis 20 Euro”, so der Kollektivsprecher. Der Vorteil des Lastenrades? “Man hat plötzlich viele helfende Hände bei einer Übersiedelung.” Sind bei einem PKW meist nur zwei Helfer dabei, sind das sechs Hände. Wenn eine Übersiedelung mit sieben Rädern stattfindet sind das “14 helfende Hände”. Das sei – neben der CO2-Reduktion – auch ein zugkräftiges Argument für das Lastenrad. Das Lastenrad gibt es mit Aufleger und welche mit Anhänger. Mit den stärksten kann man 250 Kilo transportieren. Auf jenen mit Anhängern eine ganze Waschmaschine.

Das Lastenrad: Der Verein Lastenrad-Kollektiv verleiht sieben Stück davon für Übersiedelungen gegen eine Spende. Es wurde damit schon ganze Wohnungen geräumt. Es transportiert bis zu 250 Kilo, also auch Waschmaschinen. Im Bildhintergrund (rechts mit Kamera) Wolfgang Weber vom bissigen Nachrichtenkanal wientv.org. (Foto: Oswald)

Bei “Rasen am Ring 2011″ stellt der Lastenrad-Kollektiv-Sprecher aber eine andere Novität vor: Das Musikrad. Durch Treten in die Pedale wird Strom erzeugt, der eine Musikanlage in Schwung bringt, aus der eine gewisse Abfolge von Harmonien und Tönen herauskommt. Er erfand das System vor einem Jahr und will es weiter entwickeln. Die Konstruktion ist vor allem am Abend praktisch. Als sich nach 19 Uhr die Leute in den Schillerpark zurückziehen und auf der Wiese Platz nehmen, stellt sich der Mann mit dem Musikrad dazu und tritt in die Pedale. Damit hat die Wiese Musik und ist zufrieden.

Der Sprecher des Lastenrad Kollektiv stellt das Musikrad vor, mit dem durch Treten Strom und Musik erzeugt werden kann. (Foto: Oswald)

Musik in den Ohren ist dem WUK-Blaumann ein funktionierendes Rad. Er hat schon alles erlebt. Abgerissene Kurbel, klappernde Kotflügel, abgewetzte Bremsbacken. Zu seinem Stand kommen die Leute so: “Ich habe da eine Frage, können Sie helfen. Mir fehlt nur ein kleines Schrauberl?”

Der Fahrradtechniker des WUK begutachtet das Rad einer Frau, das Probleme macht. (Foto: Oswald)

Der langjährige Mechaniker des WUK kennt diese Ausreden nur zu gut. Er ist wie ein Arzt, der einem Kettenraucher zu bester Gesundheit verhelfen soll. Der WUK-Mann hat dann seinen Standardsatz zum Einstieg – FÜR JEDEN: “Wenn Sie acht Jahre nicht zum Arzt gehen, glauben Sie, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist?” Nur einer traut sich zu erwidern: “Ich gehe nie zum Arzt!” “Wie machen Sie das?”, so der Mechaniker.

Rad muss laufen

Er nimmt sich die Räder vor. Das “fehlende Schrauberl” entpuppt sich oft nur als Teil der ganzen Wahrheit. Ein Mann kommt mit seinem alten Rad: “Ich kann nur mehr einen Gang schalten.” Der WUK-Mann stellt fest, wieso: “Ihr Schaltseil ist lädiert, des ist gaunz auszaart. Des müssns austauschen. Dann können Sie wieder schalten.” “Wo bekomme ich das?” “Überall, kostet 3 Euro 90.” Viele kommen mir ihrem Rad. Bei größeren Schäden (eine hat eine abgerissene Kurbel, fährt aber dennoch) empfiehlt er ein Vorbeikommen in der Fahrradwerkstätte im WUK. “Montag bis Freitag, 15 bus 19 Uhr”. Er ist immer dort. Heute hat er das “große Werkzeug” nicht mit.

Gut besucht: Fahrradwerkstätte des WUK.

WUK-Radtechniker: Wenn Sie acht Jahre nicht zum Arzt gehen, glauben Sie, dass Sie noch ganz gesund sind? (Foto: Oswald)

Im WUK werden alte Teile gefräst, Bohrungen gemacht, Ersatzteile aufgeschraubt. Auch Mäntel gibt es in Hülle und Fülle. Unkostenbeitrag: 3 Euro den ganzen Nachmittag. Benutzung des Werkzeugs inklusive. Hilfe zur Selbsthilfe im besten Sinn: “Zangeln mußt du schon selbst!” heißt es auf der Webseite. Es ist ein Schnäppchen: Wer weiß, dass ein “großes Fahrradservice” bei “Sport 2000″ 70 Euro kostet, eines bei “Sport Experts” ebenso unter 60 Euro nicht zu haben ist, kann das in Anspruch nehmen. Spezielle Ersatzteile sind aber mitzubringen, da der Vorrat begrenzt ist.

Umschlagsplatz des Wissens

Man kann dort auch gebrauchte Räder erstehen (Fahrrad WUK kauft an – nur gegen Provenienznachweis, kein Diebsgut!). Kürzlich kam ein Mann, der ein Rad der Marke “TREK” anbot, das 6.000 Euro kostet und 800 Euro dafür verlangte. Als das WUK einen Herkunftsnachweis wollte, verschwand der Mann mit dem Rad in der Minute.

Die Radkultur Wiens lebt. Sie ist vielfältig und bunt.

Radfahren ist von Kindesbeinen eine Sache der Übung. (Foto: Oswald)

Diese Frau hat den Dreh heraussen: Hochrad mit Rückwärtstreten. Die Pedale drehen nach hinten. Das obere Rad dreht das untere Rad nach vorne. Eine Konstruktion der WUK-Fahrradwerkstätte. Man sieht: It works! (Foto: Oswald)

Auch dieser Mann hat die Balance im Griff. (Foto: Oswald)

Stadlauer Kirtag

“Rasen am Ring” in fünfter Auflage ist Geschichte. Heute beginnt der größte Kirtag Wiens: Der Stadlauer Kirtag (Freitag 23. September 2011 bis Sonntag 25. September 2011). Die Stadlau gilt radtechnisch als entwickelt und interessant. Auf in die Stadlau!

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Alle Links gesammelt:
Fahrradreparatur WUK
Argus
Argus-Shop

Radlobby IGF
Wien TV.org (des Wolfgang Weber)
Plattform autofreie Stadt (Rasen am Ring)
Lastenrad Kollektiv
Fahrradcodierung
Fall eines Fahrraddiebstahles (Ein “Gery Fisher 29er”, Tatzeit: 13. September 2011 in Wien)
Stadlauer Kirtag
Friday Night Skating
TREK Madone 6 series – Das wohl beste Rad der Welt (zu haben ab 4.000 Euro)
CANNONDALE – Das Triatlonrad (zu haben ab 2.000 Euro)
SCOTT – mittlerweile in Fribourg (zu haben ab 3.200 Euro)
FOCUS Cayo 4.0 (vergleichsweise preiswert zu haben: ab 1.200 Euro)

Marcus J. Oswald (Ressort: Bezirksgeschehen, 1. Bezirk, Radfahren)


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Wolfgang Webers Wien TV.org – 27. September 2011

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(Wien, im September 2011) Wolfgang Weber betreibt seinen kleinen TV-Sender so ziemlich im Alleinregie. Daher kurbelt dieses Journal eine Weile seine Seherzahlen etwas an. Die Sendung erscheint seit Langem wöchentlich.

Seine vier Themen vom 27. September 2011 sind:

  • Skandal: Polizei untersagt Rasen am Ring und kommt spät zur Besinnung
  • Jugendzentrum Sale mit Zirkus Giovanni auf Welttournee
  • Rassismusfreie Zone Leopoldstadt
  • Terrorgesetze gegen Zivilgesellschaft. ÖVP und SPÖ terrorisieren die Wutbürger
  • Zum Thema vertiefend: Interviews mit Albert Steinhauser und Stefan zur geplanten Gesetzesnovelle

Link zur Sendung: http://youtu.be/XZak-EBKvVs

Marcus J. Oswald (Ressort: Video ergo sum)


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Samsung und Sotschi

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(Wien, im Februar 2014) Heute beginnen die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi, Russland. Als Flachländer und Großstädter wünscht man der Mannschaft aus Österreich große Erfolge. Hermann Maier hatte sie und das ist sein aktueller Samsung-Spot zum Thema Österreich als Sportnation. Mit Making Of und Alternativspot.


