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El Chapo verhaftet – Der vermutlich größte Dealer Mexikos

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Joaquin El Chapo Guzman: Der vermutlich größte Drogendealer Mexikos nun festgenommen. (Foto: Fahndungsplakat aus 2010)

Joaquin El Chapo Guzman: Der vermutlich größte Drogendealer Mexikos nun festgenommen. (Foto: Fahndungsplakat aus 2010)

(Wien/Mexiko, im Februar 2014) Motorradhelmdemonstranten dominieren in Kiew die Medien, die der Wiener Demokultur große Rätsel aufgeben würden. Hier herrscht “Vermummungsverbot”. Die Ukraine ist anders.

Wäre eine solche Demokultur in Wien denkbar? Ein etwas größerer “schwarzer Block” besetzt den Regierungstriangel zwischen Kanzleramt, Präsidentschaftskanzlei und Innenministerium, setzt sich ein paar Tage Kämpfen mit der “WEGA” aus, bläst diese aus den Schuhen, ein paar Demonstranten fahren in die Josefstädterstraße, setzten sich demonstrativ in die Wohnung des Herrn Heinz Fischer im dritten Stock, machen Fotos von sich und ihren Stahlhelmen – und schon hat man einen neuen Kanzler. Nur eine Fantasie. In Kiew dieser Tage Wirklichkeit. Andere Länder, andere Sitten. So laufen “Machtkämpfe” im Osten. Mit der Faust.

Kriege

Es gibt auch andere Wirklichkeiten. Mexiko zum Beispiel. Der “Drogenkrieg” hatte schon im Jahr 2010 einen Stand an Toten von 28.000 Menschen gezählt. Keine Süchtigen, sondern Paramilitärs auf Seiten der bis auf die Zähne bewaffneten Kartelle, die sich das Land offenbar mafios in Sektoren aufteilen (siehe älterer Bericht auf Schwesternwebseite, die derzeit nicht mehr aktualisiert wird) und Tote auf Seiten der Militärs, die in Mexiko bei Drogenfragen schwer bewaffnet Polizeiaufgaben erledigen. Wo immer man hinsieht, in welches Land, überall geht es etwas Rescher zur Sache. Bei uns in Österreich winseln die 25-jährigen Staatsanwälte, Richter und Polizisten irgendetwas vom schwulen Mimosenparagrafen “Gefährliche Drohnung”. In anderen Ländern würden sich Beamte das nicht trauen. Dort landen Bürokraten, die nicht spuren, im Säurefass. Der “Economist” brachte kürzlich wieder einen Hintergrundbericht über den mexikanischen Drogenkrieg und darin war von mehreren abgemurksten Richtern und Anklägern die Rede, die den Konfliktgegnern zu nahe kamen. Andere Länder, andere Sitten.

Der Boss

Nun hat es aber einen der größten Dealer Mexikos selbst erwischt. Wie die “New York Times” berichtet (22. Februar 2014) wurde der Boss des “Sinaloa Kartells”, das als größtes in Mexiko gilt, gestern oder soeben verhaftet. Joaquin “El Chapo” Guzman war noch 2010 auf der “Most Wanted Liste des US-Justizministeriums” (nicht zu verwechseln mit “Most Wanted Liste des FBI”) nach Osama Bin Laden der Zweitmeistgesuchte der USA.

Die Belohnung auf Guzmans Kopf wog “up to” (bis zu) 5 Millionen Dollar. Am 22. Februar 2014 klickten für den wohl größten Kokain-Lieferanten in die USA die Achter, um den sich nach einer Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis zur Jahrtausendwende seither viele Mythen und Legenden bildeten. Sein Leben könnte verfilmt werden.

Neuer 5-Millionen-Kopf

Mitterweile ist in der Bedeutungsskala der von der US-Justiz Gesuchten ein anderes Schwergewicht nachgerückt, auf den ebenso “up to” 5 Millionen Dollar Kopfgeld ausgesetzt sind. Erst am 9. August 2013 nach 28 Jahren Haft entlassen, wird der Bruder eines Bosses des mexikanischen “Guadalajara Kartells” von den USA zur Verhaftung gesucht. Er ist aber untergetaucht.

Nachdem Kokainlieferant El Chapo Guzman gefasst worden war, nahm das US-Justizministerium sofort heute sein Fahndungsplakat vom Web und rückte - in gleicher Dimension - ein neues nach: Es betrifft den erst im August 2013 aus 28-jähriger Haft entlassenen Rafael Caro Quintero. Auf seinen Kopf stehen ebenso: 5 Millionen Dollar. (Foto: US Justizministerium, Abteilung DEA)

Nachdem Kokainlieferant El Chapo Guzman gefasst worden war, nahm das US-Justizministerium sofort heute sein Fahndungsplakat vom Web und rückte – in gleicher Dimension – ein neues nach: Es betrifft den erst im August 2013 aus 28-jähriger Haft entlassenen Rafael Caro Quintero. Auf seinen Kopf stehen ebenso: 5 Millionen Dollar. (Foto: US Justizministerium, Abteilung DEA)

Laut NY Times sind seit dem Höhepunkt des “Drogenkriegs” im Jahr 2010 nun 25 von 37 Drogenbossen Mexikos entweder in Gefängnissen oder getötet.

DEA und UNODC in Wien

Was haben diese mexikanischen Geschichten mit Wien zu tun? Nun, die “DEA” arbeitet weltweit und nicht bloß in den USA und damit auch in Wien in einem Büro. Es liegt im “Hotel Marriott” am Parkring 12a, man hält dort fünf Mitarbeiter (inklusive Chef).

Die “DEA” hat mit Stand 22. Februar 2014 in 67 Ländern 86 Büros und von Wien bearbeitet man die Länder Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Moldawien, Kroatien und Slowenien.

Das Büro im Hotel Mariott ist für mehrere Länder zuständig. (Fotoquelle: Webseite DEA, Abruf 22. Februar 2014)

Das Büro im Hotel Mariott ist für mehrere Länder zuständig. (Fotoquelle: Webseite DEA, Abruf 22. Februar 2014)

Außerdem hat in Wien die internationale Drogenpolitik hohe Bedeutung, da in der UNO-City der Sitz der UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) ist, die sich strategisch mit Drogenthemen und eventuell auch Drogenbekämpfung befasst. Das dringt zwar nie an die Öffentlichkeit. Denn von der UNODC liest man in Wiener Zeitungen ein ganzes Jahr nichts. Es ist aber so.

Insoweit ist der Fang des Joaquin “El Chapo” Guzman auch in Wien heute durchaus großes Gesprächsthema unter Fachleuten. Nicht auf der Kettenbrückengasse oder am Karlsplatz. Dort ist den Junkies egal, ob einer der Ihren irgendwo auf dieser Welt eingelocht wurde. Möglich, dass auch dort eine kurze Welle des Mitleids ausbricht.

Marcus J. Oswald (Ressort: Crime)


Einsortiert unter:Crime Tagged: DEA, Drogenpolitik, El Chapo, Joaquin El Chapo Guzman, Joaquin Guzman, Mexiko, Schlag gegen Dealer, UNODC, USA

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