Making Of:

Alternativspot:

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Und es geht los:

ORF TV-Thek – 7. Februar 2014: Teil 1 mit sehr guter Sportdokumentation des ORF über vormalige Olympiasieger (1 h 54′) [ORF-TV-Thek aus Sotschi offenbar nicht 7 Tage online; Doku derzeit offline]

ORF TV-Thek – 8. Februar 2014: Biathlet Dominik Landertinger aus Braunau holt Silber. Treffsicher im Schießen (10/10) und bärenstark im 10 Kilometer Laufen. (Der Stiefvater des Wien EXTRA-Herausgebers, Ernst Leutgöb-Oswald, hat ihn vor Jahren in seiner Juniorenzeit als Physiotherpeut betreut und freut sich ganz besonders riesig. Gratulation aus Wels! Der Stiefvater rechnet den anderen Biathleten und den Langläufern weitere große Chancen aus!) Bericht zu Landertinger im ORF-Sport-Studio (15’16”) – bereits offline.

ORF-TV Thek – 9. Februar 2014: Matthias Mayer holt Gold in der Herren-Abfahrt. (Es war schon beim TV-Interview am Vortag zu spüren, dass Mayer anders, intuitiver, abwartender über Sport, Leistung und Möglichkeiten redet als seine Kollegen. Er hat Potenzial für großen Sporterfolg.)
Die Fahrt (3’29”) – bereits offline.
Die Siegerehrung in Sotschi (7’28”) – bereits offline.

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Im übrigen: Im Vorfeld gab es ein anonymes Schreiben an den ÖOC, dass Kidnapping angekündigt wird, eine Art Neuauflage von München 1972. Das würde beim “Team Austria” vermutlich auf wenig Wirkung stoßen: Denn knapp 10% der 130 österreichischen Sportler in Sotschi sind Polizisten. Außerdem ist noch etwas anders als in früheren Zeiten: Die Kommunikation. So erhielten etwa die österreichischen Sportler zum Start nicht nur ein 5.500-Euro-Wäschepaket, sondern auch ein Samsung Galaxy Note 3 mit russischer SIM-Karte und eingespeicherten Kontaktdaten, die ein Intranet bilden sollen. Natürlich kann man auch Leute mit gefahrentechnischem Know How und Handynetzwerk in einem olympischen Dorf entführen. Aber so einfach wie 1972 in München, wo es nur Viertel-Festnetzanschluss gab (wenn überhaupt) und Adidas-Trainingsanzüge, wäre es 2014 nicht.

Marcus J. Oswald (Ressort: Sport)


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Jugendliche und Haft war nie eine Lösung

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(Wien, im Februar 2014) Am Wiener Landesgericht beschäftigt die Justiz die Frage, ob ein Nicht-Strafmündiger am Fließband stehlen darf und ob er eingesperrt werden kann oder nicht. Dazu zwei einfache Antworten von Wien EXTRA: Nein, er darf nicht am Fließband stehlen und, nein, er darf nicht eingesperrt werden.

Der Bub, mutmaßlich 12 Jahre alt, mutmaßlich Teil einer bosnischem Roma-Bande, die quer durch Europa zieht, wurde bereits in Belgien an Hand von Fingerabdrucken überführt. Das Kleptomanennetzwerk setzte ihn vermutlich als wendigen, schlanken, unauffälligen 1,55 Meter großen Trickdieb ein. Er konnte nicht Nein sagen, weil in Osteuropa-Clans, die durch Europa fahren, ein Nein eben nicht möglich ist. Das hat weniger mit “krimineller Mafia-Organisation” zu tun, das ist nur der polizeiliche Überbegriff, sondern mit “familiärem Clan-Denken” südosteuropäischer Großfamilien mit Opas, Omas, Papas, Mamas, Onkeln, Tanten, Neffen, Nichten. Wie soll ein 12-Jähriger in solchen vormodernen, patrilinearen Mittelalter-Strukturen der “Gemeinschaftskassa” ausbrechen und sagen: Ich stehle nicht! Ich gehe auf die Uni! Wenn alle stehlen, was nicht niet- und nagelfest ist?

Der Bub saß nun 16 Tage in der JA Josefstadt in Haft. Der Prozess gegen ihn wurde im Hauptverfahren abgebrochen, weil der Richter entgegen der Annahme des Anklägers das Alter des Trickdiebs nicht auf 14, sondern auf 12 Jahre einstufte. Der Bub wurde dann in eine soziale Betreuungstelle verbracht und ist dort, was Wunder: Seit gestern abgängig. Gegenüber der “Presse” wird der Leiter der Kinderwohlfahrtsstelle “Drehscheibe” Norbert Ceipek so zitiert: “Er war nur vier Minuten bei uns, hat uns den Stinkefinger gezeigt und ist abgehauen.” (jpg, 614 kb)

Drehscheibe

Er ist also weg. Der Staatsanwalt hat damit seinen Angeklagten nicht nur im Prozess, sondern komplett verloren. Anzunehmen, dass der Bub bei seiner Verwandtschaft untergetaucht ist und dort geschützt wird. Das Ganze ist eine ungelöste Geschichte.

Denn der Bub wird weiter im Auftrag von Erwachsenen stehlen. Er wird mit kleinen Gegenständen weitertun, Trickdiebstahl von Geldbörsen, Uhren, Handtaschen. Zwanzig solche Diebstähle finden täglich in U-Bahnen und auf öffentlichen Plätzen Wiens statt. Wird er älter, darf er bei den Großen mitmachen und man wird ihn zu Einbrüchen vorschicken, weil er als Jugendlicher und später “Junger Erwachsener” nach Jugendgerichtgesetz (JGG) kleine Strafen zu erwarten hat. So wird er immer mehr verheizt und seine Biografie von verantwortungslosen “Eltern” zerstört. Wenn er 20 ist, hat er zehn Jahre nur gestohlen und hat vermutlich zehn Vorstrafen.

Norbert Ceipek von der “Drehscheibe” hat mit einem weiteren Zitat in der “Presse” Recht: “Der Junge ist sicher ein Opfer von Menschenhandel, und zu den Verbrechen wurde er gezwungen. Ich wünsche ihm kein Gefängnis. Aber wenn niemand die Hintergründe aufklärt, dann muss er weitermachen.”

Reminiszenz – 1904

Er saß nun 16 Tage in Haft in der “Jugendabteilung” der JA Josefstadt im Trakt E. Das verführt den Autor dieser Zeilen zu einer spontanen Reminiszenz.

Heute vor 100 Jahren, 1904, wurde der Jugendtrakt in der JA Wien-Josefstadt eröffnet. Im damaligen Trakt B befand sich die “Abteilung für Jugendliche”. 1922 ging man vom integrierten Modell wieder ab und eröffnete das Jugendgefängnis in der Rüdengasse. Alle straffälligen Wiener Jugendlichen kamen in den 3. Bezirk in das Jugendgerichtsgefängnis.

Heute vor elf Jahren, 2003, löste der damalige Justizminister Dieter Böhmdorfer den Jugendgerichtshof wieder auf. Wieder wurde in der JA Josefstadt eine “Jugendabteilung” eröffnet. 2014 spricht man neuerlich davon, den Jugendgerichtshof Rüdengasse, der seit elf Jahren leer steht, wiederzueröffnen und die “Jugendabteilung” in der JA Josefstadt zu schließen. Außerdem geht man zu Überlegungen, überhaupt keine Jugendlichen zwischen 14 und 18 in Haftgewahr zu nehmen, sondern Einrichtungen zu schaffen, die nicht wie ein Gefängnis aussehen. Die Diskussion darüber ist mehr als hundert Jahre alt.

Bereits zur Jahrhundertwende schrieb die “Allgemeine Österreichische Gerichts-Zeitung“ in einem Artikel zu “Gefängnisreformfragen” am 12. Juli 1902: “Niemand glaubt ernstlich daran, dass die eigentlichen Zuchthäusler durch die Strafe gebessert werden können.”

Hedwig Thoman – 56 Jahre in Haft

1901 saß in der JA Josefstadt eine andere Taschendiebin das erste Mal in Haft. Die in Krakau geborene Hedwig Thoman war gerade 16 Jahre alt. Sie saß das erste Mal in Haft. Drei Tage. Jugendabteilung gab es noch keine, diese wurde erst 1904 eröffnet. Sie kam um drei Jahre zu früh und blieb drei Tage zu lang. Die kriminelle Ansteckung durch die frühe Haft und durch die kleptomanische Herkunftsfamilie war erfolgt.

Hedwig Thoman war zu ihrer ersten Haft minderjährig. Als sie 90-jährig in Wien starb, es muss um 1975 gewesen sein, hatte sie 56 Jahre in Haft gesessen und 27 Vorstrafen wegen Taschendiebstahls angehäuft.

Zum Thema bei Interesse ein Artikel des Herausgebers zu Hedwig Thoman aus der Zeitschrift “Der Kriminalbeamte” (2004). (pdf, 82 kb)

Taschendiebin Thoman ist Beleg dafür, dass Haft bei Jugendlichen unwirksam ist, vor allem, wenn das asoziale Herkunftsumfeld darauf ausgelegt ist, andere zu bestehlen.

Schubhaft, nicht Haft

Taschendiebstahl von Clans kann nur bekämpft werden, in dem man sofortige Abschiebungen dieser Leute durchführt, weil es in diesen Kreisen ein gewerbsmäßiges Delikt ist, in dem frühkindliche Prägung und spätere Professionalisierung zu einem Dauerdelikt führen, das unsanierbar ist.

Jugendliche und Haft war nie eine Lösung. Das ist seit hundert Jahren so. Im Fall von Menschenhandel und organisertem Taschendiebstahl ist die Schubhaft die einzige Lösung. So hart es klingt. Der gut gemeinte Satz “Bleiberecht für Alle” gilt dann nicht. Wobei auch hier der rechtliche Haken ist, dass Minderjährige schwer abzuschieben sind.

Marcus J. Oswald (Ressort: Justiz)


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Krankheit und Ausfall

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(Wien, im Februar 2014) Wegen Erkrankung und anderer Dinge fallen eine Reihe von Beiträge derzeit ins Wasser. Der Herausgeber von Wien EXTRA ist derzeit ein Totalausfall und eine harte Nuss für seinen Coach! Man muss abwarten. Daher etwas Musik. Die 10-Stunden-Version von “Klangkarussell”.

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Mehr zu Klangkarussell aus Salzburg: via Wiki
Amadeus Music Award – and the winner is: Song des Jahres 2013

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Und, da derzeit etwas Zeit ist, gefallen dem Herausgeber im Moment sehr die Videos von Alexander Lehmann, Videodesigner und Grafiker.

Sein Channel auf You Tube (14.375 Abonnenten) gehört zum Besten, was es gibt. Direkteinbettungen auf Einzelfilme sind nicht möglich, aber Verlinkungen:

Thema Netzneutralität und Zwei-Klassen-Internet in Deutschland – Zu seinem Video (336.858 Aufrufe, Status 15. Februar 2014)

Thema Lobbyismus und Politik – Zu seinem Video (161.726 Aufrufe, Status 15. Februar 2014)

Thema Atomausstieg und Deutschland – Zu seinem Video (90.360 Aufrufe, Status 15. Februar 2014)

Thema Einwanderung und Afrika (directors cut) – Zu seinem Video (270.007 Aufrufe, Status 15. Februar 2014)

Thema Sakrophagisierung der Waffenfirma “Heckler und Koch” – Zu seinem Video (9.262 Aufrufe, Status 15. Februar 2014)

Thema 270 deutsche Panzerexporte “Leopard II” des Familienunternehmens Krauss-Maffei Wegmann (KMW) nach Saudi Arabien (Video im Zusammenarbeit mit dem “Zentrum für politische Schönheit” und der Aktion “25.000 Euro Belohnung” angefertigt) – Zu seinem Video (48.290 Aufrufe, Status 15. Februar 2014)

Seine Webpräsenz: Alexander Lehmann.net

Marcus J. Oswald (Ressort: Intern, Medienschau)


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Herr Fischbacher und Frau Lohninger mit neuem Gesang

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(Wien, im Februar 2014) Die beiden “austria-american” Musiker in New York sind fleißig: Walter Fischbacher, geboren in Vöcklabruck, Bruder des vormaligen Theaterdirektors der Salzburger Elisabethbühne Arno Fischbacher (heute: Head von stimme.at), nach achtjährigen Studien in Wien (1986-1994) an der Hochschule für Musik und am Konservatorium (Klassisches Klavier und Jazzkomposition) seit zwanzig Jahren New York-Exilant und Musikstudio-Owner, verheiratet mit der Österreicherin Elisabeth Lohninger, und so weiter. Beide sind ein kongeniales Team und an der US-Ostküste hochaktiv.

Wie nun zu sehen, spielte man neue Videos auf You Tube ein. Es sind aktuelle Live-Aufnahmen aus dem eigenen Lofish-Studio (Lohninger-Fischbacher). Bildtechnisch nun besser, tontechnisch ohnehin immer perfekt. Was will man einem Notenperfektionisten wie Walter Fischbacher über Tontechnik erzählen? Er weiß alles.

Dieses Video stammt aus August 2013. Musikalische Besetzung ist eine Altbesetzung von früher. Am Bass Evan Gregor, am Schlagzeug Jordan Perlson, am Klavier Walter himself. Die Einspielung der Eigenkomposition “Birthday Girl”.

Persönlicher Favorit ist diese Eigenkomposition: “Such is this Love”.

Neuere Einspielungen aus Jänner und Februar 2014 gibt es auch. Sie erfolgten in der seit Jahren fixen Besetzung des Fischbacher-Trios mit dem immer gutgelaunten Deutschen Ulf Stricker am Schlagzeug und dem hochkonzentrierten Serben Goran Vujic am Bass. Am Flügel der Meister der weißen und schwarzen Tasten, Walter Fischbacher.

Mit diesem Team reist Walter bis nach Mexiko und quer durch Europa (zuletzt 36 Auftritte in Tschechien, Deutschland und Österreich), um zu musizieren. Man spielt seit gut drei Jahren fix zusammen, ist, wie man sagt, gut eingespielt.

Fischbacher und Lohninger in New York, das ist: Eine runde Sache. Er stellt die Band zusammen. Sie singt. Es ist ein Leben für die Musik in vielen Bereichen, Grenzen öffnend, fleißig und präzise. Immer wieder schön zu sehen. Man braucht einen guten Kopfhörer dazu. Empfohlen wird erneut dieser (Ex-29), den der Herausgeber zirka fünf Stunden pro Tag am Ohr hat. Um den Krach der Umgebung nicht zu hören. Das Wesentliche schon.

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From New York to Vienna:
www.lohninger.net (Elisabeth Lohninger, Gesang)
www.phishbacher.com (Walter Fischbacher, Piano + Band)
www.lofish.com (Studio)

So sieht ein Live-Auftritt ohne Gesang in Deutschland aus, Düsseldorf, 19. Oktober 2013 – Instrumentale Coverversion George Harrison “While my Guitar gently weeps” aus dem “Weißen Album” der Beatles:

So klingt es im Interview mit dem Kölner “Jazzrock TV”, November 2012:

Marcus J. Oswald (Ressort: Musik)


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Georg M. Biron auf Facebook unsicher, aber mit neuem Buch

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Das Cover ist 3 D. Drei übereinander gelagerte Bilder ergeben einen Nah-Fern-Effekt. (Quelle: Brandneuer Buchumschlag Georg Biron)

Das Cover ist 3 D. Drei übereinander gelagerte Bilder ergeben einen Nah-Fern-Effekt. (Quelle: Brandneuer Buchumschlag Georg Biron)

(Wien, im Februar 2014) An dieser Stelle muss ein kurzer Hinweis erfolgen. Es geht um eine Buchpräsensation. Ja, die Bücher. Keiner liest mehr und es interessiert auch keinen wirklich. Aber, es geschieht. Leute schreiben sich Bücher von der Seele. Dicke Wälzer in den USA, dünnere in deutschsprachigen Ländern, entlarvende in England (wegen des Medienrechts), geistreiche in Frankreich, pfiffige in Italien. Ob in Spanien, Portugal, Holland und Belgien Bücher noch eine Rolle spielen, entzieht sich der Kenntnis (man kann nicht alles wissen). Ob in osteuropäischen Ländern, speziell in südosteuropäischen Armenhäusern Bücher gelesen werden, bleibt abzuwarten, wenn wir diese Länder in der EU begrüßen dürfen.

In der Türkei spielt das gedruckte und publizierte Wort eine Rolle. Der Regierungschef ließ zur Festigung seiner weitsichtigen Politik soeben ein paar Provinzdemonstranten verhaften, die ihn auf Facebook – frei zitiert – einen Knecht des Kapitals schimpften. Ein Demonstrant soll zwei Jahre Haft dafür geschnupft haben. Der Herr Erdogan, der mit seinem Großreich in die EU will, prüft derzeit ein Gesetz, das das schlichte Gegenteil der hiesigen Vorratsdatenspeicherung ist, die Daten sechs Monate sichert: Er will Webseiten mit staatskritischem Ton gleich löschen.

Freiheit und Verantwortung

Das führt nun alles weit vom eigentlichen Thema einer kleinen Veranstaltungsnotiz weg. Es geht bei dem Thema, ob Lesen und Schreiben bildet, seine Grundkenntnis sozial hilft und das Erzeugen freier Gedanken, lauter Kritik, leiser Polemik, Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (nun ist der Blocksatz untergebracht!) im Lebensraum Staat erlaubt sind oder nicht, um die Grundfrage, wie frei man zueinander ist. Die Macht des Wortes ist heutzutage zwar inflationär verwässert, weil hunderttausende ihren Senf zu Allem dazu geben. Dennoch ist es noch immer so, dass sich unter jenen, die sich mit Denken und Schreiben, Verbreiten und Veröffentlichen beschäftigen, eine Spitze herausbildet und an der Spitze hält.

Man kann es vereinfachen: Wohl wird inflationär auf Sozialen Netzwerken täglich unsagbarer Blödsinn in Umlauf gebracht, aber es gibt eine Spitze unter Schreibenden, die den Blödsinn satirisch auf die Messerspitze treiben und damit Lesenswertes schaffen.

Georg Biron ist, was Reinhard Tramontana selig in besten Zeiten, Mitte der 80-er Jahre einmal war. Beide waren nicht für ihre Sachlichkeit und Recherche bekannt. Im Gegenteil. Fakten braucht man dann nicht, wenn sie Sprachkunst im Weg sind. Beide hatten eine Nähe zum literarischen Kabarett. Tramontana schrieb seine Kolumne “Seid im Bild” im “Profil” wie es Karl Kraus, Alfred Polgar und Werner Schneyder gemeinsam nicht besser gekonnt hätten. Er war ein Ausnahmetalent. Zeitkritik, Verhaltensanalyse, Mentalitätsstudien und Belehrung kamen im scharfen Einsatz zur Sprache. Tramontana komponierte Sätze, die stabil waren. Hätte man einen Beistrich weggenommen, würde der Sinn ein anderer. Tramontana hatte aber ein Problem: Er trank zu viel.

Biron trinkt nicht. Er schreibt in seinen Kolumnen in der Fachzeitschrift “Media Biz” oder früher im “Wiener” süffige Satiren. Er nimmt die deutsche Sprache zur Abschussrampe für satirische Kritik. Fakten interessieren ihn weniger, weil sie variablem Sprachgebrauch im Weg stehen. “Ironie ist die Maske der Weisheit”, sagte Friedrich Dürrenmatt. Nachteil solcher Methodik ist, dass man manchmal oberflächlich scherzt. Biron macht gern mit, wenn es eine Hetz ist.

Twitter und Facebook

So beteiligte er sich kürzlich an der grassierenden Twitter-Seuche. Twitter ist das Medium der Sitzpinkler, die auf der Toilette mit uringetränkten Händen zum Handy greifen. Eine Minute wird herumgetippst und Beliebiges weitergeleitet. Dann fährt die Scheiße in den Kanal. Ob Biron Sitz- oder Stehpinkler ist, entzieht sich Urologenkenntnis. Er macht in den “Netzwerken” mit, und leitete ein Bild auf Facebook weiter. Es ging um einen Schispringer.

Das Bild bekam er von einem anderen, der auch einen Presseausweis vom Innenministerium jährlich abgestempelt bekommt: Eberhard Forcher. Der wärmte den Unfug auf, fand ihn gut, Biron noch besser. Er pinnte es sofort auf seine Facebook-Seite.

Wenn Leute Druck auf der Blase haben und am WC  sitzen, entsteht im Internet sogenannte virale Kommunikation. (Foto: Facebook, 16. Februar 2014)

Wenn Leute Druck auf der Blase haben und am WC sitzen, entsteht im Internet sogenannte virale Kommunikation. (Foto: Facebook, 16. Februar 2014)

Das einzige, was Georg Biron in Geberlaune zur Bemerkung Forchers – “Den habe ich offenbar wohl versäumt” – einfällt, ist die launige Bemerkung: “Wie bitte???” Das wars. Irgendwie ist das schwach.

Wie das ganze Facebook und diese nachbarschaftshilferufenden Eingemeindungsversuche unter Leuten, die das ganze Jahr nichts miteinander reden oder zu tun haben wollen, und ständig Neuigkeiten über den Gartenzaun in den benachbarten Wald brüllen und sich wundern, dass nur das eigene Echo zurück kommt.

Wenn jemand viel spricht, eitel die Nase hochhält, sagt man, er sei “verliebt in den Klang der eigenen Stimme”. Bei Facebook ist es tatsächlich so, dass manche selbstverliebt sind. Man kann doch nicht ernstlich erwarten, dass eine Riesenkommunikation entsteht, wenn man zu einem viral verbreiteten Fakebild eines tüchtigen Sportlers nur ein “Wie bitte???” zu sagen hat.

Jedenfalls: Man ist freundlicher Mensch, hat Erbarmen mit Kommunikationssüchtigen. Wer mit Fakebildchen Ansprache sucht, ist einsam. Daher schrieb der Herausgeber von Wien EXTRA ein paar Zeilen auf die Bildnisverfremdung, die eine glatte “üble Nachrede” ist.

Auf Facebook wird viel Mist verbreitet. Man bräuchte zehn Hände, um die ärgsten Scharten auszuwetzen. (Foto: Facebook, 17. Februar 2014)

Auf Facebook wird viel Mist verbreitet. Man bräuchte zehn Hände, um die ärgsten Scharten auszuwetzen. (Foto: Facebook, 17. Februar 2014)

Man schrieb, im amikalen “Du”, obwohl man sich nicht persönlich kennt, nur liest:

“Lieber Satiriker, nein, Du hast niemanden verpasst, falls Du soviel Zeit hast, um Skispringen im Fernsehen zu sehen.

Der Mann im Bild ist der deutsche Skispringer Andreas Wank und die Geschichte hinter der Namensgeschichte soll ein waliser Spaßvogel sein, der Bildbearbeitung zum besseren Ausdruck seiner Ideen braucht. Er nennt sich selbst, wahrscheinlich auch nicht sein richtiger Name, Jimbo Loony, und er machte das, was “wanking” im Englischen heißt: geistige Onanie. Weil Wank “Wank” heißt, wurde daraus superlustig “Spunkfuckshitpiss”.

Im Web verbreitet sich das, wie man neudeutsch sagt, “viral”, “schwärmerisch”, mit der vielgelobten “Schwarmintelligenz”. Nachfrage, wieso und weshalb ein Bild verfremdet wird, erachtet niemand als zweckmäßig. Das sind so die neumedialen Schmähs (und Schmähungen).

Die Tradition der Verfremdung gibt es in angloamerikanischen Staaten zum Hühnerfüttern. Wenn das in Österreich jemand sähe, was es etwa auf dieser Webseite gibt – nun besser nicht. http://cfake.com/celebrities/13/14

Mein Bild unten ist harmloser. Es stammt von der BBC via Huffington Post. Der Vergleich zum von Dir geteilten Fakebild macht sicher. Ich hab nix gegen Späße. Aber bei Namensspielen bin ich aus historischen Gründen etwas sensibel. Das war die Domain einer gewissen Brut. Man sollte das nicht unterstützen. Verzeih mir meinen moralischen Adrenalinstoß. Freu mich schon auf die Lesung in der Thalia, beste Grüße MJO”

Der höchst erfolgreiche deutsche Skisportler Andreas Wank wurde von einem englischen Verleumder via Twitter mit einem Pornonamen bedacht und öffentlich bloßgestellt. Alle lachen darüber. Aber einmal anders gedacht: Wenn über Eberhard Forcher oder Georg M. Biron jemand solche Bilder generiert. Lachen wir dann immer noch? Das Scheunentor für medialen Stallmist ist derzeit sehr weit aufgerissen. Die Moral liegt im Dreck. (Originalfoto: BBC via Huffington Post)

Der höchst erfolgreiche deutsche Skisportler Andreas Wank wurde von einem englischen Verleumder via Twitter mit einem Pornonamen bedacht und öffentlich bloßgestellt. Alle lachen darüber. Aber einmal anders gedacht: Wenn über Eberhard Forcher oder Georg M. Biron jemand solche Bilder generiert. Lachen wir dann immer noch? Das Scheunentor für medialen Stallmist ist derzeit sehr weit aufgerissen. Die Moral liegt im Dreck. (Originalfoto: BBC via Huffington Post)

Es ist schade, dass Georg Biron zu diesem Fakebild nicht mehr Sinnvolles eingefallen ist. Wahrscheinlich war er zu sehr mit dem Erzeugnis seines neuen Buches beschäftigt. Er fiebert seiner Lesung entgegen.

Man freut sich mit ihm. Denn: Man ist froh, dass man in einer offenen Demokratie lebt. Und zugleich traurig, dass es einige gibt, die den Wert einer offenen Demokratie nicht richtig einschätzen.

Selbstorganisation

Ihr Wert definiert sich im selbstorganisierten Achten von Grenzen. In der Türkei oder in Saudi Arabien gibt es für Mediendelikte Lagerhaft oder gleich die Gnackkugel. In Österreich nicht, und trotzdem oder deswegen dehnen einige die Grenzen zu weit aus.

Grundsatz beim Medienmachen ist, dass man bei anderen unterlässt, was man selbst nicht schätzen würde. Das ist der alte Leitsatz von Immanuel Kant (Kategorischer Imperativ – “Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.”) Der Leitsatz ist natürlich komplex und vielfach zerredet. Er ist aber interessant.

Man würde sich wünschen, dass zu allen, die das “Andreas Wank-Foto” verbreitet und “redirected” haben, deren Original-Foto mit pornografischer Namensverfremdung auftaucht und ebenso “viral” verbreitet wird. In der Psychologie nennt man das die “Konfrontationsmethode”. Bei einigen würde das einen Nachdenkprozess einleiten.

Das Buch des Georg M. Biron, das am 26. Februar 2014 in Wien vorgestellt wird, heißt übrigens: “Hai-Society”. Es erschien in einem Verlag, Echomedia, dessen Verlagschef soeben die Frau Uschi Fellner geheiratet hat und den, den Verlag, die SPÖ dieser Tage verkauft, verkauft hat oder verkaufen wird. Gesichert ist nur ganz ersteres.

Marcus J. Oswald (Ressort: Kultur, Medienschau)


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Facebook wird nun nicht sterben – Kauf von WhatsApp besiegelt

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WhatsAPP ersetzte als Messenger-Dienst in der Genration 12+ vielfach das klassische SMS. Mit einer Registrierung war man dabei, 450 Millionen Menschen taten das. Nun kaufte Facebook das etwas andere Soziale Netzwerk um 16 Milliarden Dollar auf. Das wurde am Abend des Mittwoch, den 19. Februar 2014, an der New Yorker Börse bekannt gegeben. (Foto: Logo WhatsAPP)

WhatsAPP ersetzte als Messenger-Dienst in der Genration 12+ vielfach das klassische SMS. Mit einer Registrierung war man dabei, 450 Millionen Menschen taten das. Nun kaufte Facebook das etwas andere Soziale Netzwerk um 16 Milliarden Dollar auf. Das wurde am Abend des Mittwoch, den 19. Februar 2014, an der New Yorker Börse bekannt gegeben. (Foto: Logo WhatsAPP)

(Wien, im Februar 2014) Es gibt zirka drei Millionen Österreicher, die auf “Facebook” registriert sind und einen hohen Prozentsatz, die täglich in der Chatterei und im abendlichen Posten lustvoll versinken. Man muss das anerkennen. Er wurde ein Hobby wie früher Patiencen legen oder Schach spielen. Es gibt aber auch einen harten Kern von Kritikern und Verweigerern, die meistens ältere Semester sind, teilweise hohe Ausbildung und Gründe haben, warum sie solche Sozialen Netzwerke nicht wollen.

Der Autor dieser Zeilen kann aus dem Stand fünf Leute aufzählen, von denen zwei außerordentlich gebildete Uni-Professoren mit meterlangen Publikationen im Bereich der Geisteswissenschaft sind, zwei im gehobenen Beamtendienst in leitender Position und einer Filmemacher, dessen Filme immerhin auf Arte, 3 Sat und Bayern Alpha laufen. Sie verweigern “Facebook” als entweder zu banal, zu aufwendig, zu unattraktiv oder indiskret. Sie meiden das weitgehend kostenlose Netzwerk. Das ist natürlich nur eine kleine, nicht-repräsentative Auswahl von Verweigerern. Die Genannten sind Leute, die beruflich nicht isoliert sind und ihre Netze dort haben. Man könnte davon ausgehen, dass viele Verweigerer ein Online-Netzwerk schwächen.

Elternkonflikte entstanden

Die zweite Annahme für einen endenden Facebook-Boom gründet im sozial-psychologischen Argument: Dem Generationenkonflikt. Es gibt den Trend, Forscher fanden das heraus, dass Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren Facebook meiden. Grund sind die Eltern. Diese haben in den letzten Jahren das Internet mühsam gelernt und wollen nun nicht mehr nur Emails verschicken. Sie machen sich im “Facebook” mit Katzenfotos, Hundefotos, Mama-Papa-Fotos, Mama-Papa-Kinder-Fotos breit wie im Wirtshaus. Seither gibt es die Tendenz, dass die Kinder nicht mehr so gern auf “Facebook” sein wollen. Die Kids wichen zunehmend auf andere Plattformen aus, die User generieren konnten: Eine dieser Plattformen ist WhatsApp.

Es war kürzlich auf einer Kinderveranstaltung in der Urania. Es ging um Filme von Jugendlichen. Auf dem Podium wurde einem 13-Jährigen applaudiert, der seinen Kurzfilm vorgestellt hatte. Befragt vom gut 35-jährigen Moderator des Abends, wo er seine Komparsen und Mitspieler gefunden hätte – “über Facebook?” – schüttelte der Bub den Kopf und meinte nur: “Neiiin! Auf WhatsApp.” Der Moderator lächelte gequält. “Aha, WhatsApp.” Es ist so.

Seitennetzwerk entstand

Unbemerkt von Älteren fand eine neue Mutation der Sozialen Netzwerke statt. “Facebook” gilt bei heute 15-Jährigen oder Jüngeren als altmodisch und out. “WhatsApp” gilt als “in” und angesagt. Dass die Willensäußerung des 13-jährigen Wiener Jungfilmemachers keine Einzelmeinung ist, scheint den Beleg darin zu finden, dass “WhatsApp” mittlerweile sagenhafte 450 Millionen registrierte User hat (Quelle: Neue Zürcher Zeitung, Online-Ausgabe, 20. Februar 2014).

Nun, mit heutigem Tag, dem 20. Februar 2014, muss man eine Meinung revidieren.

Vor einigen Tagen meinten viele, dass “Facebook bald sterben” könnte (es erschien besagte Studie, die rückläufiges Interesse bei der jungen Generation feststellte), weil bei 15-Jährigen oder Jüngeren der Dienst aus der Mode kam und nicht mehr gefällt. Es wurde die Meinung vertreten, dass “die Jungen mittlerweile ein anderes Web gelernt haben” und eine “ganze Generation der um 2000 Geborenen in den nächsten fünf Jahren Facebook weiträumig ausweicht”.

Erklärt wurde es mit Sozialverhalten von Früher. Damals sahen die Eltern Abende lang fern und schliefen vor der Glotze ein, während die Kids im Kinderzimmer am Computer saßen. Nun sitzen auch die Eltern lange Abende am PC und hochaktiv im Facebook und die Kids müssen wieder ausweichen. Wenn alleine in Wien 297.000 Schüler leben, unter 18-Jährige, wäre anzunehmen, dass das Auswirkungen auf die Nutzerzahlen hätte und dieser Faktor, hochgerechnet auf Europa und die ganze Welt, Auswirkungen auf die Konsistenz eines sozialen Web-Netzwerkes haben müsste, wenn einer ganzen Generation unter 18-Jähriger Facebook nicht mehr gefällt. Ein “generation gap” werde kommen, eine Kluft zwischen denen, die am zehn Jahre alten Facebook sind und solchen, die auf drei Jahre alte Start Ups gehen, um neue Netzwerke zu bilden. Das müsste langfristig zum Tod des Netzwerkes “Facebook” führen. Dachte auch der Herausgeber von Wien EXTRA vor einer Woche.

Welt-Webseite Facebook

Das wird nicht kommen. Zur Mitternacht (MEZ) des 20. Februar 2014 wurde bekannt, dass “Facebook” den Dienst “WhatsApp” gekauft hat. Für 16 Milliarden Dollar. Laut “Zürcher Zeitung” werden vier Milliarden Dollar in Bar bezahlt und 12 Milliarden in Facebook-Aktien. Damit ist der schärfste Konkurrent im Web, eine 55-Mitarbeiter-Company, die “Facebook” ernsthaft nahe trat, mit Geld bestochen und gekauft. Die WhatsApp-er aus der Yahoo-Kaderschmiede dürften trotzdem sympathische Burschen sein, wie dieses Statement vom 18. Juli 2012 zeigt. Zuckerberg streut ihnen Rosen, sagt – laut NZZ-Meldung: “WhatsApp ist auf dem Weg, eine Milliarde Leute miteinander zu verbinden.” Selber hat man 1.2 Milliarden registrierte Nutzer. Wenn nicht überall die Gleichen registriert sind, ergibt das bald zwei Milliarden Menschen im Einflussbereich von Zuckerberg.

Natürlich gibt es noch Unabwägbarkeiten für die Welt-Webseite “Facebook”: Russland hat ein eigenes Facebook und eigene Strukturen mit dem VK.com aufgebaut. In China gibt es kein Facebook, auch kein Google, sondern die Suchmaschine Baidu. In Indien ist alles unklar. Die höchsten Wachstumsraten von “Facebook” liegen im technikverliebten Asien (Thailand, Indonesien, usw.) und in afrikanischen Staaten wie Nigeria, die zu den Top 15 der weltweit wirtschaftlich erfolgreichsten Staaten gehören (Nigeria soll bis 2020 unter die Top-10 vorstoßen).

Die “Stasi auf freiwilliger Basis” ist bereits weit ausgebreitet. Das freut lokale Behörden. Das freut die CIA, die Homeland Security, das freut die Adressenhändler und die werbetreibenden Weltkonzerne. Es freut viele, aber nicht alle. Doch die Kritiker haben nach dem Deal mit WhatsApp de facto keine Chance mehr. Sie können nach der Übernahme des härtesten Konkurrenten noch so viele negative Argumente sammeln. “Facebook” wird wohl 2024 auch seinen zwanzigsten Geburtstag erleben. Und seinen dreißigsten. Weil der Satz eines kanadischen Unternehmers gilt: “Wer das Geld hat, bestimmt die Regeln”.

Trotzdem ist das Video von Alexander Lehmann in ironisch-sanfter Tonlage wichtig, weil es zeigt, wohin die Reise geht:

Marcus J. Oswald (Ressort: Medien)


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Die US-Botschaft und ihre Mannen

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(Wien, im Februar 2014) Fast jeden Tag fährt der Herausgeber dieser Webseite an der US-Botschaft in der Boltzmanngasse mit dem Rad vorbei. Es geht entweder bergauf, Richtung Währingerstraße, oder bergab, Richtung Liechtensteinstraße. Es geschieht zu den unterschiedlichsten Zeiten: Manchmal am Abend, sehr oft um 7 Uhr 30 in der Früh.

Jedes Mal geht es vorbei an Riesen großen Eisenzäunen, die vor zirka acht Jahren als Nachwehe zu den September-Bombardements 01 um den Vorplatz der Botschaft gezogen wurden. Dazu Panzersperren an der Ein- und Ausfahrt und absenkbare Poller. Dazu private Security und Polizei in drei Wachkabinen am Vorplatz. Überall Kameras. Wer mit dem Rad besonders langsam vorbeifährt, wird in jeder Phase entlang der Gitterfront von hoch oben gefilmt.

Ermittler

Wenn man am frühen Morgen vorbeifährt, sieht man mitunter ältere Herren im 80er-Jahre-Trenchcoat oder noch ältere mit weißem Vollbart, goldener Metallbrille und Aktentasche, den Knopf im Ohr und in sich versunken, aber wachsam, zum Gebäude und relativ rasch durch die Sicherheitsschranken gehen. Es sind Kieberer und Spione. Man riecht solche Leute 100 Meter gegen den Wind!

Der Herausgeber von “Wien EXTRA” macht keinen Hehl daraus, dass er diese ganze Spioniererei im eigenen Land, in der eigenen Stadt abgrundtief hasst. Leute, die den ganzen Tag nichts produzieren und herstellen, sondern bloß Webseiten lesen, speichern, scannen und screenen. Das geschieht unter anderem im riesigen Gebäude der US-Botschaft in der Boltzmanngasse. Und es ist nicht in Ordnung.

Peter Pilz sagte im Parlament am 20. November 2013, dass er der Überzeugung ist, dass ähnlich zu Berlin, wo es nachgewiesen, in der Boltzmanngasse 16 ein Fake-Aufbau am Gebäude existiere, der nichts anderes als eine falsche Außenwand sei, hinter der sich machtvolle Technik befände, mit dem Ziel, eine Richtfunkstrecke zu erreichen, um Handies abzuhören.

Wie gesagt: Seit Jahren fährt der Herausgeber fast täglich bewußt an der US-Botschaft vorbei (und nicht den verkürzten Weg über die Liechtensteinstraße stadteinwärts oder den verkürzten Weg entlang der Nussdorferstraße Richtung Gürtel), um sich umzuschauen.

Falscher Aufbau

Es wurde bisher kein “Aufbau” am historischen Gebäude ausgemacht. Die Einsehbarkeit in das nach hinten verbaute Gelände ist jedoch durch den hohen, historischen Frontbau von der Boltzmanngasse schlecht. Peter Pilz meinte im Parlament, er erkenne aus Satellitenbildern, dass es den künstlichen Aufbau gebe. Das kann man im fast täglichen Vorbeifahren nicht bestätigen. Was allerdings am Ort der US-Botschaft auffällt, ist, dass es in unmittelbarer Nähe, keine 50 Meter Luftlinie entfernt, einen hohen Richtfunktmast der Telekom Austria gibt. Es wäre Spionen nachrichtentechnisch einfach, so sie in der US-Botschaft eingenistet sind, in diese Richtfunkstrecke einzudringen und damit österreichische Telefonate abzuhören. Es ist: Nicht denkunmöglich. Aber: Es gibt keine Beweise. Denkmöglich wäre es, weil Wien als neutraler “Brückenkopf” zwischen Ost und West lange Zeit komplett weggeschaut hat, wenn es Spionagetätigkeiten im eigenen Land betraf. Die Botschaften genossen lange Jahre Narrenfreiheit. Erst in PRISM- und Snowden-Zeiten regen sich alle darüber auf, dass es die üble Spitzelei von Ausländern in Wien gibt.

Man kann diese Organisationen nicht vor den Vorhang holen, denn sie gefallen sich in ihrer verdeckten Tätigkeit. Was man gesichert sagen kann, dass in der US-Botschaft nicht nur die US-Botschaft arbeitet. “Ross” und “Reiter” kann man nur bedingt nennen. Aber einiges ist kein Geheimnis. Hier der oberflächliche Versuch zu zeigen, wer in der US-Botschaft und in einer Außenstelle im “Hotel Marriott” arbeitet. Man hat doch als Wiener das Recht zu wissen, wer sich aus dem Ausland in Wien umtut!

Knappe Übersicht. Wer mit den Damen und Herren in Kontakt treten will, kann dies tun. Der Datenbaum stammt aus Juli 2013:

DEA

Kein Geheminis ist, dass Beamte der amerikanischen “Drug Enforcement Administration”, kurz “DEA”, in Wien arbeiten. Ihre Identität ist offen, ihre Büros sind öffentlich zugänglich, ihre Telefonnummern, Faxnummern und Emails (Wien EXTRA) bekannt.

Drug Enforcement Administration (DEA)
Hotel Marriott
Amerikanisches Konsulat
Parkring 12 a
1010 Wien

Zwei Faxnummern: ++43-1-513 82 87 und ++43-1-513 56 43

DEA-Leiter (County Attaché) in Wien ist:
Herr Ira ISRAEL – Telefon: 01-31339 7548 oder am Handy: 0664-301 59 55

Er hat drei Mitarbeiter und eine Sekretärin:
Special Agent Minh NGUYEN – Telefon: 01-31339 7549 oder am Handy: 0664-392 02 07
Special Agent Robert J. SUBACH – Telefon: 01-31339 7558 oder am Handy: 0664-811 76 55
Intelligence Analyst Brian HALL – Telefon: 01-31339 7551 oder am Handy: 0676-555 01 56
Catherine G. NOGLE für Support Administration – Telefon: 01-31339 7551 oder am Handy: 0664-811 76 25

FBI, Homeland Security

Für spezielle Anliegen kann man sich direkt an die Botschaft der USA in Wien wenden. Man kann Leute anrufen und kontaktieren.

In der Botschaft haben sowohl das “FBI” als auch die “Homeland Security” ihr Büro. Diese Leute sind zuständig:

Federal Bureau of Investigation (FBI)
in der Botschaft der USA
Boltzmanngasse 16
1090 Wien

FBI-Leiter (Attaché) in Wien ist:
Herr Steven L. PAULSON – Telefon: 01-31339 2450 oder am Handy: 0676-834 39 21 61
Er hat einen organisatorischen Leiter (Deputy),
Robert V. ANDREWS – Telefon: 01-31339 2451 oder am Handy: 0664-501 71 36

Department of Homeland Security und
Immigration and Customs Enforcement (ICE)

in der Botschaft der USA
Boltzmanngasse 16
1090 Wien

Homeland-Chef in Wien (Attaché) ist:
Herr James PLITT – Telefon: 01-31339 2111 oder am Handy 0664-433 36 51
Er hat einen organisatorischen Leiter (Deputy),
Herr Grant LUCAS – Telefon: 01-31339 2113 oder am Handy 0664-381 83 13

Marcus J. Oswald (Ressort: Bezirksgeschehen, 9. Bezirk)


Einsortiert unter:09. Bezirk, Bezirksgeschehen Tagged: Amerikanische Botschaft Wien, Boltzmanngasse, Boltzmanngasse 16, Botschaft USA, DEA, drug enforcement administration dea, FBI, Geheimdienste, Homeland Security, Polizei in Wien, Spionage, Spitzelvorwürfe gegen US Botschaften, US Botschaft, Wien

El Chapo verhaftet – Der vermutlich größte Dealer Mexikos

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Joaquin El Chapo Guzman: Der vermutlich größte Drogendealer Mexikos nun festgenommen. (Foto: Fahndungsplakat aus 2010)

Joaquin El Chapo Guzman: Der vermutlich größte Drogendealer Mexikos nun festgenommen. (Foto: Fahndungsplakat aus 2010)

(Wien/Mexiko, im Februar 2014) Motorradhelmdemonstranten dominieren in Kiew die Medien, die der Wiener Demokultur große Rätsel aufgeben würden. Hier herrscht “Vermummungsverbot”. Die Ukraine ist anders.

Wäre eine solche Demokultur in Wien denkbar? Ein etwas größerer “schwarzer Block” besetzt den Regierungstriangel zwischen Kanzleramt, Präsidentschaftskanzlei und Innenministerium, setzt sich ein paar Tage Kämpfen mit der “WEGA” aus, bläst diese aus den Schuhen, ein paar Demonstranten fahren in die Josefstädterstraße, setzten sich demonstrativ in die Wohnung des Herrn Heinz Fischer im dritten Stock, machen Fotos von sich und ihren Stahlhelmen – und schon hat man einen neuen Kanzler. Nur eine Fantasie. In Kiew dieser Tage Wirklichkeit. Andere Länder, andere Sitten. So laufen “Machtkämpfe” im Osten. Mit der Faust.

Kriege

Es gibt auch andere Wirklichkeiten. Mexiko zum Beispiel. Der “Drogenkrieg” hatte schon im Jahr 2010 einen Stand an Toten von 28.000 Menschen gezählt. Keine Süchtigen, sondern Paramilitärs auf Seiten der bis auf die Zähne bewaffneten Kartelle, die sich das Land offenbar mafios in Sektoren aufteilen (siehe älterer Bericht auf Schwesternwebseite, die derzeit nicht mehr aktualisiert wird) und Tote auf Seiten der Militärs, die in Mexiko bei Drogenfragen schwer bewaffnet Polizeiaufgaben erledigen. Wo immer man hinsieht, in welches Land, überall geht es etwas Rescher zur Sache. Bei uns in Österreich winseln die 25-jährigen Staatsanwälte, Richter und Polizisten irgendetwas vom schwulen Mimosenparagrafen “Gefährliche Drohnung”. In anderen Ländern würden sich Beamte das nicht trauen. Dort landen Bürokraten, die nicht spuren, im Säurefass. Der “Economist” brachte kürzlich wieder einen Hintergrundbericht über den mexikanischen Drogenkrieg und darin war von mehreren abgemurksten Richtern und Anklägern die Rede, die den Konfliktgegnern zu nahe kamen. Andere Länder, andere Sitten.

Der Boss

Nun hat es aber einen der größten Dealer Mexikos selbst erwischt. Wie die “New York Times” berichtet (22. Februar 2014) wurde der Boss des “Sinaloa Kartells”, das als größtes in Mexiko gilt, gestern oder soeben verhaftet. Joaquin “El Chapo” Guzman war noch 2010 auf der “Most Wanted Liste des US-Justizministeriums” (nicht zu verwechseln mit “Most Wanted Liste des FBI”) nach Osama Bin Laden der Zweitmeistgesuchte der USA.

Die Belohnung auf Guzmans Kopf wog “up to” (bis zu) 5 Millionen Dollar. Am 22. Februar 2014 klickten für den wohl größten Kokain-Lieferanten in die USA die Achter, um den sich nach einer Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis zur Jahrtausendwende seither viele Mythen und Legenden bildeten. Sein Leben könnte verfilmt werden.

Neuer 5-Millionen-Kopf

Mitterweile ist in der Bedeutungsskala der von der US-Justiz Gesuchten ein anderes Schwergewicht nachgerückt, auf den ebenso “up to” 5 Millionen Dollar Kopfgeld ausgesetzt sind. Erst am 9. August 2013 nach 28 Jahren Haft entlassen, wird der Bruder eines Bosses des mexikanischen “Guadalajara Kartells” von den USA zur Verhaftung gesucht. Er ist aber untergetaucht.

Nachdem Kokainlieferant El Chapo Guzman gefasst worden war, nahm das US-Justizministerium sofort heute sein Fahndungsplakat vom Web und rückte - in gleicher Dimension - ein neues nach: Es betrifft den erst im August 2013 aus 28-jähriger Haft entlassenen Rafael Caro Quintero. Auf seinen Kopf stehen ebenso: 5 Millionen Dollar. (Foto: US Justizministerium, Abteilung DEA)

Nachdem Kokainlieferant El Chapo Guzman gefasst worden war, nahm das US-Justizministerium sofort heute sein Fahndungsplakat vom Web und rückte – in gleicher Dimension – ein neues nach: Es betrifft den erst im August 2013 aus 28-jähriger Haft entlassenen Rafael Caro Quintero. Auf seinen Kopf stehen ebenso: 5 Millionen Dollar. (Foto: US Justizministerium, Abteilung DEA)

Laut NY Times sind seit dem Höhepunkt des “Drogenkriegs” im Jahr 2010 nun 25 von 37 Drogenbossen Mexikos entweder in Gefängnissen oder getötet.

DEA und UNODC in Wien

Was haben diese mexikanischen Geschichten mit Wien zu tun? Nun, die “DEA” arbeitet weltweit und nicht bloß in den USA und damit auch in Wien in einem Büro. Es liegt im “Hotel Marriott” am Parkring 12a, man hält dort fünf Mitarbeiter (inklusive Chef).

Die “DEA” hat mit Stand 22. Februar 2014 in 67 Ländern 86 Büros und von Wien bearbeitet man die Länder Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Moldawien, Kroatien und Slowenien.

Das Büro im Hotel Mariott ist für mehrere Länder zuständig. (Fotoquelle: Webseite DEA, Abruf 22. Februar 2014)

Das Büro im Hotel Mariott ist für mehrere Länder zuständig. (Fotoquelle: Webseite DEA, Abruf 22. Februar 2014)

Außerdem hat in Wien die internationale Drogenpolitik hohe Bedeutung, da in der UNO-City der Sitz der UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) ist, die sich strategisch mit Drogenthemen und eventuell auch Drogenbekämpfung befasst. Das dringt zwar nie an die Öffentlichkeit. Denn von der UNODC liest man in Wiener Zeitungen ein ganzes Jahr nichts. Es ist aber so.

Insoweit ist der Fang des Joaquin “El Chapo” Guzman auch in Wien heute durchaus großes Gesprächsthema unter Fachleuten. Nicht auf der Kettenbrückengasse oder am Karlsplatz. Dort ist den Junkies egal, ob einer der Ihren irgendwo auf dieser Welt eingelocht wurde. Möglich, dass auch dort eine kurze Welle des Mitleids ausbricht.

Marcus J. Oswald (Ressort: Crime)


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Wolfgang Webers Wien TV.org – 27. Februar 2014

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(Wien, im Jänner 2013) Wolfgang Weber betreibt seinen kleinen TV-Sender so ziemlich im Alleinregie. Daher kurbelt dieses Journal eine Weile seine Seherzahlen etwas an. Die Sendung erscheint seit Langem wöchentlich.

Die Sendung vom 27. Februar 2014 fokussiert auf die EU-Wahlen samt Wahlaktionismus der Kleinstparteien, auf eine Parlamentarier-Kundgebung zum Thema Hypo Alpe Adria, auf historisches Gedenken zum 12. Februar am Zenträu und die Verleihung von Negativ-Preisen die Soziale Verantwortung verletzen.

  • News-Teil: Schweizer Polizist von Rassismus freigesprochen
  • News-Teil: Ukraine-Präsident Janukowitsch abgesetzt
  • News-Teil: Geschäftsführerin der Hofburg Betriebsgesellschaft abgetreten
  • News-Teil: Deutscher Demonstrant Josef in U-Haft
  • News-Teil: Voest Alpine verklagt Umweltdachverband auf 5 Mio Euro
  • News-Teil: Zieselstreit bei Wiener Heeresspital eskalisert
  • 1. Beitrag: Flashmob “Letztes Hemd” von „Europa Anders“
  • 2. Beitrag Gedenkveranstaltung Zentralfriedhof 12. Februar (Faymann im Interview)
  • 3. Kundgebung vor Parlament zu Hypo-U-Ausschuss innert 300-Meter-Bannmeile (Strolz und Kogler im Interview)
  • 4. Netzwerk Soziale Verantwortung vergibt Negativ-Preis an Firmen
  • Vorschau auf Lesung in Liberia Utopia
  • Vorschau auf Flüchtlingsball 2014
  • Rückschau auf Bewegtbilder zum Korporiertenball 2014

Link zur Sendung: http://youtu.be/D9MZoWHWl-g

Marcus J. Oswald (Ressort: Video ergo sum)


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Krankheitsbedingte Pause

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Leider ist der Zeh gebrochen und zu allem Überdruss der Scanner nicht sauber geputzt. Dann kommt das heraus. Wenig Gutes. Auf jeden Fall: Der linke große Zeh ist nach neun Wochen nicht verheilt und hängt nun ohne Gelenk etwas in der Luft. Wenn man dann in Wiener Wartesälen dreißig und mehr unerträgliche Leute vor sich hat, die professionell mit Schnupfen Krankenstand feiern, davon 90 % mit Migrationshintergrund, hebt das die allgemeine Laune auch nicht. (Foto: Labor Schludermann)

Leider ist der Zeh gebrochen und zu allem Überdruss der Scanner nicht sauber geputzt. Dann kommt das heraus. Wenig Gutes. Auf jeden Fall: Der linke große Zeh ist nach neun Wochen nicht verheilt und hängt nun ohne Gelenk etwas in der Luft. Wenn man dann in Wiener Wartesälen dreißig und mehr unerträgliche Leute vor sich hat, die professionell mit Schnupfen Krankenstand feiern, davon 90 % mit Migrationshintergrund, hebt das die allgemeine Laune auch nicht. (Foto: Labor Schludermann)

(Wien, im März 2014) Interne Kurznotiz: Auf Grund des Umstandes, dass der Herausgeber dieser Webseite derzeit nahezu jeden Tag bei irgendwelchen Ärzten, im Spital, auf der Krankenkassa und auf Ämtern bescheuert herumsitzt, wo jedes Mal zwanzig bis (Spitzenwert) 65 (!) Leute (Wiener Krankenkassa, Heiligenstädterstraße, 6. März 2014, 10 Uhr 30) VOR ihm warten, hat er derzeit einen leichten Wutreiz im Hals und kann nichts Brauchbares aussagen, was brauchbares Schriftliches von Dauer würde, wie es sich gehört, wenn man Jahre später Brauchbares im “Google” oder auf “Bing” nachlesen will.

Es gilt beim Schreiben die goldene Regel: Wenn man Zorn hat, soll man schweigen. Daher wird derzeit eine Weile geschwiegen. Nicht, weil es nicht Neues gäbe, sondern deshalb.

Facebook macht ineffizient

Außerdem ging in den letzten zwei Wochen viel Zeit auf diesem “Facebook” verloren, was wieder eingestellt wird. Weil Beiträge dort keine URL haben, womit sie de facto wertlos sind, da sie nur im geschlossenen Inzuchtsystem des Teilnetzes des weltweiten Internets sichtbar sind, was dem Grundprinzip des tatsächlich offenen Internets widerspricht. Der vernünftige Mensch will nicht “liken”, sondern “linken”. Sonst hat das ja keinen Sinn. Es ist völlig irrelevant, ob jemandem ein Beitrag gefällt. Die Frage ist, was er in der Folge, also folglich oder folgerichtig damit “macht”. Ein “Like” bringt gar nichts, ein “Link” Zacken in der Krone der Suchmaschine. So ist das.

Mega-Scan-Projekt

Die letzten Tage vergingen trotzdem nicht ganz untätig. Es wurde bis zur Schleimbeutelentzündung im linken Arm und bis zum Bandscheibenvorfall im Beckenwirbel gescannt. Das ist anstrengender als man glaubt und lief mit Ehrgeiz: In den letzten zwei Wochen entstanden 1.700 neue Scans. Aktuell werden zirka 400 Ausgaben der nicht im Web befindlichen Londoner Tageszeitung “The Times” im Volltext am A3-Scanner abgelichtet. Die Zeitung hat auf der Webseite eine Bezahlschranke: Man kann die ersten zehn Zeilen eines Artikels lesen, dann dimmt alles ab. Da es eine umfassende Zeitung aus einer Weltmetropole ist, wird sie komplett erfasst. Das erzeugt große Datenmengen. Beispiel: Eine “Times” hat 98 Seiten, das erzeugt 471 MB Datensatz. Pro Ausgabe. Parallel wird das “Handelsblatt” komplett gescannt, da es die wichtigste Wirtschaftstageszeitung Deutschlands ist. Ein “Handelsblatt” hat 48-72 Seiten. Dazu werden frühere Ausgaben des “Falter” (2001-2014; je 48-56 Seiten) komplett erfasst, da die Wochenzeitung jetzt und in absehbarer Zeit keinen adäquaten Webauftritt, aber in Vergangenheit und Zukunft reichende Inhalte hat. Der “Falter” will Ernst genommen werden. Die Vollerfassung am Scanner ist eine dezente Verneigung und Anerkennung.

Digitales Archiv

Das alles ist erst der Anfang. Ziel ist es, so gut wie alle wichtigen Blätter “per Knopfdruck” wie bei CSI nobel am Schirm zu haben, ohne Druckerschwärze am Finger. Das Archiv soll am langen Ende (Zeitpunkt der Fertigstellung des Projektes “Digitales Archiv Oswald” noch unklar) zirka 22 Terrabyte umfassen (10-12 Platten). Damit nichts in Vergessenheit gerät. Papier gerät bekanntlich außer Mode.

Tieferer Hintergrund: Web kann nichts neu erfinden, nur neu verwalten. Beiträge im Internet sind oft nur Abklatsch und Klatsch. Besser wäre ein Weiterdenken des bereits Geschriebenen, Fortdenken und Umdenken. Um bereits geschriebene Dinge am Leben, in Diskussion, zitierfähig zu halten, muss man wissen, wo und wie exakt es geschrieben stand. Bei der Fülle des Geschriebenen in – für die Gesellschaft wichtigen – Zeitungen ist eine präzise Verwaltung relevanter vergangener Themen, auf denen Zukunft baut, nur in digitaler Form möglich. Daher das Mega-Scan-Projekt. Urheberrechtlich ist es erlaubt, da das Offline-Archiv nur im Privatrahmen der Erweiterung des Sichtfeldes dient. Die Festplattenabgabe wird bei Erwerb jeder externen Platte bezahlt.

Marcus J. Oswald (Ressort: Intern)


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